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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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belegt vor unterdrückter Emotion. Sie wußte um sein Verlangen und seinen inneren Kampf, und plötzlich war sie allein im Dunkel, zitternd, schutzlos und verunsichert und versagte sich die Tränen, zu denen sie gerne Zuflucht gesucht hätte.
    Sie rang sich zu einem Entschluß durch. Sie würde sich nicht mehr wehren. Sie würde nicht gegen ihn kämpfen, wenn er einmal nicht mehr im Dunkel verschwand, um sich zusammenzureißen. Sie würde es zulassen. Es zuzulassen würde einfacher sein. Es würde leichter werden, wenn sie sich darauf einstellte, sich mit ihrer Furcht arrangierte und mit ihrem Schicksal abfand. Er war ein zärtlicher Mann. Sie wußte, wie sehr sie sich auf ihn verließ und wie selbstverständlich ihr das geworden war. Seine Berührung löste nicht mehr den gleichen Abscheu aus wie der Angriff, den sie erlitten hatte und der sich in ihrem Geist festgefressen hatte. Es war nicht dasselbe – und doch …
    Sie ließ sich nieder, unsicher und kläglich. Panik war schlimm gewesen, doch auf gewisse Weise hatte sie ihren Verstand angenehm blockiert. Die unbewußte Furcht vor dem, was ihr geschehen mochte, während ihr wacher Geist von einer Möglichkeit zur nächsten flog, war anders, doch nicht notwendigerweise besser. Ihre Situation mit dem distanzierten Verstand eines Schachspielers zu analysieren, war alles andere als aufmunternd.
    Sie verbarg das Gesicht in den Händen und kämpfte gegen die Melancholie an, die aus dem allgegenwärtigen Dunkel auf sie einstürmte. Ihr freier Wille war eine Illusion, ihre Unfreiheit drückte sie nieder.
    Nach einiger Zeit war er wieder da. Sie sprachen nicht, gingen weiter, als sei nichts geschehen. Beide hatten sie an ihrer Fassung festgehalten. Nur das zählte.
    „Spürst du es? Die Luft wird frischer. Hier gibt es einen Durchzug.“
    Sie hielten sich bei den Händen wie verirrte Kinder im Wald. Nur waren sie keine Kinder, und es war weder ein Knusperhäuschen in Aussicht noch eine Knusperhexe, die sie mit freundlichen Worten und unfreundlichen Eßgewohnheiten einladen würde. Er war die einzige Bedrohung, wie er die einzige Hoffnung war, und sie war so hungrig, daß sie das ganze Knusperhäuschen samt Hexe hätte essen können.
    „Vielleicht kommen wir an einen Ausgang?“ sagte sie und versuchte, zuversichtlich und furchtlos zu klingen. Genauso sollte sie sich jetzt fühlen, doch sie war zu zerschlagen und erschöpft, um auf einmal enthusiastisch zu werden. Was kam, würde kommen, und dann würde sie es akzeptieren, denn etwas anderes blieb ihr ohnehin nicht übrig. Akzeptieren oder kämpfen und verlieren.
    „Es kann nicht mehr weit sein“, sagte er und drückte ihr die Hand, lotste sie eine weitere schwierige Erhebung empor. „Kannst du noch weitergehen?“
    Sie nickte.
    „Charly“, sagte er plötzlich, blieb stehen, nahm ihre Hände in seine. „Sei nicht so hoffnungslos. Ich spüre deine Verzweiflung. Du hast keinen Grund zu verzagen. Wir werden hier herauskommen. Du mußt daran glauben. Das ist wichtig. Sicherheit bewirkt Wirklichkeit.“
    Sie antwortete nicht, traute ihrer Stimme nicht. Sie wollte nicht weinen oder klagen, und Selbstbeherrschung kostete Kraft. Es war aufreibend im Wissen um die Fruchtlosigkeit ihrer Bemühungen weiter zu funktionieren. Er strich ihr übers Haar.
    „Setz dich“, sagte er. „Du bist zu entkräftet, um weiterzugehen. Warum hast du nichts gesagt?“
    „Ich kann weitergehen!“ widersprach sie, doch er führte sie ein paar Schritte weit und ließ sie sich dann niedersetzen. Er setzte sich neben sie, hielt immer noch ihre Hand.
    „Habe ich dir so viel Angst gemacht?“
    „Ich sollte keine Angst haben“, erwiderte sie nach einer Weile. „Ich arbeite wirklich hart daran. Ich versuche, mutig zu sein. Ich weiß, du wirst mir nicht wehtun.“ Was immer sonst du tun wirst, wollte sie hinzufügen, tat es aber nicht.
    „Du bist sehr mutig, mein Herz. Aber vielleicht solltest du ein bißchen weniger mutig und ein bißchen gelöster sein. Laß deine Gefühle zu. Wenn du weinen willst, dann weine. Vielleicht wird es dir helfen. Wenn du vor Frustration schreien willst, dann schreie! Nichts geht über schönes hysterisches Geschrei, um sich Dinge von der Seele zu schaffen. Die Akustik ist hier gewiß ausgezeichnet.“
    Sie lächelte.
    „Ich kann mir kaum vorstellen, daß du mit einer Frau durch die Berge steigen willst, die an jeder Ecke hysterische Anfälle bekommt.“
    „Wenn man die vielen Ecken bedenkt, mit der dieser Berg

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