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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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veranlagte Touristen. Es war auch das Zentrum des Salzhandels, eines lukrativen Unternehmens, das vollständig vom Staat geführt wurde.
    Ian, sagte McMullen, habe sich immer sehr für Bergwerke und Gruben interessiert. Vielleicht waren es gerade die Bergwerke in dieser Gegend gewesen, die ihn dazu bewogen hatten, von der weit modischeren Reiseroute durch die Schweiz abzusehen und statt dessen hierherzukommen. Ian wußte schon immer seinen Kopf durchzusetzen.
    Sie hörten die Stimmen, noch bevor sie das Licht sahen. In dem felsumkränzten Talkessel, der den See umgab, hallten Stimmen weit und wurden von den Felsen als Echo zurückgetragen.
    Beide Männer verharrten reglos. Menschen, die mitten in der Nacht durch die Wildnis liefen, mußten verrückt sein. Oder verzweifelt. Oder darauf bedacht, ihre Geheimnisse zu hüten.
    Wenn es Geheimnisse zu hüten gab, waren Delacroix und McMullen der Sache eventuell nähergekommen. Allerdings glaubte Delacroix nicht, daß das Geheimnis auch nur halb so interessant war, wie der Junge vermutet hatte. Höchstwahrscheinlich ging es um Schmuggel oder Hehlerei. Oder es waren Wilddiebe.
    Falls Ian allerdings auf seiner Suche nach sagenhaften Geheimnissen und ungeahnten Abenteuern auf Schmuggler, Hehler oder Wilderer getroffen war, konnte es gut sein, daß diese ihn hatten verschwinden lassen, um einen lästigen Zeugen loszuwerden. Zwar kannte Delacroix die hiesigen Gesetze nicht, doch er konnte sich nicht vorstellen, welche Art geheimnisvoller Gaunereien jemand in der Wildnis des Toten Gebirges verbergen sollte. Das Vorhandensein der nächtlichen Wanderer schien zumindest anzudeuten, daß es etwas gab.
    Aus ihrem Versteck heraus beobachteten sie die Prozession von drei Männern mit Laternen, die vorsichtig über die Felsen kletterten und dabei Kiepen mit schwerem Inhalt trugen. Sie kamen näher. Ihre Stimmen waren deutlich zu vernehmen. Sie sprachen Deutsch mit österreichischem Akzent, was es den beiden Briten etwas schwerer machte, sie zu verstehen. Doch Delacroix ’ Sprachkenntnisse waren gut, und so verstand er sie halbwegs.
    „Wenn sie ihn fangen, werden sie ein ganz schönes Problem haben, ihn hierherzubringen. Wissen Sie, was er ist?“
    „Nein. Nur, daß er ein Feyon ist. Das ist alles. Wenn sie ihn schnappen, werden sie schon wissen, wie sie ihn hierherbringen.“
    „Meyer ist mitgegangen. Möchte wissen warum. Gehört nicht zu seinen Aufgaben.“
    „Neugier. Oder vielleicht wollte er einfach mal weg von dem Blinden. Er mag ihn nicht – und überhaupt, ich wäre selbst auch gerne mitgegangen. Du etwa nicht? Schließlich jagen wir den gottverfluchten Wassermann und die legendäre Waldfee, über die die Einheimischen hier dauernd erzählen, nun schon seit Monaten. Ganz zu schweigen von dem vielzitierten Berggeist.“
    „Ich sage dir was. Sie existieren gar nicht, und der Feyon, den sie treffen wollen, existiert auch nicht. Nichts als gottverdammte Märchen.“
    „Das solltest du besser nicht wiederholen.“
    Die Stimmen verklangen in der Nacht und verschwanden hinter dem Rauschen des kleinen Wasserfalls.
    Die beiden Lauscher blieben noch ein paar Momente ganz still.
    „Gehen wir ihnen nach!“ murmelte Delacroix schließlich. „Vielleicht finden wir ja mehr heraus.“
    „Ohne Licht werden Sie sich den Hals brechen, hier in der Wildnis“, flüsterte der Meister, „und mit Licht werden sie uns sehen.“
    „Ich sehe genug“, behauptete Delacroix, „und wenn wir ihnen nicht gleich nachgehen, werden wir sie verlieren.“
    „Na gut. Gehen Sie voraus!“
    Der hochgewachsene Mann glitt aus dem Versteck und balancierte über die glitschigen Felsen, von Schatten zu Schatten. Er hörte nicht, wie sein Kamerad ihm folgte, doch er machte sich keine Sorgen. Der Meister konnte seine Bewegungen – wörtlich – im Handumdrehen geräuschlos werden lassen.
    Delacroix mußte auf sein schmerzlich erworbenes Wissen als jugendlicher Dieb und Einbrecher zurückgreifen. Zum Glück hatte er die ausgefallenen Kenntnisse und Fähigkeiten, die man ihm als Kind beigebracht hatte, nie verlernt. Menschen, die ihn in Aktion sahen, konnten es selten fassen, daß ein wuchtiger Mann von über einem Meter neunzig sich so leichtfüßig bewegen konnte. Doch in seinem Beruf war es gut gewesen, unterschätzt zu werden.
    Nicht, daß es noch sein Beruf war. Dieses Abenteuer würde das letzte sein. Er wollte sich nicht mehr in Gefahr begeben. Er hatte eine Frau, für die er sorgen mußte, und früher

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