Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
sie gesehen. Die Gegend ist nicht sicher für Ihresgleichen.“
„Sie sind auf einer Mission?“
„Cérise, Sie sollten doch wirklich wissen, daß man so etwas nicht fragt. Sie müssen schnell abreisen. Ich weiß nicht, was sie hier alle tun. Delacroix war außer sich vor Sorge um seine Gemahlin.“
„Sie haben ihn getroffen? Er lebt?“
„Jedenfalls als ich ihn traf. Erfreute sich bester Gesundheit und hätte seine Frau am liebsten zum Kuckuck geschickt. Oder wenigstens nach Ischl, und da soll sie bleiben.“
„Warum ist er nicht bei Ihnen?“
„Er ist mit McMullen in den Höhlen jenseits des Kammersees eingeschlossen. Man hat uns gefangengenommen, aber wir konnten fliehen. Nur kann er nicht aus dem Berg.“
„Ach, aber Sie schon?“
„Ich bin schlanker als die beiden. Ich paßte durch den einzigen unbewachten Ausgang. Ich bin gottverflucht müde. Seien Sie so gut und hören Sie auf, mich zu piesacken.“
„Seien Sie nicht albern. Wir müssen das wissen. Wir sind allein deswegen gekommen. Was geschieht hier?“
„Ich habe Ihnen doch gesagt, was geschehen ist. Außerdem muß ich weiter nach … einerlei. Muß Bericht erstatten, und Sie reisen am besten nach Ischl. Übrigens“, er drehte sich etwas um und wandte sich Frau Treynstern zu, „ich entschuldige mich dafür, daß ich mich nicht ordentlich vorgestellt haben, gnädige Frau, ich bin …“
„Sie sind von Görenczy, der Maler.“
„Im Moment bin ich Herr Grossauer, der Maler. Wenn Sie sich das bitte merken wollen. Kein Leutnant von Görenczy. Bitte halten Sie mich nicht für unhöflich, gnädige Frau, aber ich wüßte doch zu gern …“
„Sophie Treynstern, Herr Grossauer. Ich bin eine Freundin, und ich habe auch eine Frage. Haben Sie auf Ihren letzten Abenteuern Graf Arpad getroffen?“
Ein kaum vernehmbares Fauchen kam von Cérise, und Frau Treynstern wurde gewahr, daß sie eben auf deren Gebiet gewildert hatte. Doch Fragen danach, wer das größere Recht hatte, Erkundigungen über den geliebten Mann einzuholen, waren ihr im Augenblick nicht wichtig.
„Nein, Gnädigste. Er ist anscheinend in der gleichen Bergkette gefangen. Diese Männer versuchen, ihn zu fangen.“
„Lieber Gott!“ rief Sophie. „Warum denn das?“
„Frau Treynstern, das kann ich Ihnen nicht sagen, aber sollten sie ihn tatsächlich fangen, wird er das nicht überleben. Ich schätze aber, daß es nicht leicht ist, seiner habhaft zu werden. Sofern ihn das Mädchen nicht behindert.“
Sie hatten den Gasthof erreicht.
„Welches Mädchen?“ fragte Cérise scharf.
„Cérise“, erwiderte Udolf maliziös. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, möchte ich mir erst einmal trockene Sachen anziehen, dann beantworte ich gerne weitere Fragen. Mir ist nämlich verflucht kalt, und ich denke, Corrisande ist auch am Erfrieren. Sie sollten sie zu Bett bringen. Diese Herumnympherei scheint ihr nicht besonders gutzutun.“
Cérise stellte sich ihm in den Weg, ihre Augen blitzten. Sie hatte Corrisande losgelassen, und da Frau Treynstern nicht stark genug war, um die junge Frau alleine zu tragen, sanken beide in die Knie.
„Beantworten Sie meine Frage, oder ich kratze Ihnen die Augen aus!“
„Eins nach dem anderen. Helfen Sie erst einmal Ihrer Freundin. Ihr Liebhaber lebt.“ Er wandte sich Sophie zu, half ihr auf und nahm Corrisandes anderen Arm.
Sie traten ins Wirtshaus, und Cérise Denglot spuckte fast vor Wut.
„Sie gefühlloser Sohn einer Cocotte …“
„Kinder! Bitte!“ unterbrach Sophie. „Wir wollen doch nicht die Hausbewohner aufwecken …“
„Sie sind einfach nur eifersüchtig!“ zeterte Cérise ohne Unterbrechung weiter.
„Eifersüchtig? Seien Sie nicht geschmacklos. Wenn ich eifersüchtig auf jeden Liebhaber wäre, den Sie hatten, seit Sie mich in die Wüste geschickt haben, müßte ich mir zweimal die Woche die Kugel geben! Mindestens.“
Frau Treynstern begriff allmählich die Umstände dieser Beziehung. Das half nicht weiter.
„Meine lieben, jungen Freunde …“ begann sie wieder, doch sie wurde abermals von der Sängerin unterbrochen.
„Genau diese Art von Denken war und ist es, die ich an Ihnen …“
Marie-Jeannette trat nun zu ihnen und schenkte dem Offizier ein entzückendes Lächeln.
„Oh, der Leutn…“
„Grossauer“, kam es ihr im Chor entgegen. „Das ist Herr Grossauer.“
„Hallo Süße“, grüßte Grossauer und grinste charmant. „Was haben Sie denn da? Eine Wärmflasche? Genau das, was ich brauche, liebes
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