Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Preis. Er war das Reiten nicht gewöhnt. Hinzu gesellte sich nagender Hunger. Eine heiße Suppe erschien ihm verlockender als das Himmelreich. Zu seiner Erleichterung lichtete sich wenigstens der Nebel so weit, dass er die Lichtung sehen konnte.
    Endlich näherten sich von ihrer anderen Seite unstete Schritte. Es war nicht von Waldfels’ Page, sondern ein untersetzter Herr, der gekleidet war wie ein Advokat. Er stellte sich neben die Trümmer der Hütte und drehte sich im Kreis. »Hallo da? Ich komme wegen des Mädchens.«
    Der Dünne, der als Zweiter an Jan vorübergekommen
war, trat hinter einem Baum hervor. »Wo ist der Junge, und wo ist das Geld?«
    »Seine Hochwohlgeboren, der Graf von Waldfels, hat mich beauftragt, sicherzustellen, dass das Mädchen unversehrt ausgehändigt wird, bevor die Zahlung der Ranzion erfolgt.«
    »Na, und mein gewöhnlich geborener Herr hat mich geschickt, damit ich dafür sorge, dass der Knabe mit der Geldkatze hier auftaucht und kein anderer. Sonst wird der Graf das Kind nur in kleinen Teilen zu Gesicht bekommen. Sag ihm das.«
    »Mein Herr, ich verstehe Eure Bedenken, aber ich muss insistieren, das Kind zumindest zu sehen, bevor der Knabe das Geld aushändigt.«
    »Institiert nur zu. Das Mädchen wird erst geholt, wenn das Geld hier ist. Allein dafür, dass du hier bist, wird mein Herr ihr vielleicht ein Ohr abschneiden, bevor er sie herbringt. Willst du noch mehr aufs Spiel setzen? Geh und mach dem Knaben Beine.«
    Der Advokat zögerte, als wolle er noch etwas einwenden. Jan hoffte inständig, dass Till abgebrüht genug war, um die Nerven zu behalten.
    »Nun denn. Ich werde gehen und mit dem Jungen und dem Geld zurückkehren. Gleichzeitig könntet Ihr das Mädchen herbeiholen und …«
    »Vielleicht hackt er ihr auch die Finger ab. Du schickst den Jungen allein mit dem Geld, du Esel!«
    Jan sah Liebhilds hübsches Gesicht vor sich und fühlte, wie ihm die Galle aufstieg. Er würde die Kleine aus dieser Sache herausholen. Und die elenden Verbrecher würden nicht davonkommen.
    Der Advokat hatte sich endlich überzeugen lassen und
stolperte den Weg zurück, den er gekommen war, während der dünne Gauner wieder Stellung hinter seinem Baum bezog.
    Mehr als eine halbe Stunde musste verstrichen sein, als der Advokat wider alle Vorsicht den Pagen auf die Lichtung begleitete. Der Dünne trat vor, entriss dem Jungen die Geldkatze und gab dem Advokaten einen wütenden Stoß. »Klepper! Begriffsstutzig, was? Bleib da stehen, ich muss nachzählen.«
    Jan verfolgte das Geschehen nur mit halber Aufmerksamkeit. Er horchte seit geraumer Zeit auf neue schleichende Schritte im Wäldchen. Wieder war jemand vom Fluss gekommen, weit leiser als die beiden vor ihm. Jan wollte wetten, dass es Rieger war. Der Schuft musste nun ein Dilemma auflösen, in dem er steckte. Kein Halsabschneider traute zwei anderen so weit, dass er sie allein einen Sack voll Geld abholen ließ. Ebenso wenig würde er eine wertvolle Geisel einem anderen zur Aufsicht überlassen. Rieger musste kommen und sicherstellen, dass die anderen ihn nicht betrogen. Was tat er so lange mit Liebhild?
    Da tauchte er auch schon aus dem Nebel auf, hielt sich abseits vom Pfad, trat behutsam zu, war an Jan vorüber und näherte sich der Lichtung.
    Jan schob sich geräuschlos aus seinem Versteck. Noch behutsamer als Rieger schlich er gebeugt und mit der Muskete in beiden Händen dorthin, wo dieser hergekommen war. Er musterte den Boden und sah Spuren, wo das nasse Laub und Moos von einem Fuß zerwühlt, wo Tau vom Gras gestreift war. Bis zum Rande des Wäldchens führte ihn sein Gespür und ein Stück daran entlang. Dort unter dem Gebüsch lag die Kleine, gefesselt und geknebelt, und
starrte ihn mit angstvoll aufgerissenen Augen an. Er hängte sich die Muskete um und hob Liebhild auf, ohne ihre Fesseln zu lösen. Weiterhin lautlos eilte er mit ihr auf der Wiese am Waldrand entlang. Der Nebel hatte sich so weit gehoben, dass er bereits bis zur Hecke am Ende der ersten Wiese sehen konnte.
    Er kreuzte den Pfad, der zum Fluss führte, und sah gerade, als er das Wäldchen an einer anderen Stelle wieder betreten wollte, wie zwei weitere Männer an jener Hecke im Nebel sichtbar wurden. Rasch duckte er sich mit Liebhild hinter den nächsten Busch und sah sich gehetzt nach einem neuen Versteck für sie um. Er fand es in einer Mulde unter den Wurzeln eines Baumstumpfes. Erst dort schnitt er ihre engen Fußfesseln durch und flüsterte in ihr Ohr. »Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher