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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ich lieber wieder hierhergekommen, falls …«
    »Ja, ja. Und hier bleibst du auch! Ich gehe suchen. Wenn sie kommen, lass sie um Himmels willen nicht wieder fort, sondern schick sie ins Bett.«
    »Willst du allein gehen? Aber es wird bald dunkel. Warte doch lieber auf deinen Vater.«
    Susanne winkte ab und lief los. Entweder wollte Regine zum Wasser, oder sie war auf die Suche nach ihrem Vater gegangen, ihrer Mutter oder ihr, Susanne. Falls sie verstanden hatte, dass ihr Vater und Martin zu Lossius gegangen waren, war sie möglicherweise zu deren Haus unterwegs. Gefährlicher war es für sie am Fluss, und da die beiden einen beträchtlichen Vorsprung hatten, schlug Susanne den kürzesten Weg dorthin ein. Sie würde vom Hafen aus alle Uferstellen ablaufen, die infrage kamen.
    Noch waren Leute auf den Straßen, sie nutzten die letzte helle Stunde. Vor der seitlichen Tür des Rathauses unterhielten sich einige Herren des Rates. Sie trugen ihre feinen Roben mit Pelzkrägen, obgleich der Abend sommerlich mild war. Susanne war heiß von ihrer Eile, und ihr wurde
noch heißer, als einige Sätze der Herren an ihr Ohr drangen.
    »Der neue Galgen wird ein Zeichen setzen und mehr Wirkung haben als jeder zusätzliche Büttel.«
    »Wir werden ihn gleich einweihen können«, sagte ein zweiter.
    »Darüber scheint Ihr Euch zu freuen, Fuhrhop. Mir dagegen dünkt es …«
    Doch um sich um Albert zu sorgen hatte Susanne jetzt weder Zeit noch Kraft. Sie lief quer über den Marktplatz vor dem Rathaus, wo die letzten Bäuerinnen eben dabei waren, die Reste ihrer Waren zusammenzuräumen und zu schultern. Sie verließen die Stadt, bevor es dunkel wurde, um billige Unterkünfte bei befreundeten Bauern außerhalb der Stadtmauern zu erreichen.
    Bis zur Abtsmühle behielt Susanne ihre Geschwindigkeit bei, dann blieb sie kurz stehen und rang nach Atem. Hier waren noch mehr Menschen auf den Beinen, doch ihre Schwestern würde sie unter ihnen jederzeit entdecken. Schnell vergewisserte sie sich, dass Regine nicht auf der Hafenmauer stand, von der sie damals gestürzt war. Mit dem Ärmel wischte sie sich die Stirn, bevor sie zum Stintmarkt weiterging, dann auf die Kaufhausbrücke, von wo aus sie den ganzen Hafen überschauen konnte. Auf dem Fischmarktplatz gegenüber wurden noch Abfälle zusammengefegt. Auf den Seite an Seite auf dem Wasser liegenden Ewern gingen ebenfalls Menschen ihren Abendbeschäftigungen nach. Von ihren Schwestern jedoch war nichts zu sehen, auch nicht zur anderen Seite der Brücke, auf der Hafenmauer entlang des Visculenhofs.
    »Susanne! Susanne Büttner!«
    Susanne drehte sich einmal um sich selbst, bevor sie die
Frau erkannte, die da nach ihr rief. Es war Kathi, die hilfreiche junge Frau des Schifferknechtes. Ein blaues Kopftuch bedeckte ihr Haar, das graue Kleid war einfach und geflickt. Auf ihrem hageren, gebräunten Gesicht lag ein spöttisches Lächeln, als sie Susanne zu sich winkte. Rechts und links von ihr standen große Körbe, die durch ein Joch verbunden waren. Susanne sah Kannen, Schüsseln und Brottücher darin.
    Erst jetzt kam es Susanne in den Sinn, dass sie zuerst zur Böttcherherberge hätte laufen sollen, um Till herauszurufen. Aber wie sie ihn kannte, war er vielleicht gar nicht dort, und dann hätte sie die Zeit vergeudet. Sie musste weiter. Nur aus Höflichkeit ging sie zu Kathi hinüber. »Guten Abend, Kathi. Verzeih, ich muss gleich weiter. Meine Schwestern sind verschwunden, ich suche sie.«
    »Oh. Was du nicht sagst! Sind sie noch Kinder?«
    »Nicht ganz. Weißt du, das ist etwas schwierig zu erklären, und ich muss mich beeilen. Es tut mir leid. Vielleicht ein andermal.« Sie nickte und wandte sich ab.
    Kathi griff nach ihrem Ärmel. »Halt, halt. Ich helfe dir suchen. Muss nur eben Jockel meine Körbe geben.«
    Zu Susannes Überraschung steckte sie zwei Finger in den Mund und pfiff so ohrenbetäubend laut, dass sämtliche Hunde, die von den Schiffern auf ihren Kähnen gehalten wurden, aufschreckten. Zwei große dänische Doggen begannen mit tiefer Stimme zu bellen und steckten die anderen Kläffer an. »Dumme Köter.« Kathi lachte zuerst, dann kreischte sie auf, weil ein Mann ihr von hinten um die Taille griff, sie hochhob und wieder absetzte. Er trug ein breites Lächeln auf dem verwegenen Gesicht. »Was wünscht meine Schöne?«
    »Nimm die Körbe. Ich helfe meiner Freundin hier, ihre
Schwestern zu suchen.« Sie gab ihrem Mann einen zärtlichen Klaps auf die Wange und schürzte ihren Rock, um

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