Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
zwei, drei Meilen bergauf durch den Wald laufen, denn der Wasserlauf zwischen Grundlsee und Toplitzsee war stromaufwärts nicht schiffbar und wurde nur stromabwärts für den Transport von Baumstämmen benutzt.
Am Toplitzsee mußten sie wieder übers Wasser. Eine ganze Reihe Plätten, die flachen Boote der Region, hatten sie zur Verfügung. Sie unterschieden sich in nichts von denen der örtlichen Fischer. In diesen Nachen ruderten sie etwa eine Meile. Der Toplitzsee war ein geheimnisvoller See, sehr tief und unergründlich. Er schien sich bis in die Eingeweide der Erde zu erstrecken, und Asko fühlte ein Prickeln im Nacken, obgleich er sonst stolz darauf war, sich vor keinen immateriellen Gefahren zu fürchten und keinem Aberglauben nachzugeben. Daß er überhaupt an die Sí glaubte, hing damit zusammen, daß er persönlich dem einen oder anderen begegnet war, und es wäre schwierig, dem Zeugnis der eigenen Augen zu mißtrauen. Magie und Feyonspuk hätte er am liebsten gar nicht in seiner Welt geduldet, und diese ganze Gegend schien davon überzuquellen. Selbst wenn Meister Marhanor die dazugehörigen Fey nicht aufspüren konnte.
Jenseits des Toplitzsees mußte man nur noch eine Anhöhe überwinden, um zum Kammersee zu gelangen, der bereits mitten in der Wildnis lag. Auf der anderen Seite gab es eine kleine Grasfläche, ansonsten war der kleine See von hellen Kalksteinfelsen eingesäumt. Über diese mußte man klettern, um dorthin zu gelangen, wo die Berge steil hinter dem See aufragten. Der Eingang des Höhlensystems war magisch verborgen.
Es hatte sie einige Zeit gekostet, alle verräterischen Spuren ihres Besuches im Schlößchen zu beseitigen, und da das Landhaus auf halber Höhe am Berg über dem Ufer des Altausseer Sees lag, kam man nicht umhin, erst wieder nach Altaussee zurückzureiten, von dort nach Aussee und dann, auf der anderen Seite des Berges wieder in Richtung Grundlsee. Der Tag brach an, als sie den See erreichten, und Corrisandes Gesicht am Fenster hatte ihn beunruhigt.
Der Weg über die Seen hatte sie weitere Zeit gekostet. Erst am späten Morgen erreichten sie ihren Berg, frustriert, wütend, müde, ausgelaugt und zu allem Überfluß ohne den erhofften Fang. Statt dessen hatten sie drei Männer verloren, deren Leichen sie im Wald hatten verbergen müssen, da sie sie nicht gut durch die Dörfer tragen konnten, ohne aufzufallen.
Von Waydt hatte lediglich dem örtlichen Verbindungsmann eine Nachricht zukommen lassen, wo die Toten zu finden seien, und alles Weitere dem Einheimischen überlassen. So konnten die Toten geborgen werden, ohne daß man sie mit der Gruppe Jäger in Verbindung brachte. Die Einheimischen waren ohnehin schon mißtrauisch genug.
Die Sache war idiotisch und schlecht organisiert. Darüber hätte von Orven sich freuen sollen, denn jeder Fehler, jeder Schnitzer ließ den Erfolg des Projekts unwahrscheinlicher werden. Hardenburg ging langsam die Zeit aus, und seinen Vorgesetzten im Kriegsministerium vermutlich die Geduld. Zudem waren ihnen allen die Fey ausgegangen, und seit letzter Nacht drohte das selbe Schicksal die Jäger zu ereilen. Allerdings hatte Asko keinen Zweifel, daß das Ministerium rasch für Nachschub sorgen würde.
Von Waydt war anmaßend und strebsam. Mit Sicherheit war er auch Patriot. Doch, so fand Asko, vielleicht gab es ja Grenzen dessen, was man für sein Land zu tun bereit sein sollte. Wenn es die Ehre der Heimat verletzte, dann sollte man es besser lassen.
Er fragte sich, woher dieser ungewöhnliche Gedanke kam. Er war selbst Soldat, gewohnt, Befehle zu befolgen, ohne sie zu hinterfragen. Er hatte nie bezweifelt, daß das Wohl seines Landes über seinem eigenen stand, auch über seinen Wünschen und Ideen. Aber – und das wurde ihm zusehends klar – eventuell nicht über seinem Gewissen. Länder konnten kein Gewissen haben, es bedurfte ihrer Bewohner und ihrer Regierung, die Werte, die ihnen heilig waren, auch aufrechtzuerhalten.
Die österreichische Kaiserin – oder durch sie der Kaiser selbst – mochte diese Verantwortung spüren und hatte nicht gezögert, ihr Land gegen geheime Machenschaften im eigenen Lager zu verteidigen, mit zugegeben ungewöhnlichen Mitteln. Die Revolutionäre, wenn man sie denn so nennen konnte, waren Meister der Geheimhaltung. Asko vermutete, die Krone hätte längst gehandelt, hätte sie die genaue Identität des Mannes an der Spitze dieses Unterfangens gekannt.
Doch bisher war es ihm nicht gelungen, die
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