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Salzburger Totentanz

Salzburger Totentanz

Titel: Salzburger Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
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haben doch gesagt, dass Sie was Besonderes …«
    »Aber doch keinen Pacher«, unterbrach sie der Alte. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Seine Stirn glänzte vor Schweiß. »Was glauben S’ denn?«
    »Na gut.« Katharina seufzte. Mehr würde sie aus dem Alten nicht herausbringen. Aber dass er etwas verschwieg, war offensichtlich. Und schon deshalb hatte sich die Fahrt nach Oberammergau ausgezahlt. Sie war gespannt, was Hans zum Ergebnis ihrer Recherche sagen würde. Katharina schob die Zeich- nung zurück in ihre Tasche, entdeckte den Prospekt, und zog ihn heraus. »Eine letzte Bitte, Herr …« Der Name fiel ihr schon wieder nicht ein. Dabei brauchte sie doch normalerweise einen Namen nur einmal zu hören, und er war für immer in ihr Gedächtnis eingegraben.
    »Michalek«, sagte der Alte und kniff den Mund zusammen.
    »Ist der von Ihnen?« Katharina hielt ihm den Prospekt hin.
    Langsam zog der Alte noch einmal seine Lesebrille hervor. Den Prospekt rührte er nicht an. »Das ist unser Hausprospekt«, meinte er nur.
    »Aha. Und die Rückseite?« Sie hielt ihm den Prospekt noch näher vors Gesicht.
    Der Alte musterte die schwarzen Druckbuchstaben und runzelte die Stirn. »Und?«, fragte er. »Was soll das sein?«
    Sein freundliches Verkäuferlächeln war verschwunden. Den Unterkiefer vorgeschoben, starrte er Katharina an. Doch die hielt seinem Blick schweigend stand.
    »Sagen Sie’s mir«, sagte sie endlich.
    »Einen Müllner Bräu gibt’s hier nicht«, sagte der Alte. »Ich kenn jedenfalls keinen. Und schon gar keinen Professor.«
    »Professor Arnulf Salchenegger.« Katharina beobachtete ihn genau.
    Der alte Mann schaute noch einmal auf den Prospekt. Die schwarzen Buchstaben befleckten die bayrische Postkartenidylle. Doch dann schüttelte er nur den Kopf und deutete zu einer bemalten Truhe im hinteren Teil des Geschäftes, auf der eine alte Registrierkasse stand. Neben der Kasse standen ein goldverziertes Wasserglas mit Stiften und ein kleiner Teller mit eingewickelten Bonbons.
    »Schaun S’ ruhig da rüber, Fräulein«, sagte der Alte. »Da liegt ein ganzer Stapel von diesen Prospekten. Da, sehen S’? Alles Hausprospekte. Da nimmt ein jeder einen mit. Woher, bittschön, soll ich wissen, was das Gekritzel bedeutet?«
    Er verstaute seine Brille wieder in der Hemdtasche. Dann schob er die Hände in die Taschen seiner Lederhose. »Wollen S’ jetzt was kaufen, oder nicht?«
    Vielleicht sollte sie doch noch einmal nachhaken. Katharina war sich sicher, dass der Alte etwas verschwieg. Aber sein Mund war nur noch ein Strich und wirkte wie zugenäht. »Nein, heute nicht.«
    Sie schenkte dem Alten ein freundliches Lächeln, doch der hatte ein junges Ehepaar bemerkt, dass vor dem Schaufenster seine Auslage bewunderte.
    »Vielleicht ein andermal«, setzte sie hinzu und holte eine Visitenkarte aus der Handtasche. »Vielleicht fällt Ihnen ja doch noch was ein?« Sie hielt ihm die Karte hin.
    Doch er ignorierte auch das Kärtchen in ihrer Hand. Beim Hinausgehen legte sie ihre Karte gut sichtbar auf die Ladentheke neben den Teller mit den Bonbons. Als sie die Ladentür öffnete, läutete die Kuhglocke. Es klang nach Almabtrieb und Sommerwiese. Das junge Paar vor dem Schaufenster lächelte verzückt.

DREIZEHN
    »Huhu, Michi!«
    Michaela war gerade dabei, ihr Bett zu überziehen, eine ungewohnte und daher mühevolle Aufgabe. Wie hatte die Achleitner es bloß geschafft, neben dem ganzen Haushalt auch das noch jede Woche zu erledigen? Achilles, der in seinem Korb döste, hob den Kopf. Jetzt hatte sie auch noch die Knöpfe verwechselt. Michaela ließ den Bezug sinken. Irgendwie wuchs ihr alles über den Kopf. Wenn das so weiterging, würde sie ihren Stolz über Bord werfen und die Achleitner anrufen.
    »Michi!«
    Die Dogge sprang auf und stürmte kläffend aus dem Schlafzimmer. Ihre Pfoten polterten die Treppe hinunter. Michaela ging zum offenen Fenster und beugte sich hinaus.
    Auf dem Kiesweg stand eine Frau in weißen Jeans. In der rechten Hand hielt sie eine braune Tüte, und mit der linken schirmte sie ihre Augen gegen die Sonne ab, sodass ihr Gesicht halb verdeckt war.
    »Huhu, Michi!«, rief sie und hob den Arm mit der Tüte hoch.
    Achilles’ Gebell klang vor Aufregung ganz asthmatisch.
    In diesem Moment erkannte Michaela die Frau. »Ja, hallo, Teresa! Seit wann seid ihr denn zurück?«
    »Seit gestern Abend.«
    »Warte, ich komm gleich runter!«
    In der Halle wurde sie schon von Achilles erwartet, der

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