Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
oder später würden sie Kinder haben. Früher wahrscheinlich, nicht später, wenn er Corrisandes Gemütsschwankungen der letzten Zeit richtig deutete. Doch sie hatte nichts gesagt. Das hätte sie doch sicher getan?
Er trat auf den Felsen vor sich und gleichzeitig ins Nichts. Während er fiel, spürte er, wie sein Schutzamulett auf der Haut brannte. Jemand wirkte Magie gegen ihn. Er war zu abgelenkt gewesen, um es zu bemerken.
Nun war es zu spät.
Kapitel 11
Charly hatte aufgehört zu schreien, als die Tür zu ihrem Versteck aufflog, einer der Männer sie am Arm ergriff und brutal nach draußen zerrte.
„Die Dame hat also gelauscht!“ verkündete er höhnisch und zog sie rücksichtslos am Arm hinter sich her. „Auch nicht die feine englische Art.“
Sie blickte in die harten Augen des Mannes, der ihr als Man-fred Kraitmair vorgestellt worden war, sah die Verachtung darin, aber auch den Triumph, die Befriedigung, daß er endlich mit ihr umspringen konnte, wie er wollte. Sie hatte gemerkt, wie unsicher er bei der Bewältigung der feinen Tischsitten gewesen war, und er hatte bemerkt, daß sie es bemerkt hatte. Nun konnte er ihr zeigen, daß es Dinge gab, die er besser konnte als dieses unspektakuläre, langweilige Mädchen, das sie belauscht hatte.
Charly war erstaunt, wie klar ihr seine Gedanken waren, doch sie hatte keine Zweifel. Er war leicht zu lesen.
Hilferufe und Proteste waren zu hören. Zwei ihrer Gäste expedierten ihre Bediensteten zur Speisekammer und schlossen sie dort ein, und Kraitmair zog sie den Korridor entlang zur Treppe, die zu den Schlafräumen führte, wahrscheinlich, um auch sie einzusperren.
Doch so leicht war sie nicht zu handhaben. Sie lehnte sich zurück und ließ ihr eigenes Gewicht die Arbeit tun. Er hielt an, drehte sich zu ihr um, und sie trat ihm mit aller Kraft gegen das rechte Schienbein. Er schrie auf, verlagerte das Gewicht, und sie trat ihm auch gegen das linke. Er schwang seine Linke und hätte sie ins Gesicht getroffen, doch jemand ergriff seinen Arm und zog ihn zur Seite.
Meyer. Der Blonde. Einer der wenigen, die sich beim Dinner zu benehmen gewußt hatten, der sie angelächelt hatte und mit ihr gesprochen hatte, ohne sich von der ungemütlichen Situation beeinträchtigen zu lassen.
„Schluß!“ befahl er, und seine hellblauen Augen gingen ungehalten zwischen ihr und ihrem Angreifer hin und her. „Fräulein von Sandling. Hören Sie auf, sich zu wehren. Sie werden sich nur wehtun. Wir wollen Ihnen nichts tun.“
Dann stöhnte auch er, als sie ihm gegen das Schienbein trat. Sie fühlte, wie seine Hände beim Versuch, sie zu ergreifen, von ihrem Seidenkleid abrutschten, stieß ihn mit der Schulter aus dem Weg und rannte von ihm fort, zurück ins Speisezimmer.
Sie stieß einen weiteren Mann mit dem Ellenbogen zur Seite, und ihr Schwung ließ ihn rückwärts in einen Ohrensessel fallen. Dann kniete sie sich neben das blutende Geschöpf auf dem Boden. Jemand hatte den Feyon in die Mitte des Raumes gezogen. Sein Blut hatte eine breite Spur auf dem Parkett hinterlassen. Seine Augen waren geschlossen, er war totenbleich, und immer noch rann Blut aus seinen Wunden, sickerte in seine Kleidung, troff auf den Boden.
Sie kniete in einer Blutlache. Sie nahm sein Handgelenk, fand keinen Puls. Dann öffneten sich seine Augen, nur einen Spalt breit. Ein schwarzer Blick versuchte sie zu erfassen, zu begreifen und wurde dann düster.
Sie sah hoch, geradewegs in Leopolds kalte, grünliche Augen. Es stand über ihr, sah zu ihr herab mit einem halb amüsierten, halb sauren Gesichtsausdruck. Ihre Anwesenheit hatte er nicht eingeplant.
Er hatte ihn ohne Warnung einfach niedergeschossen. Er hatte sie und ihren Onkel angelogen. Sie sah sich um. Traugott war nirgends zu sehen.
„Du hast ihn ermordet“, sagte sie und wunderte sich, daß sie so ruhig darüber sprechen konnte. „Was bist du doch für ein Feigling! Du hast ihn einfach ermordet. Ich hoffe, sie hängen dich dafür.“
Seine Augen blitzten ärgerlich, dann änderte sich sein Ausdruck wieder. Er begann zu lachen.
„Bitte nimm dich zusammen. Du machst dich hier zur Törin vor allen Leuten – das kann ich nicht zulassen. Ermorden kann man nur Menschen. Sí erlegt man, genau wie Tiere. Auch gibt es kein Gesetz dagegen, und – nur um hysterischen Anfällen deinerseits vorzubeugen – dieses Exemplar ist keineswegs tot. Es ist nur handlungsunfähig. Wir brauchen es lebend und wehrlos. Sí sind schwerer umzubringen als
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