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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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mal grün, mal tiefblau. Letztere Farbe ließ ihn an seine Frau denken. Corrisande hatte die blausten Augen, die er je gesehen hatte. Ihm wurde warm bei dem Gedanken, wie sie ihn damit ansah.
    Er hatte sie nicht gern zurückgelassen. Doch er hatte sie auch nicht mitnehmen wollen. Wenn er auch der Meinung war, daß sie Phantome jagten und nichts finden würden, war es doch grundsätzlich möglich, daß es gefährlich wurde. Nicht, daß er ihren Mut bezweifelte – sie war ein zähes kleines Ding –, doch er wußte, daß die Sorge um ihre Sicherheit ihn ablenken würde. Ein halbes Jahr zuvor war sie fast gestorben. Er hatte sie in letzter Minute dem Tode entrissen. Er weigerte sich, so etwas noch einmal zu erleben.
    Er schüttelte den Kopf, wie um diese Gedanken auszulöschen. „Bis jetzt ist niemand gekommen“, flüsterte er McMullen zu, dem kleinen, untersetzten Meister des Arkanen, mit dem er im Geheimdienst Ihrer Majestät oft genug gemeinsam tätig gewesen war.
    „Sie würden jetzt sicher lieber in Ihrem Bett bei Ihrer hübschen Frau liegen, nicht wahr?“ frotzelte sein Begleiter in der freundlich-frechen Weise, in der das nur besonders enge Freunde taten.
    Delacroix grinste. Sein Freund hatte das Talent, seine Gemütsverfassung zu lesen. Er war Magier im Rang eines Meisters. Er spürte weit mehr als seine Mitmenschen. Außerdem sah er mehr als Delacroix, denn er hatte seine Nachtsicht magisch erweitert. Delacroix hätte ihn bitten können, das gleiche für ihn zu tun, doch das hätte bedeutet, daß er sein Schutzamulett gegen magische Manipulationen hätte abnehmen müssen. Da sie nicht wußten, mit welcher Art von Gefahr sie rechnen mußten – falls es überhaupt eine gab –, zog er vor, das Amulett anzubehalten. Also starrte er angestrengt in die Finsternis und hoffte, daß – sollte tatsächlich jemand vorbeikommen – dieser Jemand eine Laterne tragen würde, damit man ihn von weitem sehen konnte.
    Seine Hoffnung, daß überhaupt jemand kommen würde, war allerdings nicht groß. Die ganze Affäre war ein Windei. McMullen mußte nach seinem verlorengegangen Neffen suchen, doch selbst er gab freimütig zu, daß die Aussichten, den Jungen noch zu finden, winzig waren. Ende August war er verschwunden. Ein Monat war lang. Jede Chance, die sie gehabt hätten, Ian noch lebend zu finden, mochte längst dahin sein.
    Sie hatten mit den Behörden und mit vielen Ortsansässigen gesprochen. Sie hatten auch das Wirtshaus gefunden, das Ian erwähnt hatte. Es war tatsächlich eine Poststation für die weiter entfernt liegenden Gehöfte rund um den Grundlsee, das größte der drei Gewässer, die auf verschiedenen Ebenen zwischen den Bergen aufgereiht lagen. Das Wirtshaus war ein gemütliches, wenn auch einfaches Haus. Der Wirt erinnerte sich an den jungen englischen Herrn und auch an den Hauslehrer, der einige Tage später gekommen war, um nach dem Verbleib seines Schützlings zu forschen.
    Doch der junge Mann war nur einmal in dem Lokal gewesen, und wohin er gegangen war, wußte niemand. Er hatte wie nun auch Delacroix und McMullen ein Boot gemietet. Das war der schnellste Weg, um vom Hauptdorf am See, das ebenfalls Grundlsee hieß, zu Ladners Poststation zu kommen, die am langgestreckten Nordufer des Sees lag.
    Immerhin hatten sie mit Hilfe von McMullens arkaner Überzeugungskraft und ein wenig Mesmerismus die schweigsamen Alpenbewohner dazu gebracht, zu berichten, daß seit circa achtzehn Monaten eine untypisch hohe Anzahl Fremder auf den Seen unterwegs war. Diese Leute hatten ihre eigenen Boote, überquerten den Grundlsee, wanderten weiter zum nächst höher gelegenen See, dem Toplitzsee, wo sie auch Boote hatten, und verschwanden dann in Richtung Kammersee, dem kleinsten und höchstgelegensten der Seen, und von dort in die Berge. Touristen waren dafür bekannt, immer seltsame Dinge zu treiben, nur blieben sie selten länger als einen Tag in der Wildnis.
    Man wußte es nicht genau, doch der Eindruck bestand, daß manche der Leute weitaus länger in den Bergen blieben als nur einen Tag. Vielleicht waren es Jagdpartien. Das Tote Gebirge war ein gutes Jagdrevier. Zudem gab es da noch die alte Salzroute über die Berge, die bis nach Italien führte.
    Salz kam immer wieder in den Unterhaltungen vor. Es definierte dieses Land. Fast jeder arbeitete der Salzgewinnung zu, entweder in den Salinen, in der Weiterverarbeitung oder im Transport. Aussee, der größte Ort dieser Region, war nicht nur ein Ferienort für romantisch

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