Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzburger Totentanz

Salzburger Totentanz

Titel: Salzburger Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
Vom Netzwerk:
verkauft?«
    Sebastian zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Jedenfalls hat sie auf Salcheneggers Schreibtisch gestanden. Muss sich aber gelohnt haben. Sonst hätt Opa sie sicher nicht hergegeben.«
    Das klang schon eher nach dem guten Alten. »Und von wem die Figur stammt, wissen Sie auch nicht?«
    Sebastian verzog den Mund und drehte behutsam den Kopf zur anderen Seite. Anscheinend hatte er Schmerzen. »Das ist lange her. Da war ich noch ein Kind, wie die Madonna ins Geschäft gekommen ist. Angeblich soll sie von irgendeinem Kunststudenten stammen. Mehr weiß ich nicht.«
    »Und jetzt steht sie bei Wüsthofen.«
    »Bei wem?« Sebastian machte große Augen. Katharina war sich sicher, dass er gerade zum ersten Mal hörte, wo die Lieblingsfigur seines Großvaters gelandet war.
    »Ach, nicht so wichtig«, meinte sie. »Sprechen wir doch noch mal über Ihre Erpressung.«
    »Was heißt hier Erpressung.« Sebastian richtete sich auf. »Ich bin kein Erpresser. Ich wollte doch nur einen … einen kleinen Vorteil.«
    Katharina verdrehte die Augen. Anscheinend glaubte der Junge selbst an seinen Selbstbetrug. Langsam wurde es aber Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen. Sie konnte hier schließlich nicht ewig sitzen, sie hatte noch einen Termin.
    »Ich wollte doch nur sehen, was das alles zu bedeuten hatte. Und ob Professor Salchenegger … na ja, ob er auf meine Bitte eingehen würde.«
    »Auf welche Bitte?«
    »Na, die Assistentenstelle.« Sebastian fingerte wieder an der Bettdecke herum. »Ich hab mir immer nur das gewünscht. Wissen Sie, es ist gar nicht so leicht, als Kunsthistoriker Arbeit zu finden. Und an der Uni? Da braucht man Beziehungen. Die hab ich eben nicht. Hey, wir haben nur einen kleinen Laden in der bayrischen Provinz. Wir kennen keine Uniprofessoren. In Österreich schon gar nicht.«
    »Und Salchenegger hat Ihnen die Stelle versprochen?«
    Sebastian kniff die blassen Lippen zusammen. »Ja, klar«, presste er heraus.
    »Sie haben sich also mit Salchenegger getroffen«, sagte Katharina. »Im Wirtshaus …«
    »Im Müllner Bräu, ja.«
    »Und?«
    »Ich hab sofort gemerkt, dass was nicht stimmt. Der Salchenegger war total nervös. Viel nervöser als ich, und dabei hatte ich die Hosen gestrichen voll, das kann ich Ihnen sagen.«
    »So genau wollte ich’s gar nicht wissen.« Katharina musste wider Willen lächeln. »Sie hatten also mit Ihrer … äh, Bitte … Erfolg.«
    Sebastian zwinkerte. »Na ja …«
    Seine sogenannte Bitte war natürlich vergeblich gewesen. Kein Professor, der alle Sinne beisammen hatte, besetzte die Stelle seines Assistenten mit einem unqualifizierten Studenten, der noch dazu seine kriminelle Energie bestens bewiesen hatte. Die Naivität des Jungen rührte sie geradezu.
    »Und dann ist der Professor ja so plötzlich gestorben«, fuhr Sebastian fort. »Und auf einmal kochte die Gerüchteküche. Pilzvergiftung bei einem Schwammerlexperten? Ich hab gar nicht mehr gewusst, was ich machen sollte.«
    »Weil sich Ihre Berufsaussichten damit zerschlagen hatten.«
    »Na, vor allem wegen dieses blöden Prospekts.« Seine runden Backen röteten sich.
    »Ach so«, sagte sie. »Deswegen waren Sie also gestern in Boschs Büro. Sie wollten den Prospekt wiederhaben.«
    »Ja, klar! Aber ich konnte doch nicht wissen, dass sich dieser elende Köter an mich erinnert.« Sebastians Gesicht glühte.
    »Erinnert?« Kannte er denn den Hund des Professors?
    »Ich wär vor Angst fast gestorben«, sagte Sebastian mit einem Schaudern in der Stimme. »Dann ist auch noch die Tochter vom Salchenegger aufgewacht, und dieser verdammte Hund … pures Glück, dass ich überhaupt wieder raus in den Garten gekommen bin.« Er schluckte. »Dabei hätte mich diese Bestie fast erwischt.«
    Der tanzende Harlekin über dem Bett grinste Katharina zu. »Wieso ins Freie? Sie sind doch die Treppe runter …« Sie verstummte. Auf einmal begriff sie, dass Sebastian gar nicht von seinem Unfall redete. Der sonderbare Ausdruck in seinen Augen irritierte ihn. Draußen erhob sich heulend eine Windböe und fuhr den engen Hofschacht des Krankenhauses empor. Der gelbe Fenstervorhang flatterte.
    »Die Villa. Sie waren der Einbrecher in der Villa. Deswegen hat Sie der Hund also gestern verfolgt.«
    »Denk ich auch«, sagte Sebastian mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck. »Der Köter hat ein Gedächtnis wie ein Elefant. Aber ich musste den Prospekt finden.«
    »Verstehe.«
    Draußen verschwand die Sonne endgültig hinter grauen Wolken. Was

Weitere Kostenlose Bücher