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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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genannt. Plötzlich bebte der Berg, und der Boden der kleinen Höhle begann zu glühen. Es war ein kalter Schein, der den Fels unter ihnen rasch durchsichtig werden ließ. Die beiden Männer krallten sich irritiert am Grund fest, in der Erwartung, er verschwände bald vollkommen und würde sie erneut in die Tiefe reißen.
    Sie sahen hinab, tiefer und tiefer, durch Gestein, das wie Kristall, dann wie Glas, schließlich wie Wasser wirkte. Dann, mit einem Mal, blickte aus der Tiefe unter ihnen etwas zurück.
    Als gelbe Augen auf die Delacroix ’ trafen, sprang der Ex-Offizier mit einem heiseren Brüllen auf, zerrte seinen Gefährten hoch, schleppte ihn zum Ausgang der Höhle, während er seine Füße scheinbar auf Nichts setzte. Sie traten in einen Tunnel, fanden eine in den Stein gehauene Wendeltreppe.
    „Rennen Sie!“ befahl Delacroix und schob McMullen vor sich, um ihn vor Angriffen von hinten zu schützen. Ehe sie losrannten, warfen sie einen einzigen Blick zurück und sahen, wie ein glühendes Wolfsgesicht mit funkelnden Augen durch den Stein nach oben schwebte und Sekunde um Sekunde näher kam.
    Danach hatten sie nicht länger gezögert, sondern waren die Treppe hochgestürmt, die sich unerklärlicherweise in diesem Berg befand. Zu diesem Zeitpunkt war es ihnen egal, woher die Treppe stammte, sie akzeptierten sie als gegeben und nutzten sie zur Flucht.
    Nach ein paar Augenblicken hatten sie gespürt, wie etwas hinter ihnen den Fels verließ. Beide hatten sie eine Ankunft gefühlt, der Magier durch seine erhöhte arkane Sensibilität, der Ex-Soldat durch den flammenden Haß, der als Antwort auf ein verwandtes Rufen in ihm brannte.
    Keine Sekunde hatten sie angehalten, waren nur weiter emporgestiegen, die rätselhafte Wendeltreppe nach oben. Manchmal hörten sie eine Art Dröhnen hinter sich, konnten jedoch die Distanz nicht ausmachen. Eventuell war es noch weit weg. Vielleicht aber auch nur um die Ecke. Nicht, daß es hier Ecken gab. Die Treppe war rund, und die Stufen verschwanden hinter ihnen und vor ihnen aus dem Blickfeld. Das fremdartige Licht, das die Höhle erhellt hatte, beschien auch ihren Weg und hielt mit ihnen Schritt. Warum das so war, wußten sie nicht, nahmen es fraglos hin.
    Der keuchende Magier wies auf Delacroix‘ Messer und versuchte, etwas zu sagen. Allerdings fehlte ihm der Atem, und seine Hand sank wieder herab und krallte sich in die Stufe.
    „Ich weiß“, nickte Delacroix. „Damit kann ich es nicht bekämpfen. Das Messer ist nicht aus Kalteisen. Trotzdem gut, daß wir es haben. Wer weiß, wofür wir es brauchen.“
    McMullen starrte ihn an.
    „... hätten mir mehr erzählen ...“ stieß er hervor, und Delacroix nickte. Sein Schweigen über die ganze Sache hieß, daß der Magier nun nicht wußte, was genau sie da jagte. Er wußte es jedoch selbst auch nicht, und das obgleich er eben diesem Wesen damals als Opfer dargeboten worden war. Doch er war dankbar dafür, gerettet worden zu sein.
    Er hätte seinem Kameraden mehr sagen müssen. Vielleicht wären sie dann jetzt der Gefahr nicht so schutzlos ausgeliefert.
    Was es bedeutete, wenn die dunkle Wesenheit ihn wieder übernahm, wußte er nicht. Der Tod mochte nicht das Schlimmste sein.
    Er stieg eine Stufe hinab. Dann noch eine. Verfluchte Wendeltreppe. Man konnte immer nur einen Halbkreis sehen, ein Viertel nach unten, ein Viertel nach oben. Es kostete ihn immense Überwindung, noch einen und noch einen Schritt weiterzugehen. Jeder Schritt mochte ihn von Angesicht zu Angesicht mit dem Bösen bringen. All seine Kraft und seine Fähigkeiten würden ihm dann nicht helfen.
    Zähneknirschend drehte er den Dolch in seiner Hand um, hielt die Klinge gegen sich selbst gerichtet. Es sollte ihn nicht bekommen. Das würde er nicht zulassen. Seine Verbitterung brannte wie ein Leuchtfeuer in ihm, und er vernahm das vertraute Echo des Brüllens und Fauchens in sich selbst. Er kämpfte gegen seinen wachsenden Zorn an, versuchte, sich auf etwas Schönes, Gutes zu konzentrieren.
    Corrisande. Ihr Lächeln leuchtete in seinen Gedanken. Im nächsten Moment hörte er sie wieder um Hilfe betteln und schreien, und seine Wut erreichte eine neue Intensität. Instinktiv wußte er, daß er seinen schwarzen Gefühlen Einhalt gebieten mußte, bevor sie ihn übermannten.
    Er würgte Ärger und Angst wie bittere Galle hinunter. Noch eine Stufe.
    Jetzt sah er es.
    Die Treppe, die sie hochgelaufen waren, endete in einer Felswand, als hätte sie nie existiert.

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