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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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vermutlich in jedem Wortsinne.
    So war die Stimmung in der Kutsche leicht explosiv. Das wilde Hin- und Herruckeln auf den rauhen Bergstraßen, die sie mit größtmöglicher Geschwindigkeit bereisten, machte die Fahrt für alle unbequem und verhinderte gemütliche Gespräche. Doch die Stille hatte noch einen anderen Grund. Marie-Jeannette wußte nicht, daß Arpad ein Feyon war. Er hatte dem Mädchen die Erinnerung daran genommen, so wie er das fast immer und bei fast jedem tat, um seine Sicherheit zu gewährleisten. Also konnte man über ihn nicht sprechen. Corrisande war mit Cérises einstigem Liebhaber verheiratet, und Cérise saß neben der einstigen Liebsten ihres jetzigen Geliebten. Corrisande mußte ein Kichern unterdrücken, als ihr die kuriose, gänzlich unmögliche Ereigniskette klar wurde, die sie alle zusammengeführt hatte.
    Doch das war das einzige Mal gewesen, daß sie sich nach Lachen gefühlt hatte. Die schlingernde Kutsche ließ Übelkeit in ihr aufsteigen, und sie hatte Angst, daß ihr gegenwärtiger Zustand sie tatsächlich bei der wichtigen Aufgabe behindern würde, die sie sich vorgenommen hatten.
    Sie war erschöpft, doch sie wollte nicht daran schuld sein, wenn die Reise aufgrund ihrer Schwäche länger dauern würde als gewünscht. Bald würden sie in Aussee sein. Wahrscheinlich würden sie es nicht weiter bis nach Grundlsee schaffen, hatte der Kutscher gesagt. Sie würden ihn sehr gut bezahlen müssen, damit er durch die Dunkelheit fuhr.
    „Fühlen Sie sich nicht gut?“ fragte Frau Treynstern und sah sie besorgt an. „Mrs. Fairchild, Sie sind außerordentlich bleich.“
    Sie zwang sich zu einem Lächeln.
    „Es geht mir gut, Frau Treynstern. Gut genug, um weiterzureisen. Ich bin nur etwas reisekrank, doch ich würde dennoch lieber weiterfahren, anstatt Rast zu machen. Noch eine Pause würde uns einen Tag kosten.“
    Cérise sah sie zweifelnd an.
    „Corrisande, Sie müssen auch Ihren Zustand bedenken. Wenn es aufgrund einer zu beschwerlichen Reise zu üblen Folgen käme, würde Delacroix vermutlich jeden von uns eigenhändig erwürgen, weil wir zugelassen haben, daß Sie sich überanstrengen, und mit mir würde er anfangen.“
    Frau Treynsterns Brauen zuckten nach oben. Offenbar hatte sie sofort verstanden, welches „Leiden“ Corrisande behinderte, und Marie-Jeannette wußte es ohnehin. Einer Zofe entging so etwas nicht.
    Alle drei Frauen blickten sie an, und Corrisande fühlte sich etwas unwohl ob soviel Aufmerksamkeit. Sie wollte nicht, daß man auf ihre Schwangerschaft hinwies. Wenn möglich, wollte sie nicht einmal selbst daran denken, und im Moment gab es wichtigere Dinge.
    Trotzdem konnte sie es nicht ignorieren, und sei es nur, weil sie in ihrem ganzen Leben noch nicht reisekrank gewesen war. Auf diese Erweiterung ihres Erfahrungshorizontes hätte sie gern verzichtet.
    „Wer ist Delacroix?“ fragte Frau Treynstern. „Oder ist das ein Geheimnis?“
    Cérise sah Corrisande an, ihre Blicke trafen sich, und beide erröteten. Corrisande erläuterte: „Delacroix war das Pseudonym meines Mannes, Philip Fairchild. Unter diesem Namen ist er früher gereist. Mlle. Denglot kannte ihn damals.“
    Cérise lächelte.
    „Ich habe ihn nie anders genannt. Für mich wird er immer Delacroix sein, der Draufgänger.“
    Sophie Treynstern blickte nun ihrerseits von einer Dame zur nächsten, und ihre Mundwinkel zuckten verräterisch.
    „Ah“, sagte sie, und diese Silbe verriet, daß sie eventuell mehr verstanden hatte, als gesagt worden war. „Doch nun ist er nicht mehr Delacroix, der Draufgänger, sondern Philip, der Ehemann und demnächst Vater?“
    Corrisande errötete noch tiefer. Es klang fremd in ihren Ohren. Philip, der Vater. Sie fragte sich, was für einen Vater ihr leidenschaftlicher Mann wohl abgeben würde. Höchstwahrscheinlich einen guten. Er war aufmerksam und entschlossen, und er war jemand, der seine Pflichten ernst nahm. Was er in seiner eigenen Kindheit vermißt hatte, würde er versuchen, ihrem Kind zu geben.
    „Ja“, antwortete sie. „Er wird ein guter Vater sein. Er ist ein außergewöhnlicher Mann.“
    Cérise ließ sich zu einem undamenhaften Zischen hinreißen. Ein Mundwinkel zeigte nach oben, der andere zog sich herab.
    „Das kann man wohl sagen.“
    Sophie Treynsterns Lächeln vertiefte sich.
    „Dann freue ich mich darauf, ihn kennenzulernen.“
    Cérises und ihr Blick trafen sich, und nun lächelten beide.
    „Sie werden ihn mögen, Frau Treynstern“, sagte

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