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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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hatten, wonach sie suchten.
    Er sah nach oben. Einige Meter über ihm öffnete sich die finstere Nacht in einen nicht ganz so dunklen Himmel. Ein oder zwei Sterne konnte er erkennen. Er war tiefer gefallen, als er angenommen hatte. Ein verdammtes Wunder, daß er sich nichts gebrochen hatte.
    „McMullen?“ rief er nach oben.
    „Delacroix?“ Die Stimme flüsterte direkt in sein Ohr, doch Fairchild wußte, daß das nur ein arkanes Kunststück seines Freundes war. „Alles klar? Sind Sie verletzt?“
    „Nur mein Stolz. Können Sie mich hier herausholen?“
    „Nicht ohne Seil. Sie sind zum Levitieren zu schwer. Diese Grube hätten Sie doch sehen müssen!“
    „Da war keine Grube. Sie muß magisch verborgen gewesen sein. Ich habe nicht auf mein Amulett geachtet.“
    McMullen murmelte etwas, das Delacroix nicht verstand – es war auch besser so.
    „Im Boot ist ein Tau“, sagte er. „Holen Sie es und versuchen Sie, sich nicht erwischen zu lassen. Ich habe keine Lust, hier länger zu bleiben. Ich weiß nicht, wie oft die ihre Fallgruben überprüfen.“
    Wenn man nach dem Geruch ging, nicht allzu häufig.
    „Ich bin gleich wieder da. Bleiben Sie, wo Sie sind“, sagte McMullen, und in seiner Stimme schwang nicht wenig Ironie. Dann war er fort.
    Augenblicke später hörte Delacroix ein Geräusch, das tatsächlich nah zu sein schien, nicht wieder eine magische Projektion. Er stand still, versuchte, in der Finsternis, die ihn umgab, etwas zu erkennen. Doch seine Nachtsicht versagte bei der völligen Schwärze um ihn herum.
    Seine Instinkte ließen seine Nackenhaare sich aufstellen. Er war nicht allein, und der Verwesungsgestank trug nicht gerade dazu bei, ihn zu beruhigen. Er überprüfte sein Amulett. Nichts. Die Magie, die es vorher angeheizt hatte, hatte nur die Grube verborgen. Jetzt fühlte es sich nicht an, als wirke jemand Magie gegen ihn.
    Er stand reglos und lauschte in die Finsternis. Atemgeräusche. Ziemlich nah. Er war nicht das einzige Lebewesen hier. Er fragte sich, welche wilden Tiere es hier im Gebirge geben mochte. Wölfe? Bären? Auch Luchse lebten in den Alpen.
    Doch lebten sie in Höhlen? Er zog vorsichtig eine Schachtel mit Schwefelhölzchen aus der Tasche, entnahm eines und rieb es an seiner Schuhsohle. Es flackerte auf, und sein penetranter Geruch überdeckte kurzfristig die Dunstglocke von Verwesung um ihn herum. Er hatte keine Laterne. Doch das Zündhölzchen erleuchtete die schmale Grube, und er sah, daß ihr Boden rissig und hart war, ihre Wände abschüssig, steil und überraschend glatt, fast wie Glas. Der helle Kalkstein warf das Licht zurück, und er konnte gerade noch zwei auf dem Boden liegende Gestalten erkennen, auf jeder Seite der Höhle eine. Dann ging sein Streichholz aus.
    Zwei Gestalten. Ian und sein Hauslehrer?
    „Hallo!“ sagte er in die Finsternis hinein. „Ian McMullen? Mr. Swithin?“
    Er erhielt keine Antwort, und der Geruch verriet, warum nicht. Was hier lag, war deutlich tot.
    Allerdings hörte er noch das Atmen. Was atmete, lebte. Was lebte, konnte angreifen. Er konzentrierte sich, entzündete ein weiteres Schwefelholz. Er ging auf die eine Gestalt zu, bemerkte, wie der Geruch stärker wurde und wechselte die Richtung.
    Wieder ging das Streichholz aus. Er tastete nach den verbleibenden Hölzern und zählte sie. Er mußte sparsam damit umgehen. Vermutlich würde er sie brauchen, um das Seil zu finden und zu entkommen. Er hätte sich nicht auf McMullens Fähigkeit verlassen sollen, Licht mit einer Geste zu kreieren, wann immer es gebraucht wurde. Doch er hatte nicht an eine Gefahr geglaubt. Er war sicher gewesen, daß der Inhalt des Briefes nicht mehr war als das Produkt einer allzu lebhaften Knabenphantasie.
    Er trat näher an die andere Gestalt heran, tastete sich mit den Füßen behutsam über den unebenen Boden. Es war keine gute Idee, sich jetzt bei einem Sturz zu verletzen. Er mußte hier noch herausklettern können. Die Wände waren zu glatt, um daran emporzusteigen. Wenigstens das hatte er in dem kurzen Augenblick, in dem das Streichholz ihm Licht gegeben hatte, gesehen.
    Sein Fuß traf etwas Weiches auf dem Boden, und jemand ächzte. Wieder machte Delacroix Licht. Ein Mann lag auf dem Boden, sein halblanges Haar hing ihm ins Gesicht. Er trug die hier übliche Jägertracht, grau-grüne Wolljoppe und lange Hirschlederne. Ein buntes Nackentuch war statt einer Krawatte um seinen Hals gebunden.
    Er beugte sich nach unten und erfaßte eine Schulter. Er drehte den

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