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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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befragen als starke.
    Asko erinnerte sich der Worte, die Graf Arpad einmal über der Taktik der Bruderschaft geäußert hatte. „Sie foltern uns, um mehr Informationen über uns zu erhalten. Diese Informationen können sie dann wieder gegen uns verwenden.“ Sie wußten, wie man Menschen zum Sprechen brachte. Er tauschte das Wort „Menschen“ gegen „Sí“ aus. Er hatte Sí gemeint. Sie als Menschen zu bezeichnen, das war ihm noch nie passiert.
    Wieder stand die Szene vom Vortag vor seinem geistigen Auge, der dunkle Graf, der ihm entgegenstand, die zitternde junge Frau zwischen ihnen, voller Angst, sie würden das mit ihr fortsetzen, was von Waydts Lieblingsschläger begonnen hatte. Er hatte etwas in den Augen des Feyons gesehen, Besorgnis, Anteilnahme und Zorn. Das hatte es ihm ermöglicht, das verängstigte Mädchen mit dem Mann mitzuschicken. Dem Sí.
    Asko war zerschlagen. Fast sechsunddreißig Stunden war er jetzt auf den Beinen. Er mußte schlafen. Schlafmangel ließ einen Fehler machen, und in seiner Position konnte er sich keine Fehler leisten.
    Er ging in eine der kleineren Kavernen, wo die anderen Techniker und er ihr Lager aufgeschlagen hatten. Pralle Strohsäcke dienten ihnen als Matratzen, und Decken stapelten sich auf den Lagern. Die Säcke mußten oft neu gefüllt werden, denn sie wurden allzu schnell feucht, obgleich der Meister das Klima in den Höhlen angeblich positiv beeinflußte. Wieder wurde ihm klar, wie kurzsichtig der Gedanke gewesen war, ausgerechnet hier in den schwer erreichbaren Höhlen diese Höllenmaschine zu bauen. Er hoffte nur, die andauernde feuchte Kühle würde nicht auch noch seine Gesundheit angreifen. Allerdings war ein Tod als Folge der Schwindsucht nicht die größte Gefahr, der er sich aussetzte.
    Er rollte sich in seine Decken ein. Im Augenblick konnte er den Gefangenen nicht helfen. Um sich etwas auszudenken, brauchte er einen wachen Geist. Vielleicht gab es später die Möglichkeit, etwas zu tun, wenn Marhanor in seine Aufgabe vertieft war, ein magisches Netz um den Berg zu weben.
    Auch was Charlotte und den Sí anging, konnte er momentan nichts tun. Wenn sie überlebt hatten, dann waren sie jetzt in absoluter Dunkelheit. Asko hoffte, daß der Feyon die Frau nicht einfach ihrem Schicksal überlassen hatte. Der Gedanke, sie könnte langsam allein in der Dunkelheit zu Grunde gehen, machte ihm schwer zu schaffen. Er atmete zischend aus.
    Warum er schon wieder an sie dachte, wußte er nicht. Vielleicht weil ihr Mut ihn beeindruckt hatte, ihre seltsame Rechtschaffenheit, ihr unbesonnener Widerstand und selbst ihre harten Tritte – auch die hatten im wahrsten Sinne des Wortes Eindrücke hinterlassen. Sein Schienbein war voller blauer Flecken. Doch er war ihr nicht gram deswegen; vielleicht, weil die Behandlung, die sie erlitten hatte, so brutal gewesen war. Verraten zu werden von dem Mann, den man als Verlobten ansah, geschändet fast, durch die Nacht gejagt von einer Bande Mörder und schließlich in einem Berg begraben mit einer Kreatur, die trotz ihrer Widernatürlichkeit die einzige Aussicht auf Rettung war. Keine gute Aussicht.
    Keine Frau sollte so leiden. Deshalb dachte er wieder an sie, aus diesem Grund und aus keinem anderen. Es war ihr Schicksal, das ihn berührte, nicht etwa ihre intelligenten, braunen Augen oder ihr warmherziges Lächeln.
    Der Berg über ihm erschien mit einem Mal schwerer und drohender als noch einen Tag zuvor. Das Höhlensystem erstreckte sich schier endlos durch den Stein, und die Mannschaft hatte nur einen winzigen Teil des Ganzen erforscht. Die Maschine entstand in der größten Höhlung. Durch einen Spalt im Gestein fiel Tageslicht von draußen in die „Werkstatt“. Die ersten Arbeiter hatten die Höhle zum Arbeitsplatz gemacht, ein Segeltuchdach gegen tropfendes Wasser gespannt. So viel Aufwand für eine furchtbare Idee.
    Die kleineren, trockeneren Höhlen waren zu Schlafquartieren und Kommandozentrale geworden. Die Beleuchtung war mit der Schöpfung eines Herrn Goebel gelöst, der mit Hilfe von Elektrizität Glaskugeln zum Schimmern bringen konnte. Ein kleines Mühlrad in einem der unterirdischen Rinnsale sorgte für Strom. Leider war Herrn Goebels Erfindung offenbar noch nicht vollkommen, denn die Glaskugeln barsten immer wieder, und Asko war sicher, daß diese Erfindung nicht halb so nützlich war, wie sie auf den ersten Blick schien. Sie roch geradezu nach „zurück ans Reißbrett“ und war vermutlich völlig unverkäuflich,

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