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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Landgänge am Ufer auf einen Haufen zwielichtiger
Männer gestoßen, die verdächtig mit ihrem Boot liebäugelten. Wohl nur, weil die Schiffer und Kowatz mit seinen Hunden bedrohlich wirkten, hatten sie sich nicht genähert.
    »Gibt hier ganze Bomätscherdörfer, die vom Treideln leben«, hatte Jockel ihr erklärt. »Am Ende vom Winter geht ihnen das Ersparte aus. Da werden manche unredlich. Man muss wissen, auf wen man sich verlassen kann.« Er sagte es in gelassenem Tonfall. Doch sie war sicher, dass er ihr damit nur die Angst nehmen wollte. Die Anspannung war auch bei den Schiffern spürbar gewesen.
    Obwohl sie die unbeladene kleine Maria ohne die Hilfe der Bomätscher ziehen konnten, ließen sie sich häufig gegen ein geringes Entgelt helfen, weil die Leute die Arbeit so nötig hatten. Die Schiffer pflegten zu vielen von ihnen ein freundschaftliches Verhältnis und tauschten rege Neuigkeiten aus. So erfuhren sie stetig, wie sich der Vorsprung entwickelte, den Riegers Boot hatte. Auch dass ein kleines Mädchen an Bord war, wurde ihnen bestätigt. Das Kind hatte einem Mann am Ufer etwas Unverständliches zugerufen und war von einem der Schiffsführer dafür mit einer Maulschelle bedacht worden. Der Schlag war grob ausgefallen, soweit der Mann es aus der Ferne hatte beurteilen können. Doch mischte man sich ja nicht ein, wenn Leute ihre Kinder züchtigten, schon gar nicht, wenn sie nur auf dem Fluss durchreisten.
    Nachdem Susanne diese Neuigkeit gehört hatte, drohten die Ungeduld und die Sorge sie zu überwältigen. Mit zusammengebissenen Zähnen faltete sie die Hände und betete für einen Wind, der das Segel der Maria blähen und sie flussaufwärts tragen würde.

     
    Bei Tagesanbruch war Jan bis ins Mark durchgefroren. Er glaubte, die klammen Finger nicht mehr beugen zu können, um den Abzug einer Waffe zu bedienen. Dass es nicht behaglich werden würde, hatte er gewusst. Doch er hatte nicht mit dem Nebel gerechnet, der ab Mitternacht aufstieg und sich um ihn legte wie eine eiskalte nasse Decke. Die Sicht war miserabel. Möglicherweise würde der Austausch deshalb nicht stattfinden, und sie lagen vergeblich auf der Lauer. Aber solange Till nicht aufgab, würde auch er sich nicht rühren.
    Ein Vorteil der Kälte war immerhin, dass er nicht Gefahr lief einzuschlafen. Er vertrieb sich die Zeit damit, sich in Rieger hineinzuversetzen und in Gedanken den Ablauf seines Schurkenstücks durchzuspielen.
    Der Sonnenaufgang machte sich nicht darin bemerkbar, dass die Sicht sich verbesserte, sondern bloß darin, dass die graue Farbe des Nebels zu einem graugelblichen Ton wechselte. Daher warnte nur Jans Gehör ihn, als sich jemand auf dem Pfad aus der Richtung des Flusses näherte.
    Den schweren Schritten nach war es ein ausgewachsener Mann, er ging langsam und stockend, stolperte und fluchte leise. Erst dort, wo der Pfad Jans Versteck am nächsten kam, konnte er den Mann als verschwommene Form sehen. Er war zu groß, um Rieger zu sein. Eindeutig zu erkennen war außerdem, dass er ebenfalls eine Muskete trug. Dann wurde er wieder vom Nebel verschluckt. Jan lauschte angespannt auf die Geräusche, die der Mann verursachte, und versuchte aus ihnen zu schließen, welches Versteck er wählte.
    Eine Weile hörte er ihn noch rumoren. Äste knackten, Vögel strichen ab, dem Klang nach Rebhühner. Laub raschelte, weiter in der Ferne keckerte ein Eichelhäher aufgebracht,
und auch dort raschelte und brach es, als hätten sich Tiere aufscheuchen lassen. Vermutlich war es nur ein Sprung Rehe, doch Jans Nerven waren mittlerweile zum Zerreißen gespannt. Wer wusste, wer bei diesem Nebel noch unbemerkt im Wäldchen herumschlich?
    Es blieb lange Zeit still. Die gelbliche Farbe des Nebels wich gewöhnlichem Weiß, und Jan schloss daraus, dass nun wolkenverhangenes Tageslicht herrschte. Dennoch konnte er nur fünf Schritt weit sehen und hörte den nächsten Ankömmling, bevor er ihn sah. Zu dünn von Statur, konnte auch dieser nicht Rieger sein. Allmählich begann Jan um Tills gewagtes Versteck zu fürchten. Je mehr Männer beteiligt waren, desto wahrscheinlicher wurde es entdeckt. Wie viel Spießgesellen konnte Rieger haben? Oder steckte am Ende doch eine andere Bande hinter dem Verbrechen?
    Der Mann ging weiter zur Lichtung, und die Stille kehrte zurück.
    Das Warten wurde unerträglich, alle Muskeln schmerzten Jan. Nicht nur die angespannte Regungslosigkeit zermürbte ihn, sondern auch die Anstrengungen des Vortages forderten ihren

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