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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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er von seinem Lohn erspart hatte.
    Hatte von Waldfels geglaubt, dass er sich damit abfinden würde? So leicht ließ er sich nicht um seinen Lohn bringen.
    Die widerliche Arbeit, die er nach dem Ende seines Dienstverhältnisses in einer Gerberei am Rande Hamburgs gefunden hatte, hatte er gehasst, denn die Gerbertätigkeit galt mit gutem Grund als verachtungswürdig. Doch stinkende Tierhäute abzuschaben und zu waschen, dabei ständig von Milzbrand bedroht, war so unbeliebt, dass ein Aushilfsarbeiter unterkommen konnte, ohne seine Herkunft preiszugeben. Das war ein großer Vorteil, wenn ein Mann für gewisse Zeit verschwinden wollte. Und der Hass hielt seine Wut wach, was ihm dabei half, auszuhalten.
    So hatte er in Ruhe seine Vorbereitungen treffen können, während die ehrenwerten Lüneburger und der hohe Herr sich in Sicherheit wähnten.
    Wäre nur der Milzbrand nicht gewesen. Er war noch in Hamburg gewesen, als einer der Gerber daran starb.
    Nervös befühlte er seine Stirn. Das Kind summte. Vielleicht war es bloß der unterdrückte Ärger, der ihm die innere Hitze verursachte.
    So oder so war eine Krankheit nur ein Grund mehr, sich das Geld des Grafen zu holen. Gute Pflege, gute Medizin, gute Unterkunft, dann würde er genesen, selbst wenn es der Milzbrand war. Sobald er die Geldkatze in der Hand hatte, konnte er das unerträgliche Gör noch immer erschlagen.

27
    Die Jagd
    S usanne war so entschlossen gewesen, sich bei der Verfolgung von Rieger und Liebhild durch nichts aufhalten zu lassen, dass sie tatsächlich ihren Willen durchgesetzt hatte. Umso zermürbender war es für sie, als sie feststellen musste, wie langsam die Reise auf den Flüssen voranging. Nach etlichem Hin und Her, bei dem die Schiffer über Winterhochwasser, Strömung, Windrichtung, Segel, Zustand der Treidelpfade und Verfügbarkeit von Bomätschern und Pferden sprachen, hatte Jockel endlich zwei der Schiffer davon überzeugt, die Fahrt mitzumachen.
    Seit vielen Stunden fuhren sie nun mit der Maria auf dem großen Fluß dahin, oft so träge, dass es überhaupt nicht voranzugehen schien und Susanne am liebsten ans Ufer wollte, um zu Fuß zu gehen. Ihr einziger Trost war, dass auch das Boot, auf dem die Schiffer Liebhild vermuteten, nicht schneller vorankam. Der fremde Ewer hatte am Tage der Entführung in Lüneburg bei der Hude gelegen, und seine Führer waren den einheimischen Schiffern gleich merkwürdig vorgekommen.
    Vielleicht kamen die Verfolgten sogar langsamer voran, machte Susanne sich Mut. Bessere Bootsführer als Jockel und seine Freunde konnten sie jedenfalls nicht sein. Sie vertraute in jeder Hinsicht auf die Schiffer. Zu Lande wäre es wohl leichter gewesen, die Verfolgten einzuholen, doch die
Männer waren auf dem Wasser zu Hause und würden wissen, was zu tun war, wenn es zum Zusammentreffen kam.
    Wäre sie Liebhilds wegen nicht so verzweifelt gewesen, hätte sie die Fahrt auf dem mächtigen Strom genießen können. Es war ihre erste Reise, auch die erste Bootsfahrt. Vieles, was sie am Ufer vorüberziehen sah, während sie sich unter Schichten von warmer Kleidung und Wolldecken zusammenkauerte, war ihr neu. Unberührte Auwiesen und Wälder, Reiher, Störche, Scharen von Gänsen, Windmühlen in der Ferne, Schleusen und Brücken, Fischotter - alles versetzte sie in Erstaunen.
    Kowatz beteiligte sich nicht an der Arbeit der Schiffer, sondern saß nur still und ließ sich von seinen Hunden wärmen. Susanne traute den Tieren nicht über den Weg und hielt Abstand von ihnen, so gut es auf dem engen Boot ging. Was ihren Besitzer anging, war sie für den Moment weniger misstrauisch. Er mochte kein ehrenwerter Mensch sein, hegte aber offenbar keinen ernsthaften Groll gegen sie. Solange ihm eine Belohnung für seine Hilfe in Aussicht stand, hatte er daher keinen Grund, sie zu betrügen.
    Ihrem Vater hatte sie nicht erzählt, mit wem sie sich auf die Suche machte. Es war für ihn schlimm genug gewesen, dass er zu krank war, um an ihrer Stelle zu gehen. Er hatte verlangt, dass sie Martin schickte, doch sie hatte ihren Bruder gar nicht erst in der Werkstatt aufgesucht. Sie wusste zu gut, wie lange er gezögert hätte. Außerdem war sie der Ansicht, dass sie entbehrlicher war als er, falls es zu einem Unglück kommen sollte. Das musste nicht einmal bei der Begegnung mit Rieger geschehen. Auch die Fahrt auf dem Fluss war nicht ungefährlich. Kenterte das Boot, war sie so gut wie verloren. Außerdem waren sie bei einem ihrer regelmäßigen

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