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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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da drin?«

    »Ich wollte lieber warten, wo mich niemand sieht. Wenn du keine Angst hast, sollten wir hineingehen. Es ist gar nicht so schlecht.«
    »Ich habe doch gesagt, dass ich keine Angst habe.«
    Jan lächelte spöttisch, doch sein Blick war so zärtlich, dass sie ihm wortlos folgte.
    Unten im Haus herrschte ein muffiger Geruch, der von lange ungelüfteten und ungeheizten Räumen kündete. Unverwechselbar mischte sich der Duft von ranzigem Fett, kalter Asche und Mäusekot darunter. Susanne rümpfte die Nase, doch Jan zuckte nur mit den Schultern und führte sie die klapprige Stiege hinauf ins Obergeschoss, wo die Fensteröffnungen nur grob mit Brettern vernagelt waren und die Luft daher frischer war.
    Dicht beim Fenster hatte in einer Zimmerecke ein Rauchschwalbenpaar sein Nest gebaut. Über den Rand des Lehmnapfes schimmerten Schnabel und Augen eines brütenden Vogels, der sich duckte und reglos verharrte, als sie näher traten.
    In einer anderen Ecke war die Wand mit einem Schrägbalken abgestützt. Die verzogenen Holzdielen des Fußbodens fielen zur Straße hin erheblich ab. Immerhin waren sie leidlich sauber. Jan setzte sich an der höheren Seite der schiefen Ebene an die Wand und streckte die Beine aus. »Wie haben die Leute hier geschlafen? Ich würde aus dem Bett fallen. Und was, wenn die Glut aus dem Herd rollt?«
    Susanne lachte. »Sie haben all ihre Möbel an einer Seite höher gebaut. Auch den Herd.«
    »Und nun sägen sie alles ab oder suchen sich ein anderes schiefes Haus. Kommst du zu mir?« Er streckte die Hand zu ihr aus, und sie stellte fest, dass er allein mit dieser Geste Macht über sie hatte. Ihre Röcke fielen über seine Oberschenkel,
als sie sich neben ihn setzte. Züchtig holte sie den Stoff zurück und bedeckte nur ihre eigenen Beine damit, ließ sich jedoch bereitwillig eng heranziehen. Sie spürte die Kraft in Jans Arm und seine Hand warm auf ihrer Taille. Das Gefühl übertraf ihre Träume, vor allem als er mit seiner zweiten Hand die ihren umschloss, die sie gefaltet in ihren Schoß gelegt hatte.
    Er holte tief Luft. »Wenn du deine Meinung geändert hast und nun doch glaubst, dass das mit uns keine gute Sache ist, dann sag es jetzt gleich.«
    Nun nahm sie seine Hand in ihre beiden. »Wie könnte ich das?«
    »Sie werden uns nicht heiraten lassen, Susanne. Du magst etwas anderes glauben, aber das wird nie geschehen. Ich müsste Meister werden. Und wenn ich das versuchte, dann würden sie wieder anfangen zu fragen, wer ich bin und woher ich komme. Und ich würde ihnen nichts erzählen können, was ihnen gefällt.«
    »Wer weiß. Vielleicht werden Meister Schmitt und mein Vater ein Einsehen haben. Aber warum müssen wir heute so weit denken?«
    Er sah ihr in die Augen und legte seine Hand auf ihre Wange. Sie konnte sich nicht rühren, spürte nur, wie ihr Herz schneller schlug, während sie sein Gesicht betrachtete. Sein Ausdruck veränderte sich, er wirkte nun nicht mehr ruhig und vernünftig, sondern jung und einsam. »Küsst du mich noch mal?«, fragte er.
    Sie musste lächeln. »Habe ich dich denn geküsst? Ich dachte, du hättest mich geküsst.«
    Er erwiderte ihr Lächeln, sah sie aber weiter nur an. Einen Vollbart hatte sie an ihm nie gesehen, doch sie sah den dunklen Schatten seines Bartwuchses.

    Auf einmal wussten ihre Hände von allein, was sie tun wollte. Sie nahm ihm den Hut ab, fuhr ihm zärtlich mit beiden Händen in die Haare und hielt seinen Kopf fest, damit sie ihn so küssen konnte wie bei ihrer letzten Begegnung.
    Doch diesmal genügte ihr die sanfte Berührung ihrer Lippen so wenig wie ihm. Zarte Küsse waren nicht genug zur Erfüllung der großen Sehnsucht. Es erschreckte Susanne nicht, Jans Zunge zu spüren, sie öffnete ihre Lippen für ihn, als wäre es selbstverständlich. Ihre Zungen trafen sich und tasteten immer ungestümer. Jan zog sie auf seinen Schoß, als wöge sie nichts. Er streichelte ihren Rücken und ihre Seiten mit festem Griff und dabei so zärtlich, dass Susanne unter seinen Händen glühte. Das ist die Sünde, dachte sie, doch es konnte sie nicht erschrecken, sie war zu glücklich. Auch ihre Hände wurden mutiger und gingen auf die Reise. Hart und weich zugleich waren seine muskulösen Schultern, hart und weich seine Brust, in der sein Herz hämmerte und die sich mit seinem schnellen Atem hob und senkte. »Du fühlst dich so gut an«, sagte sie leise und spürte sein ersticktes kleines Lachen mehr, als dass sie es hörte. Sie konnte sich kaum

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