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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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definieren“, spottete er.
    „Vielleicht sollte ich das“, gab sie zurück. „Vielleicht würde das die Wahrnehmungsfähigkeit meiner Rasse erhöhen.“
    „Verzeih mir meine Selbstsucht. Doch ich bin dagegen, daß die menschliche Wahrnehmung wächst.“
    „Weißt du, das kann ich sogar verstehen. Ich würde auch nicht wollen, daß mein Abendessen mich plötzlich genauer wahrnimmt.“
    Er stand versteinert vor Schock.
    „Liebes Mädchen“, begann er, schluckte dann. „Mein liebes Mädchen. Manchmal denke ich, dein Sevyo hat dir zu selten den Hintern versohlt, als du klein warst. Hat dir nie jemand gesagt, daß Menschen sich nicht über bluttrinkende Monster lustig machen sollen?“
    „Ich fürchte nein“, gab sie zurück. „Aber meine Ausbildung war auch nicht vollkommen. und Sevyo hat mir nie den … versohlt. Auch sehe ich nicht, wie seine Nachlässigkeit in dieser Angelegenheit mein Verhalten gegenüber bluttrinkenden Monstren hätte beeinflussen sollen.“
    Er kicherte.
    „Höchstwahrscheinlich ist es jetzt zu spät“, sagte er mit einem Seufzen. „Ich werde wohl mit der Erkenntnis leben müssen, daß meine Freundin überhaupt keinen Respekt vor mir hat. Ich kann nur hoffen, daß meine Unfähigkeit, gescheite junge Damen das Fürchten zu lehren, sich nicht nachteilig auf mein Selbstbewußtsein auswirkt und mich in tiefe Melancholie stürzt.“
    Sie lachte, und ganz plötzlich, verging ihr der Humor, und wie ein Blitz traf sie die alte Furcht, brachte das Wissen darum zurück, was er war, was sie war und wie es enden mußte. Sie taumelte, verlor den Halt, stürzte. Er fing sie auf. Sie fühlte seinen Atem an ihrem Ohr.
    „Schsch … Charly, keine Angst! Du bist ganz sicher. Wo ist denn deine Respektlosigkeit geblieben?“
    Er streichelte ihr das Haar, und sie rang nach Fassung, versuchte, die Unbeschwertheit wiederzuerlangen, die sie eben noch gefühlt hatte. Gescheite junge Damen fürchteten sich nicht vor ihm, und sie war beides, jung und gescheit. Sie fürchtete sich nicht, sie weigerte sich, sich vor dem Mann zu fürchten, dessen Hand durch ihre wirren Locken strich. Sie lehnte es ab, der verführerischen Möglichkeit nachzugeben und sich in Verzweiflung und Panik zu ergehen.
    Sie schwiegen. Ihr Kopf lehnte an seinem Hals, sie fühlte sein Seidenhaar an ihrer Wange.
    „Arpad“, begann sie und hielt dann inne.
    „Charly?“
    „Du wirst mir nicht wehtun, nicht wahr? Was immer auch geschehen wird, wehtun wirst du mir nicht?“ fragte sie und sprach schließlich die Angst aus, die sie im Schatten ihrer Courage in sich verschlossen hatte.
    Seine Umarmung wurde heftig, nur für einen Moment, dann ließ er wieder locker.
    „Ich verspreche dir, ich werde dir keine Schmerzen zufügen.“ Mehr sagte er nicht, versprach nicht, sie nicht anzufassen, sie nicht anzugreifen, sie nicht zu töten. Sie wünschte, sie hätte nicht gefragt. Seine beruhigenden Worte waren alles andere als beruhigend. Sie bedeuteten nur, daß auch er wußte, wie dies hier ausgehen würde.
    Wenn sich nicht bald etwas änderte, würde sie das Tageslicht nie mehr erblicken, und Herrn Meyer würde sie auch nicht wiedersehen.
    Welche der beiden Erkenntnisse sie mehr schmerzte, darüber wagte sie nicht einmal nachzudenken.

Kapitel 61
    Treppen hatten McMullen und Delacroix wahrlich nicht erwartet. Gleichwohl waren sie dankbar dafür. Treppen steigen war einfacher als Felswände erklimmen, ganz besonders, wenn man es mehr als nur ein wenig eilig hatte. Doch nachdem sie, wie es schien, einige hundert Stufen in maßloser Hast erklommen hatten, sank McMullen zu Boden. Sein Atem ging in schmerzhaft Stößen. Er saß auf einer Stufe, blickte nach unten und hielt sich die Seite.
    „... auch nicht mehr ... so jung wie ...“, keuchte er, brachte den Satz aber nicht zu Ende. Delacroix ’ Linke lag auf der Schulter seines Freundes, während die Rechte sein Messer umklammert hielt.
    „Ganz ruhig!“ mahnte der Hüne und stieg vorsichtig drei Stufen tiefer.
    „Ganz ... ruhig ...?“ wiederholte der Meister im mißlungenen Versuch, spöttisch zu klingen.
    „Ich gehe nachsehen“, sagte Delacroix. Auch er war fertig und außer Atem, doch bei weitem nicht so wie der ältere Mann. Die Panik hatte ihm Flügel verliehen.
    Er hatte begonnen, die Fragen des Meisters bezüglich des Zusammentreffens mit seinem inneren Gegenspieler zu beantworten, der Bestie, der er beim Sturz ins Auge gesehen hatte. Magische Rückstände hatte McMullen das Bild

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