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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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rief er und spürte, wie sich von Görenczy auf den Ruck vorbereitete, der ihm direkt in die verletzten Knochen fahren würde.

Kapitel 13
    Charly stand am Waschtisch, goß sich Wasser über die Hände und versuchte, die letzten Blutspuren zu beseitigen. Sie waren klebrig und rochen seltsam. Sie hatte ihr Abendkleid ausgezogen und durch ein einfaches Hauskleid ersetzt, das vorn zu knöpfen war und mit dem man ohne Korsett auskam. Ihren Schmuck hatte sie auf die Frisierkommode geworfen. Als sie den Turmalinschmuck von sich gerissen hatte, war ihre sorgfältig aufgetürmte Frisur abgestürzt. Sie hatte sich nicht darum gekümmert.
    Jetzt legte sie einen nassen Waschlappen auf Auge und Wangenknochen. Männer rauften gern, das wußte sie. Sie prügelten sich zum Vergnügen. Es war ihr nicht klar gewesen, wie sehr es schmerzte, wenn man getroffen wurde. Ihr linkes Auge war fast zugeschwollen. Sie konnte damit nicht richtig sehen. Ihr Lid und die Haut um ihr Auge waren dunkellila.
    Der Mann hatte sie hart getroffen. Sie versuchte, nicht daran zu denken, was geschehen wäre, hätte Meyer nicht eingegriffen. Wenigstens hatte er eine Ahnung von Anstand und Benimm, auch wenn er zu einer Mörderbande gehörte. Sie hatte ihn gemocht – ehe all das geschehen war. Sehr sogar. Auch jetzt machte er noch einen verantwortungsvolleren Eindruck als die anderen.
    Verantwortlich war er außerdem. Mitverantwortlich für Mord. Genau wie Leopold, der Sevyo verraten hatte, der gesagt hatte, sie sei ihm versprochen gewesen … und das stimmte sogar. Heiraten würde sie ihn nie. Niemand konnte sie dazu zwingen. Oder doch?
    Sie war sich nicht mehr so sicher. Sie sah wieder in den Spiegel, musterte ihr geschwollenes Gesicht. Attraktiver hatte es sie weiß Gott nicht gemacht. Egal. Es war nichts im Vergleich zu dem, was sie dem Sí angetan hatten. Sie sah noch seine anmutigen Bewegungen vor sich, sein Blut und seine Schmerzen. Sie erinnerte sich an den Blick aus seinen ausdrucksstarken dunklen Augen. Einen Moment lang hatte sein Blick ihre Seele getroffen.
    Sie mußte doch etwas tun können! Zum Beispiel aus dem Fenster klettern. Es konnte nicht schwer sein, den Baum zu erreichen, der dicht davor stand, selbst wenn sie im Dunkeln die Äste nicht genau würde erkennen können. Doch was dann? Das Schlößchen lag hoch über dem Altausseer See, auf halber Höhe zum Gipfel und nicht allzu nah an Altaussee. Der lange Weg durch die Dunkelheit mochte nicht gefährlich sein, doch was konnte sie tun, wenn sie das Dorf erreichte?
    Die Obrigkeit war daran interessiert, den Salzhandel zügig und ohne Probleme voranzubringen. Es gab mehr Beamte, die sich um die Organisation der Minen und Transporte kümmerten als Polizisten, und selbst wenn es ihr gelänge, einen Gendarmen aus seiner wohlverdienten Nachtruhe zu reißen, würde das nicht viel nützen. Wenn Leopold im Auftrag des Kriegsministeriums unterwegs war, würden die örtlichen Beamten nur strammstehen und eine gute Verrichtung wünschen.
    Es nützte nichts, ins Dorf zu fliehen. Doch irgend etwas mußte sie tun. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, was sie gehört hatte, und sich einen Reim darauf zu machen. Wahrscheinlich hatten sie den Verletzten in den Keller gebracht. Sie war sicher, die Kellertür gehört zu haben.
    Dann fiel es ihr wieder ein. Der alte Käfig war noch dort. Der, den der Freund ihrer Eltern damals mitgebracht hatte, um Sevyo gefangen zu nehmen. Doch sie hatten ihn nicht gefangen, sondern ermordet. Sie fragte sich, ob es ein magischer Käfig war, etwas, in dem man die Fey gefangen hielt.
    Charly wußte kaum etwas über Sí. Sie hatte einem von ihnen so nahegestanden, und doch reichte ihr Wissen jetzt nicht aus, etwas zu unternehmen. Leopold dagegen hatte genug Wissen, um zu zerstören. Höchstwahrscheinlich hatte er auch über den Käfig Bescheid gewußt, obwohl er nicht hatte sicher sein können, daß sie ihn nicht längst hatte fortwerfen lassen. Das hätte sie tun sollen, doch sie hatte gar nicht an das Ding gedacht. Sie ging selten in den Keller. Das Gesinde erledigte gemeinhin Aufgaben, die einen in den Keller zu den dunklen, kleinen Kabäuschen führten.
    Wenn er im Keller war, konnte sie ihn erreichen. Leopold wußte viel, aber nicht alles. Er war nie in ihrem Ankleidezimmer gewesen, denn es hatte keine Tür zum Flur, war nur durch ihr Schlafzimmer erreichbar. Von diesem Zimmer führte eine alte Hintertreppe hinunter. Der Zugang war vernagelt und übertapeziert, doch

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