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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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wie sie in der Finsternis lag, mit gebrochenen Knochen schmerzerfüllt auf den Tod wartete, ganz allein, wie sie hilflos diesem Schmerz ausgeliefert war, und den Aufgriffen von Nagetieren und Aasfressern. Der Gedanke war zu furchtbar, um ihn zuende zu denken. Sie durfte nicht so sterben. Niemand durfte das.
    „Was ist?“ fragte Hardenburg.
    „Ich wußte nicht, daß wir Gefangene haben. Was machen wir mit ihnen? Wie sind sie hierher gekommen?“
    „Es gibt keinen Grund, warum Sie sich mit unseren Gästen auseinandersetzen sollten“, ermahnte der Meister. „Die gehen Sie nichts an. Ich bin noch nicht dazugekommen, sie auszuhorchen. Doch das werden wir tun, und dann werden wir entscheiden, was mit ihnen anzufangen ist. Sie kümmern sich um die Maschine, damit sie bereit und in Schuß ist, wenn wir den Feyon fangen. Ich kümmere mich um die Befragungen. Bleiben Sie weg von der Zelle.“
    Asko nickte unterwürfig.
    „Sehr wohl, Meister“, sagte er. Doch ihm war gar nicht wohl bei der Sache.

Kapitel 36
    Das Gasthaus war klein. Es stand etwa zehn, fünfzehn Schritte vom Ufer entfernt. In der Nähe von diesem und an einem Anlegesteg schaukelten einige Boote. Hinter dem Haus erhob sich der Berg, ein langgestreckter Kamm, der den Grundlsee vom nächsten Tal und dem Altausseer See trennte. Quellen sprudelten aus dem Boden. Der ganze Ort schien vom Wasser dominiert.
    Dennoch hatte das stabile Gebäude etwas an sich, das einem Zutrauen schenkte. Corrisande war glücklich, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Sie drehte sich langsam um sich selbst und betrachtete die Landschaft. Sie befanden sich am langen Ufer des schmalen Sees. Das Wasser glitzerte im Herbstlicht. Auch die letzte Spur von Morgendunst war verschwunden, der Himmel war klar und blau und fast wolkenlos. Es war ein wunderschöner Tag, hell und ungewöhnlich warm für die Jahreszeit.
    Am gegenüberliegenden Ufer sah sie einen Berg, der sich aus sanft aufsteigenden Wiesen erhob. Das Grün der Nadelbäume war unterbrochen von hohen Steinwänden. Sie wandte sich and den jüngeren der beiden Bootsleute, der noch dabei war, alles Gepäck zu entladen.
    „Gibt es Höhlen in diesen Bergen?“ fragte sie und hoffte, er würde ihr Deutsch besser verstehen als sie seins.
    „Schon. Überall in unseren Bergen sind Höhlen und manchmal Bergwerke.“ Er sprach ganz bedächtig. Sie verstand fast alles und erriet den Rest.
    „Hat man sie erkundet?“ fragte sie, während er das letzte Gepäckstück ans Ufer setzte.
    „Nein. Wer würde schon aus eigenem Antrieb in eine Höhle gehen? Das ist riskant. Wenn es regnet, füllen sie sich mit Wasser, und es ist dunkel und kalt dort. Es gibt nur einen Grund, einen Berg von innen anzusehen, und das ist, um Salz zu finden. Alle Salzbergwerke gehören der Krone. Studierte Leute suchen manchmal neue Salzschichten. Aber hier gibt es kein Salz. Hier ist alles Kalkstein.“
    „Sie wissen viel über die Berge“, sagte sie und dachte bei sich, daß er anmutig aussah und doch bald so runzelig und sehnig sein würde wie sein Vater. Die Bergbevölkerung war zäh.
    „Es sind unsere Berge. Unsere Familie hat hier immer gelebt.“
    Corrisande nickte und fuhr fort: „Es leben gar nicht so wenige Menschen hier in Altaussee, Aussee und Grundlsee. Gleichwohl habe ich nur wenige Felder gesehen. Wovon leben sie?“
    Der ältere Mann mischte sich in das Gespräch ein.
    „Sie leben vom Salz“, sagte er und versuchte ebenfalls, deutlich zu sprechen. „Ganz früher haben die Salzminen den Menschen hier gehört. Jetzt gehören sie dem Kaiser. Trotzdem leben wir noch vom Salz. Viele Männer arbeiten in den Minen und in der Salzaufbereitung, und die müssen ernährt, untergebracht und transportiert werden, genau wie alle Waren und das Salz. Hier gibt es genug Arbeit, auch wenn das Salz uns nicht mehr gehört. Man gab uns Land dafür. Gehölz, Fischereirechte, Jagdrecht. Angebaut wird hier nicht viel. Der Winter kommt früh in den Bergen, und der Sommer ist zu kurz, um Weizen anzupflanzen.“
    Der junge Mann lächelte und schaltete sich wieder in das Gespräch ein.
    „Sie hätten zwei Monate früher kommen sollen. Es ist spät für Sommerfrischler. Heute ist es schön, aber man kann nie wissen, wann das Wetter sich ändert, und in ein paar Tagen könnten wir schon Schnee am Paß haben. Das Wetter ändert sich in den Bergen schnell. Wenn die Pässe erst verschneit sind, dann müssen Sie hier bleiben bis zum Frühling.“ Dabei lächelte er,

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