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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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arkane Dinge betreffend über den des Durchschnittslaien hinausging, der zumeist glaubte, Meister des Arkanen seien Trickbetrüger, die Mesmerismustricks auf Soireen zum Besten gaben, so war sein Wissen doch nur theoretischer Natur.
    Er konzentrierte sich wieder auf das Jungengesicht, das er in seinen Gedanken gesehen hatte. Ein rothaariger Jugendlicher. Mochte das der Bengel sein, den zu suchen sie gekommen waren? Delacroix hatte nie geglaubt, daß sie den Jungen lebend finden würden. Vier Wochen waren eine zu lange Zeit, um verirrt im Gebirge zu überleben. Doch es war möglich, daß auch er gefangengenommen worden war. Allerdings konnte er sich keinen Grund vorstellen, warum die Männer Eindringlinge am Leben lassen sollten, wenn ihre Ziele das waren, was er vermutete, und ihre Macht so groß wie sie schien.
    Er zweifelte nicht daran, daß der Meister sie zum Reden bringen würde. Die Schutzamulette hatte er ihnen abgenommen, und so würde es für ihn leicht sein, sie zu mesmerisieren, um sie gesprächig zu machen. McMullen und er wußten nicht viel. Doch selbst das wenige, das sie wußten, barg Gefahren, und es war möglich, daß sie die Existenz einer Mrs. Fairchild ergründen würden.
    Er mußte hier raus. Er mußte weg, ehe sie sein Gedächtnis durchforsten konnten. Wenn die Bruderschaft hierin verwickelt war, dann würde sie Corrisande erbarmungslos töten. Sie würden sie als Fey ansehen, und mit den Fey gingen sie immer gleich um: Sie schafften sie aus der Welt.

Kapitel 34
    Arpad war überall, in ihren Gedanken, an ihrer Seite, er half ihr hoch, er half ihr nach unten. Charly spürte seinen warmen Körper an ihrem, wenn er sie beim Klettern festhielt, wenn sie auf dem holprigen, feuchten Fels ausrutschte. Seine Gegenwart machte sie nervös. Es gab keine Privatsphäre. Manchmal verlor sie seine geistige Führung, um dann wieder seine berauschende Gedankenpräsenz in sich eindringen zu spüren, fremd, gebieterisch, und allzu nah. Er war in ihr.
    Sie bekämpfte ihre Ängste mit jeder Faser ihres Mutes, mit ihrer ganzen Entschlossenheit und einem guten Stück schwarzen Humors, wann immer sie ihn aufbringen konnte. Sie befürchtete nicht, er würde sie alsbald anfallen und verletzen. Vielmehr verspürte sie eine unterdrückte, stumpfe Angst. Seine ständige körperliche Nähe nagte an ihrer Beherrschung und drängte ihr immer wieder Parallelen auf zu jenem anderen Körper, dem des Mannes, der sie auf den Rücken geworfen; der ihre Hilflosigkeit mit der gleichen Freude genossen hatte wie er die Privatsphäre ihres Körper hatte genießen wollen.
    Ihr war klar, daß der Vampir sorgsam und sanft mit ihr umging. Sie mochte und achtete ihn dafür. Manchmal spürte sie seine außergewöhnliche Körperkraft, wenn sie ausrutschte, fiel und er sie mit einer Leichtigkeit fing und hielt, als sei sie ein kleines Kind. Dabei war sie weder klein noch zierlich. Wann immer das geschah, meldete sich das Wissen in ihr, wie wehrlos ausgeliefert und völlig in seiner Hand sie war. Sie mußte die Dinge nehmen, wie sie kamen. Sie war nicht in der Lage, ihr Schicksal zu beeinflussen, es aktiv in die Hand zu nehmen oder etwas zu verändern.
    Er zähmte sie, hatte er gesagt – wie Rosa. Der Vergleich war nicht angenehm. Sie wehrte sich gegen den Gedanken. Sie war nicht zahm. Ein Großteil ihrer Probleme hatte seinen Grund eben darin. Nicht einmal St. Teresas konsequente Erzieherinnen hatten das bewirken können. Sie war unfügsam und unabhängig, hatte stets darauf gebaut, daß sie einen eigenen Willen hatte, einen freien Geist und ein ungebundenes Herz – und daß man ihr das nicht nehmen konnte.
    Gib nach, gib dich mir, hatte er ihr gesagt, und das tat sie, jedes Mal neu, wenn sie ihm den Zugang zu ihren Gedanken ebnete, ihm die Eroberung gestattete und die Führung zugestand. Sie gab nach – gegen jedes Fünkchen aufsässiger Seele, und sie fühlte sich wie ein geschlagener General nach einer verlorenen Schlacht.
    Sie mochte ihn ja durchaus. Es war leicht, ihn zu mögen. Sie erinnerte sich nur dunkel an sein Gesicht. Im Speisezimmer hatte sie es kurz gesehen, im schlecht erleuchteten Keller hatte sie nicht viel erkennen können, und während ihrer wilden Flucht hatte sie keine Muße gehabt, auf sein Aussehen zu achten. Jetzt konnte sie nichts sehen, nur fühlen. Trotzdem blieb der erste Eindruck, daß er fast zu gut aussah. Sie hätte gerne die Hand an sein Gesicht gehoben, um mit ihren Fingern seine edlen Züge zu ergründen

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