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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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pressten.
    »Nimm dich in Acht, Rieger«, flüsterte Kowatz. »Ich habe dir gesagt, wer es war.«
    Rieger , prägte Jan sich ein. Und nun nur keinen Fehler machen. Nur mühsam konnte er sich selbst davon überzeugen, sitzenzubleiben. Ginge er sofort, würde es gewiss auffallen.
    Rieger schnaubte abfällig. »Ja, gewiss. Wollen wir es dabei belassen. Für mich ist es kein Unterschied.«

    Die Schankmagd kam. Jan hob den Kopf und musste schlucken. Es war nicht die schäkernde Anke, sondern die Frau vom Hof. Mit einem Grinsen, das nicht nur wegen der fehlenden Zähne hässlich war, stellte sie seinen halbvollen Krug vor ihm ab und ein Brett mit Brot und Wurst. Das Weib warf einen grauenvoll deutlichen Blick auf die Männer am Nebentisch, bevor sie ihn wieder ansah. Hämisch war ihr Gesichtsausdruck, als sie sich vor ihm aufbaute, eine Hand in die Taille gestützt. »Gibscht du mir ein Mescher und eine Schere?«, sagte sie, laut genug, dass die anderen es hören mussten.
    Jan wollte unsichtbar werden. Er räusperte sich und blieb dennoch heiser. »Jungfer, ihr schmeichelt mir. Es freut mich, dass Euch meine Ware so gut gefällt.« Er sandte ihr den freundlichsten Blick, den er in seinem Ärger zustande brachte.
    Sie wackelte verschwörerisch mit den Augenbrauen. »Wird schich tscheigen, ob schie wasch taugt.«
    Jan hätte ihr den Hals umdrehen mögen, aber wenigstens ging sie nun. Mit einem tiefen Atemzug ließ er sich gegen die Wand zurücksinken, bevor er merkte, wie laut das Schweigen am Nebentisch war. Er blickte hinüber und stellte fest, dass beide Männer ihn anstarrten. Mit viel Selbstbeherrschung zwang er sich zu einem gelassenen Schulterzucken. »Bedauernswertes Weib«, sagte er, griff zu seinem Krug und stürzte das warme Bier herunter.
    Rieger lachte trocken und erhob sich. »Morgen wieder hier«, sagte er.
    Jan fluchte auf seine Dummheit. Er hatte es sich selbst unmöglich gemacht, dem Mann zu folgen.
    Zu allem Überfluss stand auf einmal eine von den Doggen neben ihm und stierte sabbernd auf die Wurst, die er
zur Hand genommen hatte. Aber von einem Hund ließ er sich nicht so leicht einschüchtern. Unbeeindruckt aß er weiter und tat, als hörte er das drohende Knurren nicht.
    Kowatz stand auf. »Orfus!«, fuhr er den Hund an und versetzte ihm einen Tritt.
    Jan fiel das Schlucken schwer, doch es gelang ihm, eine unbewegte Miene zu bewahren, sogar als Kowatz die Hand auf seinen Tisch stützte und sich zu ihm beugte. »Hauptsache, du rührst die Anke nicht an.«
    Flüchtig sah Jan dem offenbar verliebten Halunken in die Augen. »Sicher doch, Meister. Bin ohnehin gleich weg hier. Der Kunde hat mich wohl vergessen.«

6
    Im schiefen Haus
    A m Samstag hätte Susanne Martin und ihren Vater am liebsten aus der Tür geschoben, als sie endlich mit ihren festtäglichen Anzügen zufrieden waren. Als Letztes hatte sie Martin das Halstuch gebunden, noch einmal die hellbraunen Röcke beider Männer abgebürstet, ihre bestickten Krägen gerichtet und geholfen, die Schuhe zu polieren. Und das, nachdem sie ihnen zuvor bereits das Wasser für eine gründliche Rasur gewärmt und die Haare geschnitten hatte. Den halben Tag hatte sie dafür gearbeitet, dass die beiden an Lossius’ Tafel einen standesgemäßen Eindruck machen konnten.
    Gewöhnlich wäre sie auf das Ergebnis stolz gewesen. Sie hätte »ihre Männer« bewundert und sich zufrieden an der Tür von ihnen verabschiedet, doch an diesem Tag wartete sie nur darauf, dass sie aus dem Haus gingen.
    Seit ihrem Treffen mit Jan waren die Stunden unerträglich langsam vergangen. Sie hatte sich redlich bemüht, all ihren Pflichten wie üblich nachzukommen, doch fortwährend schweiften ihre Gedanken ab und eilten voraus.
    Till kam zum Abendessen kurz herein und verabschiedete sich anschließend in die Böttcherherberge, so wie Susanne es vorausgesehen hatte. Regine blieb am Tisch sitzen und hörte Liebhild zu, die aus der Bibel vorlas, während Susanne den Tisch abräumte. Früher hatte die Mutter ihnen
an den Vorabenden zum Sonntag vorgelesen. Susanne hatte nie daran gedacht, diese Aufgabe zu übernehmen, es wäre ihr zu schmerzlich gewesen. Doch seit sie Liebhild das Lesen beigebracht hatte, fand sie es nur richtig, dass die alte Gewohnheit wieder aufgenommen wurde. Für die Kleine war es eine gute Übung. Sie war dem ABC-Büchlein, das Susanne ihr selbst gemacht hatte, entwachsen und konnte sich nun an den schwierigeren Bibelworten erproben. Allen anderen tat das Zuhören

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