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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Informationen, die er hatte, weiterzuleiten, oder auch nur die Identität des Befehlshabers zu ermitteln. Ohne Kontakt nach außen konnte er nur raten, was er tun sollte, und hatte nichts als sein Gewissen und sein Pflichtbewußtsein, um Entscheidungen zu treffen, die ihm nicht leicht fielen. Er war kein Österreicher. Er war ein gegnerischer Spion in einem fremden Land und baute auf nichts als auf seinen Instinkt.
    Diesem vertraute er nicht besonders. Er war ein nüchterner, rationaler Mann, der sich nur selten von Instinkten leiten ließ. Das letzte Mal, als er seinem Instinkt gefolgt war, hatte er um Corrisandes Hand angehalten, die, wie sich herausstellte, nicht nur von einem Feyon abstammte, sondern zudem einen anderen liebte. So viel zum Instinkt. Er taugte nicht viel oder versagte jedesmal, wenn ein Fey-Element in die Gleichung kam, weil diese Geschöpfe so unberechenbar und unverständlich waren. Die Wahrheit an sich war dann auf einmal nicht mehr erkennbar, verwandelte sich in ein Füllhorn vager Möglichkeiten, die alle unbeweisbar und zudem unverständlich waren. Sein analytischer Verstand wehrte sich gegen diese Art von Wahrnehmung. Gut war gut, böse war böse, und ein Mann mußte den Unterschied erkennen können, damit er das Richtige tun konnte und nicht in einem Sumpf an Zwischentönen versank.
    Er war froh, daß der Sí entkommen war und ihm somit noch mehr Zeit gab, sich zu überlegen, was zu tun sei. Er brauchte diese Zeit, denn er hatte keine Idee, wie er vorgehen sollte. Überhaupt setzte sein Vorgehen voraus, daß er wußte, was Hardenburg und das Team weiterhin vorhatten.
    Sie saßen zusammen, die ganze Gruppe, der Professor, der Meister, sechs Techniker und Helfer, vier Feyonjäger. Anfangs waren sie wohl mehr gewesen, doch es war zu schwierig, eine allzu große Gruppe in einer so entlegenen Gegend aufrecht zu erhalten. Sie brauchten Nahrung. Jeden Tag holte einer der Männer eine Kiepe Proviant und brachte Neuigkeiten mit.
    Asko hatte sich für diesen Dienst gemeldet, doch man hatte ihn ihm verweigert. Er hatte nicht darauf bestanden, denn das hätte ihn verdächtig gemacht. Also wußte Asko nicht, ob der Proviantmann zu Ladners Poststation ging, um seine Last aufzunehmen, oder ob er in Gössl Beistand fand. Vielleicht mußte er auch bis nach Grundlsee, oder ihm kam ein einheimischer Helfer entgegen.
    Manchmal fragte sich Asko, warum er sich je auf Spezialeinsätze hatte schicken lassen. Menschen zu überwachen war nichts, was er gerne tat. Er war kein guter Lügner, und an den Schmerz, den seine Tarngeschichte seiner Familie bereitet hatte, durfte er gar nicht erst denken. Jedenfalls war jetzt mitten in einer Lagebesprechung nicht der Augenblick, darüber nachzudenken.
    „Sie hatten ihn und haben ihn wieder verloren“, resümierte der Professor. „Das ist schlecht. Ich kann nicht begreifen, wie Ihnen so etwas passieren konnte.“ Sein Ärger war allzu deutlich.
    „Sie sind schwer zu halten“, kommentierte der Meister mit einem gönnerhaften Lächeln. „Man braucht Spezialisten, um es zu bewerkstelligen. Ich würde lieber keine zusätzliche Hilfe von draußen dabeihaben, doch vielleicht sollten wir diese Option noch einmal bedenken. Ich kenne eine Gruppe Männer, die das Spezialwissen dazu haben. Haben Sie wenigstens herausgefunden, um was für eine Art von Kreatur es sich handelte?“
    Von Waydt kochte fast vor Zorn und Frustration. Er vergaß sein gutes Benehmen und fuhr sich mit den Händen durchs dunkle Haar.
    „Ein Feyon. Ein mächtiger Feyon. Meyer hat ihm ins Herz geschossen, und trotzdem ist er schon eine Stunde später entkommen.“
    „Das sagt gar nichts“, tadelte der Meister. „Sie können fast alle eine Schußwunde überleben, sofern die Kugel nicht aus Kalteisen ist, und in diesem Fall brauchen Sie sich nicht die Mühe zu machen, auf sein Herz zu zielen.“
    „Das weiß ich auch“, donnerte von Waydt und sprang von seinem Schemel auf. Möbel waren Mangelware in der Höhle. Es war angenehm gewesen, in der vergangenen Nacht wieder einmal auf einem Polsterstuhl zu sitzen, in einem gefällig eingerichteten Zimmer, mit einer jungen Dame, die einen über den Tisch hinweg anlächelte. Sie hatte ein offenes, bezauberndes Lächeln gehabt.
    „Sie wissen es, weil ich es Ihnen beigebracht habe“, antwortete der Meister bissig, wobei es ihm gelang, seine Stimme gleichermaßen herablassend und eisig klingen zu lassen. „Wie konnten Sie ihn entkommen lassen? Hatten Sie nicht

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