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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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sie gehabt. Sie hatte sich in und mit den Augen ihres Spielgefährten gesehen. Durch seinen Blick hatte sie sich nie unvollkommen und tölpelhaft gefühlt.
    „Großer ... gute Güte! Ich wünschte, es wäre schon alles vorbei.“
    Anna ignorierte ihren Ausruf und wühlte in der Schmuckschatulle.
    „Wie wäre es mit dem grünen Turmalin-Set?“ fragte sie. „Es gehören zwei Anstecknadeln dazu. Eine könnten wir in Ihr Haar setzen – wenn Ihnen Seidenblumen nicht gefallen.“
    Charly seufzte.
    „Findest du nicht, du übertreibst? Es ist eine Jagdgesellschaft. Eine Clique junger Herren, die – offiziell – Onkel Traugott besuchen, nicht mich. Sie haben sicher nicht einmal formelle Abendgarderobe dabei. Das Dinner ist informell. Wir werden eine Kleinigkeit essen, und dann werden sie erwarten, daß ich sie eine Weile mit ihren Zigarren und Herrengesprächen allein lasse. Was immer die beinhalten mögen.“
    Sie hatte sich vorgenommen zu lauschen. Sie wollte wissen, worüber Herren sprachen, wenn keine Damen anwesend waren. Das Schlößchen war ein altes Bauwerk voller winkliger Gänge und vergessener Kamine und Hintertreppen. Lauschen war leicht, wenn man wußte, wo.
    Ihr war klar, daß ihr Vorhaben ein wenig skandalös war und keinesfalls zu dem Benehmen paßte, das sie an den Tag legen sollte. Doch eventuell würden die Männer ja über sie sprechen. Sie hätte gern gewußt, was sie über sie sagten, selbst wenn es vermutlich nicht schmeichelhaft war.
    Sie beging nicht den Fehler, ihre ungebührlichen Pläne Anna zu unterbreiten. Die Gute würde keine Zeit haben, sich darum zu kümmern, wo Charly abgeblieben war, und selbst wenn, rief sich Charly ins Gedächtnis, schließlich war Anna ihre Bedienstete und nicht umgekehrt. Also würde sie akzeptieren, was Charly tat. Schließlich war sie erwachsen. Sie war die Dame des Hauses, und nicht nur das: Das Schlößchen gehörte ihr sogar, selbst wenn die finanziellen Transaktionen immer noch zum größten Teil Onkel Traugott abwickelte. Doch der hatte begonnen, sie zu unterweisen, um zu ihrem Wissen, wie man einen Haushalt führte, auch noch das, wie man ein Anwesen mit Ländereien und ausgedehnten Wäldern verwaltete, hinzuzufügen. Es war leicht, wenn man einen scharfen Verstand hatte, und den hatte sie. Wenigstens das. Onkel Traugott hatte gesagt, ihre Intelligenz stehe der eines Mannes in keiner Weise nach – ganz egal, was man so sagte. Vielleicht würde Leopold sie ja so akzeptieren können, als Gleichgestellte.
    Sie bezweifelte es. Es konnte nicht allzu viele Männer auf der Welt geben, die das schafften. Es war einfacher zu glauben, alle Frauen wären schwach, dumm und albern. Nur ein sehr intelligenter und weltoffener Mann würde akzeptieren, daß – gab man ihnen nur die Möglichkeit, anders zu sein – sie auch anders sein konnten, und nur ein sehr mutiger Mann würde eine Frau so akzeptieren können, wenn ihm der Spott seiner Kameraden sicher war.
    Lange nicht alle Männer, das wußte sie, waren von so überlegener Intelligenz, und ob Leopold es war, wußte sie nicht. Groß waren ihre Hoffnungen nicht.
    Sie versuchte, ihre Erinnerungen an ihn zu ordnen, um ein Bild in ihrem Kopf zu formen. Oft hatte sie ihn nicht getroffen, und da er ein paar Jahre älter war als sie, hatte es auch keine Kinderfreundschaft zwischen ihnen gegeben. Zudem war Sevyo viel interessanter gewesen. Wann immer die von Waydts ihre Eltern besuchen gekommen waren, hatten die Erwachsenen gehofft, die Kinder würden genug Gemeinsamkeiten entdecken, um harmonisch miteinander umzugehen.
    Aber das war nie geschehen. Sie waren gemeinsam losgezogen, doch hatten sich immer sehr schnell getrennt. Der Junge hatte keine Lust gehabt, sich mit einem Mädchen abzugeben, und sie hatte ihn meist einfach stehenlassen und war zu Sevyo gegangen.
    Einmal hatte er ihre Puppe geköpft. Das hatte ihn ihr unsympathischer gemacht. Doch die grausame Tat hatte einen interessanten Aspekt, jetzt, wo sie als erwachsene Frau darüber nachdachte. So viel Mühe hatte er sich gegeben, um etwas Böses zu tun.
    Ihre Eltern hatten erklärt, das sei eben so, weil er ein Junge war. Jungs waren wild und taten manchmal Dinge, die sie nicht tun sollten, zerbrachen zum Beispiel die Spielsachen kleinerer Schwestern. Sie sollte es nicht so ernst nehmen.
    Nur war er nicht ihr großer Bruder und hatte nicht aus Versehen ihr Spielzeug zerbrochen. Er hatte eine Guillotine gebaut und sie zur Hinrichtung formell eingeladen. Dann hatte

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