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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sich im Laufe der Zeit von allein wieder geben, doch zu ihrer Enttäuschung schien es auch Martin und ihrem Vater ganz recht zu sein. Worüber sollten sie auch in der Tischrunde sprechen? Es war, als hätten sie jede Vertrautheit miteinander verloren. Susanne kannte im Gegensatz zu früher die Ansichten und Pläne der Männer nicht mehr.
    Doch mit ihrem Vater würde sie sprechen müssen, damit sie in der Druckerei arbeiten konnte. Ein halbes Jahr zuvor hätte sie nicht gezögert, ihn einzuweihen. Sie wäre sicher gewesen, dass sie ihn dazu bringen konnte, Verständnis für ihren Wunsch zu haben. Diese Zuversicht hatte sie verloren. Sie wollte das Gespräch mit ihm nur führen, falls sie am nächsten Tag eine Zusage von Frau Uhrmeister bekam.
    Eben legte er den Knochen aus der Hand, den er abgenagt
hatte, und wischte sich die Hände sauber. »Susanne, wir bekommen heute Abend noch einen Gast. Ich möchte, dass du dich uns anschließt.«
    Der Besucher war ein Gildebruder, der seinen Werkhof ebenfalls in der Böttcherstraße hatte. Herr Lohse war in seinen Dreißigern, ein ehemals fülliger Mann, der seit dem Tod seiner Frau an Gewicht verloren hatte. Susanne kannte ihn vom Sehen recht gut, er war mit seinen beiden kleinen Kindern ein regelmäßiger Kirchgänger und in der Gilde so angesehen wie ihr Vater. Er erwiderte ihren Knicks mit einer Verbeugung, bevor er sich in die Dornse geleiten ließ.
    Sie hatte es nicht kommen sehen, doch als ihr Vater »Setz dich« sagte und sie dabei so zufrieden anlächelte wie seit Langem nicht, da begriff sie, warum Herr Lohse sie mit seinem Besuch beehrte. Ihr Vater war offenbar schnell darauf gekommen, welche neuen Möglichkeiten sich daraus ergaben, dass seine ersten Heiratspläne für sie gescheitert waren. Wenn sie Herrn Lohses zweifelnde Blicke und seine Verlegenheit richtig deutete, war er von diesen Plänen bisher nicht so überzeugt wie ihr Vater.
    Sie war froh, dass sie so geistesgegenwärtig gewesen war, sich eine Näharbeit mitzubringen. So konnte sie den Blick gesenkt halten, ohne unhöflich oder verschüchtert zu wirken.
    Obwohl Herr Lohse noch nicht zu wissen schien, ob er um sie freien wollte, begann er vorsorglich, sich anzupreisen. Susanne musste darüber lächeln, wie er seine Worte vorwiegend an ihren Vater richtete und doch Dinge darlegte, die diesem längst bekannt sein mussten. Er sprach über sein hohes Ansehen in der Gilde, seine vorteilhaften Verbindungen zu hochgestellten Kunden und die gute Auftragslage seiner Werkstatt. Selbst Reparaturen und Verschönerungen
seines Hauses erwähnte er, und seine demütige Hochachtung für Kirche und Glauben.
    Susanne bemühte sich, gerade so viel Aufmerksamkeit zu zeigen, dass er keinen Grund hatte, beleidigt zu sein. Er wirkte daher zufrieden genug, als er sich nach einer Stunde verabschiedete.
    Während Susanne anschließend in der Dornse die Krüge und Teller zusammenräumte, kam ihr Vater von der Haustür zurück zu ihr. »Na, Susannchen, was hältst du von ihm?«
    Susanne zwang sich, gelassen zu bleiben. »Ein ehrenwerter, freundlicher Mann.«
    »Er wäre der Richtige für dich. Ein Mann mit Erfahrung, der schon eine Stellung in der Welt hat. Der könnte für dich und deine Kinder sorgen, wie ich selbst es täte. Und die Kinder seiner ersten Ehe stören dich doch nicht, du hast doch das große Herz, dich um sie zu kümmern. Da hättest du dann deinen eigenen Hausstand. Ich sehe ja, dass du mit Dorothea nicht gut zurechtkommst. Willst du ihn also in Betracht ziehen?«
    Wäre sie noch Jungfrau gewesen, hätte sie unter den herrschenden Umständen über eine Ehe mit Herrn Lohse nachgedacht. Da sie jedoch wusste, was sie erwartete, musste sie nicht überlegen. Sie würde nicht das Bett mit Herrn Lohse teilen.
    Mit einem Seufzen setzte sie sich an den Tisch und streckte ihrem Vater die Hand entgegen. »Ich würde gern einmal in Ruhe mit dir reden, Vater.«
    Besorgt zog er die Brauen zusammen, setzte sich ihr aber gegenüber und legte seine Hand in ihre. »Was hast du auf dem Herzen, Kind? Ich weiß wohl, dass die vergangene Zeit nicht leicht für dich war. Glaub mir, wenn ich dir Lohse
vorschlage, dann, weil ich es ein wenig wiedergutmachen möchte. Ich werde nicht jünger, und du sollst ein gesichertes Leben haben, bevor ich vor unseren Herrgott trete. Lohse nähme dich ohne große Mitgift. Du weißt ja, dass ich zurzeit nicht viel bieten kann.«
    Liebevoll tätschelte er ihre Hand und gab Susanne damit den Mut, zu

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