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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Bergen
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Schönste in einem Menschen freizulegen, um dafür zu sorgen, dass dieser Mensch noch schöner und besser werden will. Mit dem Foto hatte Lukas dafür gesorgt, dass ich ein besserer Mensch werden wollte. So war es
.
    Lukas brachte mein Blut in Wallung. Früher flatterte ich durchs Leben, jetzt schwebte ich, aber viel intensiver. Ich lauschte dem Blut, das durch meine Adern rauschte, folgte dem Rhythmus meines Herzens und spürte zum ersten Mal, dass ich wirklich lebte
.
    Dazu brauchte ich zwei Jahre, unzählige geheime Treffen und endlos viel Geduld. Dann war die Zeit reif. Ich wusste es nicht, aber mein Herz wusste es. Und Lukas wusste es auch
.
    Mein Vater war weg, meine Mutter lag mit Migräne im Bett und Mie, das Dienstmädchen, hatte ihren freien Tag. Lukas saß auf derSchaukel und ich stand darauf, die Füße zu beiden Seiten neben ihm auf das Brett gestellt. Wir bewegten uns im gemeinsamen Rhythmus, immer weiter und höher, vor und zurück. Ich spürte auf eine seltsame Art und Weise, wie wir zusammenflossen. Nur durch unser harmonisches Zusammenspiel konnten wir so hoch kommen. Bis wir wirklich mit den Köpfen in den Wolken waren. Ich konnte nur noch schreien und lachen und spüren, wie Lukas’ Kopf an meinen Beinen lehnte
.
    Als wir endlich genug hatten und uns ausschaukeln ließen, pochte mein Herz so wild, dass das Blut in meinen Adern kitzelte. Ich folgte Lukas auf die Weide hinter unserem Haus, wo man kaum noch Gras sah, weil alles gelb war vor lauter Strandastern. Wir ließen uns im Schatten gegen einen Baum sinken
.
    Ich wusste nicht, was ich mit meinem kitzeligen Blut anfangen sollte, als ich zwei vorsichtige Arme spürte und sah, wie sich das Gold der Strandastern in Lukas’ gesprenkelten Augen spiegelte
.
    Er streichelte meine Mundwinkel mit einem Blümchen. Langsam öffnete ich die Lippen. Ich kaute auf dem Blatt, das er mir in den Mund schob. Der typisch salzige Geschmack der Strandastern bedeckte meine Zunge und meinen Gaumen
.
    »Sie liebt mich, sie liebt mich nicht …« Nacheinander pflückte Lukas die Blätter ab und fütterte mich damit
.
    »Sie liebt mich.« Ich öffnete den Mund für das letzte Blättchen und knabberte an Lukas’ Daumen. Das Salz war bis in mein Blut gedrungen; es prickelte, während es durch meinen Körper rauschte. Ich wusste, dass mehr folgen würde. Dieses »Mehr« war, wovor Mama immer warnte, worüber Papa böse wurde und Mie immer so geheimnisvoll lachte
.
    Aber was sich so gut anfühlte, konnte nicht falsch sein. Mein Blut rauschte nicht mehr, es klopfte. Alles stimmte. Die ganze Welt sollte eswissen. Zuerst meine Eltern. Es war mir egal, was sie darüber denken würden, hierfür würde ich kämpfen, wenn es sein musste. Und das würde ich – ich würde dafür kämpfen müssen
.

»Nur ein einziger sehnsüchtiger Blick, bitte, Eve. Das muss doch gehen.«
    Eve fühlte sich ein wenig lächerlich, während sie versuchte Jacob möglichst sehnsüchtig anzuschauen. Der gab sich die allergrößte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen.
    »Schwierig, etwas zu spielen, das echt ist, nicht wahr?« Gloria sah sie kopfschüttelnd an.
    Die Situation war so idiotisch, dass alle in Gelächter ausbrachen. Eve riss sich zusammen und schaute wieder Jacob an. Seine Augen strahlten, er beugte sich langsam vor.
    »Genau so, genau so!« Glorias Stimme verhinderte den Kuss, was die Gruppe abermals zum Lachen brachte.
    »Jetzt hört mal eben zu!«, rief die Lehrerin. »Ich möchte das Ende doch noch kurz mit euch besprechen. Meint ihr nicht, ein offenes Ende macht alles noch stärker?«
    »Es ist doch schon stark«, erwiderte Chea empört.
    »Noch stärker, sagte ich«, antwortete Gloria ungerührt.
    »Ich finde, die beiden verdienen ein glückliches Ende«, warf Lies zögernd ein. »Es gibt in dem Stück so viele Dinge, die sieauseinanderzutreiben scheinen, sie sollen eine Chance auf Glück haben.«
    »Die haben sie mit einem offenen Ende auch.«
    »Okay, eine Chance auf sicheres Glück!«
    »Aber im echten Leben hat auch niemand diese Sicherheit«, mischte sich Philip in die Diskussion ein.
    »Bestimmt ist das echte Leben auch nicht so bitter, wie wir es hier zeigen.« Marie schaute unsicher in die Runde. »Das hoffe ich jedenfalls.«
    »Sie müssen schon so viel durchstehen. Vielleicht haben wir ein wenig übertrieben, vielleicht ist das nicht realistisch?«, sagte Eve. Sie dachte an all die Schwierigkeiten und Missverständnisse, die Sanne, die sie spielte, überwinden musste, um

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