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Salzburger Totentanz

Salzburger Totentanz

Titel: Salzburger Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
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guten Restaurator an der Hand.«
    »Ja – und?«
    »Und ein paar Wochen später bekomme ich das da zurück. Ich bin Kunsthistoriker. Wer glaubt denn, dass ich den Unterschied zwischen einem wunderbaren Kunstwerk und … und einer mittelmäßigen Kopie nicht bemerke?«
    Im Zimmer war es merklich dunkler geworden. Die letzten Sonnenstrahlen, die durch die Wolken stießen, tauchten den Raum, gebrochen durch das vom Alter verzogene Fensterglas, in ein gelbes Licht. Das Gesicht des Heiligen wirkte verschwommen, seine nach unten gerichteten Augen waren kaum noch sichtbar. Das goldene Gewand hatte im schwindenden Licht die Farbe von Bronze angenommen.
    »Das tut mir leid, Professor«, sagte Bosch. »Aber ich weiß von der Sache nichts.«
    De Luca stieß ein ungläubiges Lachen aus. Die schönen Hände der Figur schwebten über den bronzenen Gewandfalten. Wo hatte er seinen Verstand gehabt?
    »Aber ich weiß, wo Ihr Valentin ist.« Er sah Franz im Kaminzimmer vor sich sitzen und ihm gut gelaunt seinen echten Heiligen präsentieren.
    »Gut«, sagte der Professor und zuckte die Schultern. »Geben Sie ihn mir.«
    Bosch nickte. »Natürlich, natürlich …«
    Warum hatte er nicht sofort an Franz gedacht, den begnadeten Bildhauer? Als Student hatte Franz an keiner Kirchentür vorbeigehen können, und die Stimmung, die der Lichteinfall durch ein besonders schönes Buntglasfenster erzeugte, fand sich heute oft in seinen Bildern wieder. Zeitweise arbeitete er sogar selbst an Entwürfen für Kirchenfenster, die, so prahlte er, Chagalls Fenster in St. Stephan in Mainz in den Schatten stellen würden. Und auch die Heiligenfiguren hatte er sich stets genau angeschaut.
    »Und wann, dottore ?« De Luca trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
    Bosch sagte nichts. Er hatte keine Ahnung, wie er den echten heiligen Valentin von Franz bekommen sollte. De Luca schlug mit der Faust auf den Schreibtisch, und Boschs Notizen zu seiner Vorlesung über Nikolaus von Kues gerieten endgültig durcheinander.
    »Natürlich, natürlich«, wiederholte er schnell. »Sie bekommen Ihr Original. Das verspreche ich Ihnen. Ich … ich möchte nur jeden Skandal vermeiden. Um … um Professor Salcheneggers willen.«
    De Luca schwieg.
    Die Oberfläche des Heiligen war glatt und makellos. Der Fälscher hatte auf künstliche Altersspuren verzichtet, eine kluge Entscheidung, denn sie wären allzu offensichtlich gewesen. Aber auch bei dieser Figur, wie bei Wüsthofens Madonna, haftete Patina verräterisch unter dem Kinn. Dort, wo der von oben herabfallende Kirchenstaub sich niemals hatte ablagern können. Und bei aller Ausdruckskraft war diese Skulptur mit dem Original nicht zu vergleichen. Wer war bloß auf die Idee gekommen, einem Fachmann dieses Imitat zu schicken?
    »Und, bitte, Professor, Sie müssen mir glauben – ich habe mit der Sache nichts zu tun.« Bosch blickte in das ungerührte Gesicht seines Gegenübers. De Lucas dunkle Hautfarbe glich der des Heiligen auf dem Schreibtisch, seine schwarzen Locken waren in Unordnung geraten. »Ich kann nur mein Bedauern aussprechen wegen dieses … Versehens.«
    De Luca verzog den Mund zu einem spöttischen Grinsen, doch er deutete mit der offenen Rechten auf den Valentin. »Und wann gedenken Sie, dieses Versehen zu bereinigen?«
    »Morgen«, versicherte Bosch. »Morgen haben Sie Ihren heiligen Valentin zurück. Mein Wort drauf!«
    »Va bene, dottore.« Professor De Luca erhob sich. »Dann bis morgen. Sie erreichen mich in der Pension Papageno.« Ohne ein weiteres Wort des Abschieds verließ er das Zimmer.
    Bosch seufzte und nahm die Brille ab. Er hatte den falschen Heiligen so oft angesehen, dass die Konturen der Holzfigur im schwächer gewordenen Licht dieses düsteren Nachmittags schon vor seinen Augen verschwammen. Was sollte er jetzt tun? Franz einfach anrufen? Er verwarf den Gedanken gleich wieder, Franz hätte ihn nur ausgelacht. Aber dann griff er doch zum Telefon.
    »Apparat Morstein, Festenberg«, sagte eine lethargische Stimme, an der Bosch Katharinas Fotografen erkannte.
    »Hier Bosch. Bitte die Frau Morstein.«
    »Die ist heute nicht mehr da.«
    »Es ist aber dringend. Wo kann ich sie erreichen?«
    »Dringend is immer«, sagte der Fotograf gelangweilt.
    Bosch unterdrückte ein Seufzen und schwieg.
    »Na, vielleicht auf dem Handy«, sagte Festenberg gnädig. »Ist schon zum Termin, die Chefin. Bei diesem Schwarzenberger. Der Maler, Sie wissen schon. Exklusivinterview.«
    »Bei Schwarzenberger?« Das

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