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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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schlichen sie um die Lichtung herum, fanden jedoch keine Spur von den Entführern. Sie entschieden sich mit Bedacht für gute Verstecke, in denen sie die Zeit bis zum nächsten Morgen verbringen wollten. Auch das war nicht einfach. Es sollten nicht die erstbesten sein, die womöglich auch die Entführer wählen würden. Und so viele Möglichkeiten bot der entlaubte Winterwald nicht.
    Bevor sie sich schließlich entschieden und einrichteten, nutzten sie einige wolkenlose Minuten, um zu erkunden, von wo aus der Schurke und der Page voraussichtlich die Lichtung betreten würden.
    Vom Rande des Wäldchens aus war jenseits von verkrauteten Wiesen die Uferböschung der Elbe zu erahnen. Einhellig vermuteten sie, dass der Entführer ein Boot am Gegenufer des Flusses liegen hatte, auf dem er Liebhild bewachte, bis die Zeit gekommen sein würde.
    Der Page mit dem Geld hingegen sollte von der Wegkreuzung bei Hinzdorf kommen, wo der Wagen, der ihn brachte, nach Anweisung des Entführers halten musste.
    Nachdem sie sich diesen Überblick über die Umgebung verschafft hatten, kroch Till unter die Trümmer der Köhlerhütte und ließ sich seine Waffen nachreichen. Sorgsam prüfte Jan, ob noch etwas von ihm zu sehen war.

    Anschließend ging er ein gutes Stück zurück Richtung Elbe und schaffte sich in dem Gewirr eines umgestürzten und halb überwachsenen Baumes ein Versteck, von dem aus er sowohl den Weg zum Fluss beobachten als auch gerade noch das Geschehen auf der Lichtung verfolgen konnte. Seine Muskete und die Pistolen legte er griffbereit. Eine davon hatte Kienzle ihm mit den besten Wünschen geschenkt und die erste Kugel geküsst, damit sie Glück brachte. Jan hoffte noch, dass er sie nicht brauchen würde, doch er war bereit, sie zu verwenden.
     
    Das Kind machte Rieger wahnsinnig. Einige Mal war er kurz davor gewesen, sie mit seinem Stock zum Schweigen zu bringen. Er hätte es getan, wenn sie nicht so viel wert gewesen wäre. Der Gedanke an das Geld half ihm, sich zu beherrschen. Er wusste, wie schnell es mit einem Menschen vorbei sein konnte, wenn er zuschlug.
    Hätte sie doch nur mit dem Summen aufgehört. Aber gleichgültig, wie oft er sie anfuhr, wie oft er sie schüttelte, immer wieder fing sie damit an, ihre Lieder zu summen. Als wäre er nicht gereizt genug auf dieser widerwärtig langsamen Flussfahrt. Seit kurz vor der Flucht aus Lüneburg quälte ihn panische Angst. Er hatte angefangen zu husten, fühlte sich fiebrig.
    Fünf Mal hatte er zugeschlagen. Fünf Schläge, bis der Erpresser Wenzel nicht mehr gezuckt und geatmet hatte. Am Stock waren ein paar Tropfen Blut gewesen, die er an der Joppe des schmutzigen Gauners abgewischt hatte.
    Dann wollte er gehen, doch er konnte nur gerade noch den dunklen Winkel unter der hölzernen Hoftreppe erreichen, denn ein stämmiger Knecht kam durch das Tor auf den verwinkelten Innenhof. Der Rote Berthold.

    Rieger lief noch immer ein Schauder über den Rücken, wenn er daran dachte, wie nah er daran gewesen war, entdeckt zu werden. Das Geschehen lief in seinem Kopf immer wieder so deutlich ab, als würde er es gerade erleben.
    »Wenzel?«, rief Berthold halblaut. Vor dem Toten blieb er stehen.
    Ihm wurde in seinem Versteck unter der Treppe flüchtig schwarz vor Augen. Ehe er sich erwischen ließ, würde er auch diesen Kerl noch niederschlagen. Er spannte seine Muskeln zum Angriff.
    Doch Berthold verhielt sich unerwartet. Er stieß den Toten mit dem Fuß an, dann nahm er ihm eilig den Geldbeutel ab. Anschließend schulterte er den Leichnam und wuchtete ihn in ein riesiges Fass.
    Der dumpfe Aufprall war noch nicht verklungen, da hatte sich der kaltblütige Dieb schon davongemacht.
    Er selbst hingegen wartete mit angehaltenem Atem unter der Treppe.
    Als nichts weiter geschehen war, hatte er den Hof so unauffällig verlassen, wie er ihn betreten hatte.
    So war er zum Mörder geworden.
    Was für ein Glück er gehabt hatte.
    Und das nur, damit später doch noch alles zunichtegemacht wurde! In all der Zeit, die er gebraucht hatte, um seine Rache zu planen, war seine Wut darüber heiß geblieben.
    Jahrelang hatte er märtyrerhaft Geduld mit den Hirngespinsten des Grafen von Waldfels gehabt, um sich einen angenehmen Lebensabend zu sichern. Jahrelang hatte er sich die Hände schmutzig gemacht und die Hindernisse aus dem Weg geräumt, die der verblendete Graf nicht sehen wollte. Zum Dank hatte der hohe Herr ihn gänzlich in den
Kot geworfen, nur mit der kleinen Summe in der Tasche, die

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