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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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attraktiv und hast viele positive Eigenschaften, die dich liebenswert machen.“
    „Danke“, sagte sie und hoffte, damit sei das Thema abgeschlossen.
    „Das war kein leeres Kompliment. Ich mag Frauen. Ich habe über die Jahrhunderte außerordentlich viele Frauen gekannt. Es gab immer welche, die ich aufrichtig geliebt habe, und ich habe mehr Frauen genossen, als ich mich jemals erinnern könnte. Ich bin Experte auf dem Gebiet. Möchtest du vielleicht das Urteil eines Experten einholen?“
    Sie war sich recht sicher, daß sie nicht noch mehr über ihr Aussehen hören wollte, und sie wollte auch nicht, daß er sie allzu intensiv musterte. Er konnte sie sehen, und sie wußte nicht einmal, wann er sie ansah. Auf keinen Fall wollte sie ein Gutachten über diese Begutachtung. Doch sie wußte nicht, wie sie ihn davon abhalten sollte.
    „Du bist groß“, sagte er schlicht. „Das mag gerade nicht modern sein, aber es ist doch beeindruckend. Du hast nette braune Augen und ein liebenswertes Lächeln, von dem ich nicht genug gesehen habe. Dein Mund ist anmutig. Dein Antlitz ist nicht schön, aber sehr ausdrucksvoll, und wenn du nicht gerade vor Angst völlig außer dir bist, hast du einen natürlichen Charme. Dein Haar ist ein bißchen widerspenstig, und du trägst eine Frisur, die dir nicht steht und zudem vollkommen unmodern ist. Ich habe dich nur in Hauskleidern gesehen. Die mögen bequem sein und sind wahrscheinlich einfach zu handhaben, ohne Korsett, vorne zu knöpfen. Doch sie sehen zu sehr aus wie die Bauerndirndl deiner Mägde, und außerdem stehen sie dir nicht und sind ebenfalls völlig unmodisch. Du hast eine attraktive, anheimelnde Figur – einen gut entwickelten Körper, soweit ich das feststellen könnte. Daraus solltest du mehr machen.“
    Sie schluckte. Niemand hatte jemals ein so erschreckend vertrauliches Urteil über sie abgegeben wie dieser Mann. Wenn sie ihn nicht daran hinderte, würde er ihr noch sagen, welche Wäsche sie zu tragen hätte und wie eng sie ihr Korsett schnüren mußte. Es war unendlich unangenehm. Ihre erzwungene Nähe hatte allzu viele Benimmschranken hinweggefegt und ihre Geheimnisse preisgegeben. Es schien ihr, als sähe sie zum ersten Mal den Sinn in der Erziehung zur Distanz. Abstand gab Sicherheit. Sie schämte sich, wußte nicht, was sie sagen sollte. Dann wußte sie, daß er ihre Betretenheit spürte und sie ihn amüsierte.
    „Außerdem hast du sehr hübsche Beine“, fügte er hinzu, und sie konnte sein Grinsen beinahe spüren.
    „Ich dachte, du wolltest sie ignorieren?“
    Er lachte.
    „Ich ignoriere sie – fast immer.“
    „Oh“, flüsterte sie.
    Dann nahm sie ihren Mut zusammen und versuchte, objektiv zu sein. Er war Experte, hatte er gesagt. Warum also nicht sein Sachverständigengutachten einholen, und sei es nur, um andere Gedanken aus ihrem Kopf zu verdrängen, Gedanken, die ihr einflüsterten, daß es gänzlich nebensächlich war, wie sie aussah, wenn sie doch bald in der Dunkelheit umkommen würde?
    „Also, Arpad, sag mir“, begann sie mit erzwungener Sicherheit und wenig Ironie in der Stimme, „was sollte ich deiner Meinung nach tragen? Welche Frisur würde dir an mir gefallen?“
    „Ich würde an deiner Stelle eine wirklich gute französische Zofe zu Rate ziehen, was deine Haare angeht, und in punkto Kleider: Dunkle Rot-Töne und Moosgrün würden dir stehen, kräftige Farben. Keine Pastelltöne, und du solltest unbedingt weit ausgeschnittene Kleider tragen, denn ich bin mir sicher, daß dein Dekolleté sehr entzückend ist.“
    Sie schluckte, verlor aus lauter Schock darüber, daß er so viel über sie wußte die Verbindung zu ihm, und schon rutsche ihr Fuß, sie verlor das Gleichgewicht und fiel, stürzte schnell, rutschte auf dem Bauch einen abschüssigen, kantigen Fels hinab. Ihr Rock stülpte sich nach oben, und sie riß sich an scharfen Steinkanten, die ihr in Haut und Fleisch schnitten. Sie jammerte nicht. Sie hatte sich hysterisches Kreischen verboten, nur einmal schrie sie kurz aus Schmerz auf.
    Ihr Sturz schien sich ewig zu ziehen, gab ihr Zeit genug, darüber nachzugrübeln, wie und wo sie aufschlagen würde. Sie konnte den Schmerz schon vorausfühlen und wußte, was geschehen würde, wenn sie sich die Knochen brach oder zu sehr verletzte, um weiter zu können. Er würde sie ermorden. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß es so bald geschehen würde. Sie wollte nicht sterben. Sicher mußte jeder Mensch sterben, doch im Augenblick wollte sie

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