Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
geheiratet und ein wohlanständiges Leben geführt, doch auch das war nur mit der Hilfe Graf Arpads möglich.“
Nach einigen Momenten sprach auch Cérise.
„Ich hatte immer viele Verehrer. Doch als er in mein Leben trat, verschwanden sie im Hintergrund wie Komparsen. Wenn unsere Liebe bekannt würde, wäre mein Ruf dahin. Freilich habe ich als Künstlerin mehr Freiraum. Auch mit einem schlechten Ruf könnte ich erfolgreich sein, obgleich das äußerst degoutant wäre.“ Sie sah Corrisande an und lächelte. „Arpad war nicht der einzige Mann, den ich je liebte. Sie wissen das. Aber nach ihm werde ich niemanden mehr je so lieben können. Anstößig fühlt sich das nicht an. Doch wer würde mir da zustimmen?“
Corrisande nickte. Sie war nicht sicher, was diese unerwartete Welle von Beichten ausgelöst hatte, doch vielleicht war es gut und richtig, wenn sie wußten, wo sie standen. Nur hatte sie selbst nicht viel zu gestehen. Philip war der einzige Mann, den sie je geliebt und mit dem sie je das Bett geteilt hatte.
„Philip“, begann sie und wußte nicht, wie sie fortfahren sollte. „Er bedeutet mir alles. Mein Leben vor ihm war nicht über jeden Zweifel erhaben, doch es beinhaltete keine anderen Männer. Man hat mich umworben, ich hätte den einen oder anderen vielleicht sogar geehelicht, denn sie waren gute Partien, doch sie haben mir im Grunde nichts bedeutet, und wir sind uns nie näher gekommen. Philip …“
„Philip ist kein süßer Frauenheld. Er ist ein Eroberer“, unterbrach Cérise mit einem sonderbaren Lächeln.
Corrisande lächelte zurück.
„Ja, das ist er wohl.“ Dann errötete sie. „Ich wußte nicht, daß Kapitulation so süß sein kann.“
Alle drei begannen verstohlen zu kichern und vermieden es tunlichst, einander dabei anzusehen. Die unerwartete Freimütigkeit war ein wenig peinlich. Keine der Frauen war es gewohnt, ihre Geheimnisse mit anderen zu teilen. Es ziemte sich nicht.
Frau Treynstern fand die richtigen Worte.
„Mrs. Fairchild, vielleicht können Sie Ihrer Kammerzofe ja nahebringen, daß eine erfolgreiche Laufbahn als hochbezahlte Edelkurtisane vermutlich von großem finanziellen Vorteil ist, daß aber wahre Liebe, ob nun in einer Ehe oder außerehelich, dennoch vorzuziehen sein mag. Ein nicht zu vernachlässigender Vorteil ist die Möglichkeit zu wählen. Reiche Kavaliere, die sich wohlgestalte, ausgesuchte Kurtisanen leisten können, müssen nicht unbedingt sympathisch sein. Sie können ihr nicht nur viel Ärger machen, sondern auch ein Kind. Von besser unerwähnten körperlichen Leiden ganz zu schweigen. Wenn Sie mir meine offene Rede verzeihen.“
Corrisande schmunzelte.
„Vielleicht findet sie ja jemanden, in den sie sich verliebt. Wir werden sehen.“ Sie trat zum Fenster und sah hinaus über den See. All das war nebensächlich. Sie hatten andere Aufgaben. „Später will ich das Wasser berühren. Es scheint voller Wissen zu sein. Doch ich brauche Ihren Beistand, denn ich traue meiner Befähigung, den Verlockungen dieser Fluten zu widerstehen, nicht. Ich würde mich im Wasser verlieren. Wir müssen uns vom Haus entfernen, damit uns keiner sieht. Am besten warten wir, bis es dunkel ist.“
Die beiden anderen Frauen traten neben sie und sahen auch über das Wasser und auf die Berge am anderen Ufer.
„Es sieht so friedlich aus. Wenn die Umstände anders wären, könnte man es fast genießen“, sagte Cérise.
„Konnten Sie schon immer mit Wasser sprechen, Mrs. Fairchild?“ fragte Sophie.
„Nein. Noch nie. Doch als ich meine Hand ins Wasser tauchte, konnte ich empfinden, wie lebendig es war. Es hat mich fast hineingezogen. Es ist viel stärker als ich und so alt, und ich konnte es nicht besonders gut verstehen. Vielleicht kann ich lernen, seine Botschaften zu begreifen.“
„Sie werden jedenfalls nicht allein sein. Wir werden mitkommen und Sie halten. Wenn Sie Talente haben, die wir nicht haben, sollten wir sie nutzen. Ängstigt Sie die Sache?“ fragte Sophie.
Corrisande seufzte.
„Sehr sogar. Doch es gibt Dinge, die ich weit mehr fürchte.“
Kapitel 37
Asko war es nicht gelungen, Kontakt zu den Gefangenen aufzunehmen. Doch er hatte darauf bestanden, daß man sie mit Wasser und Nahrung versorgte. Hardenburg hatte es nicht gemocht, unmenschlich genannt zu werden. Von Waydt hatte ihm übertriebene Gutherzigkeit vorgeworfen. Meister Marhanor hatte nur zur Kenntnis gegeben, er sei im Moment zu beschäftigt und schwache Gefangene seien einfacher zu
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