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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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und Sie müssen das still und ohne einen Laut ertragen. Haben Sie das verstanden?“
    Die Stimme des Feyon klang sanft und hatte doch Autorität. Es war, als spräche er zu einem verängstigten Kind. Seine dunklen Augen strahlten eine beklemmende Intensität aus, die Asko nicht im Mindesten gefiel. Doch er erreichte sie. Sie hörte auf, sich zu wehren, stand nur da, zitterte, weinte still.
    Trotz seiner Sorge und Ungeduld tat sie Asko unendlich leid. Er fühlte sich schuldig. Keine Frau sollte je in eine solche Situation kommen, und kein Mann sollte sie je so sehen, wie sie jetzt war. Ihre Tränen ließen ihr Gesicht weiter aufschwellen. Ihre sanften, weichen Lippen, die ihn über den Eßtisch hinweg angelächelt hatten, zitterten. Ihr Haar hing in krausen Strähnen vom Kopf. Er hatte sie nicht für besonders schön oder anmutig gehalten, doch sie hatte einen schlagfertigen, intelligenten Charme. Ihr Lächeln war voller Wärme und Verbindlichkeit gewesen, ihre nußbraunen Augen hatten schelmisch geblitzt. Sie war anziehend, ohne es zu wissen. Sie hatte Interesse an den unterschiedlichsten Dingen gezeigt, und im Gespräch hatte sie bewiesen, daß sie einen scharfen Geist besaß. Davon schien nichts mehr übrig. Sie wirkte vernichtet.
    Er half ihr in Stiefel und Mantel, knöpfte letzteren zu, denn ihre Finger zitterten zu sehr. Dann brachten der Feyon und er sie ans Fenster. Arpad glitt lautlos aus dem Zimmer und balancierte auf den Ästen. Er streckte die Arme nach ihr aus.
    Asko hob sie hoch. Sie war eine große, kräftige Frau und nicht sonderlich leicht. Er spürte, wie sie sich in seinen Armen versteifte, doch sie schrie nicht mehr. Sie biß sich auf die Lippen. Sie bluteten. Er spürte ihren schaudernden Atem. Ihre Augen waren halb geschlossen. Er hatte Angst, sie würde wieder ohnmächtig werden.
    Er reichte sie durchs Fenster, und Arpad nahm sie entgegen. Als sie in den Ästen balancierte, sicher gehalten von dem Sí, drehte sie sich um und sah ihn noch einmal an.
    „Warum?“ fragte sie leise. Ihre Stimme bebte. „Sie sind ein Verbrecher. Warum helfen Sie mir?“
    Er schluckte eine ärgerliche Antwort herunter und schloß das Fenster. Dann öffnete er es wieder. Man durfte es nicht geschlossen finden. Das würde Hilfe von innen bedeuten.
    Er mußte sich beeilen. Vielleicht würde es ihm gelingen, die Herren zu überzeugen, den Sí in der falschen Richtung zu suchen. Ein Verbrecher war er also für sie. Er hatte ein großes Risiko auf sich genommen, um sie zu retten, und sie hielt ihn für einen Mörder.
    Doch was sonst sollte sie von ihm halten? Höchstwahrscheinlich hatte sie gesehen, wie er von hinten auf Arpad geschossen hatte. Ohne Zögern hatte er ihm eine Kugel ins Feyonherz gejagt. Das Herz war ein Muskel, und Muskeln konnten heilen. Sie wußte nicht, daß er es getan hatte, um dem Mann neben ihm zuvorzukommen, der mit Kalteisen auf ihn gefeuert hätte, als letzte Maßnahme, wenn der Sí sich als zu gefährlich erwiesen hätte. Als er am Boden lag, war das nicht mehr erforderlich.
    Es war egal, was sie von ihm hielt. Bedeutungslos. Sie wußte es nicht besser. Wie sollte sie auch?
    Sie war nicht seine Sache. All das hätte nicht geschehen dürfen, doch mehr konnte er ihr nicht helfen. Es gab Wichtigeres zu tun. Hier ging es um das Schicksal von weit mehr als nur einer Person. Das Schicksal ganzer Nationen stand auf dem Spiel. Er durfte sie nicht seine Pläne stören lassen.
    Ihm wurde klar, daß er dachte wie seinerzeit Delacroix. Der Gedanke machte ihn ärgerlich. Wie sehr hatte er sich damals gegen diese Denkweise aufgelehnt. Doch sechs Monate waren eine lange Zeit. Zu viel war geschehen.
    Während er die Geheimtreppe hinabeilte, erinnerte er sich jener Tage. Damals hatte sich auch eine junge Dame in den Verstrickungen seines Auftrags wiedergefunden. Corrisande Jarrencourt. Fairchild hieß sie jetzt. Wie war er in das zierliche, hübsche Mädchen verliebt gewesen – oder hatte es zumindest geglaubt. In Wirklichkeit hätte er eine Frau, in deren Adern auch ein Anteil Feyonblut floß, nicht lieben können. Oder gar ehelichen. Der Gedanke, Kinder mit ihr zu haben und ihnen das nicht ganz menschliche Blut weiterzugeben war ihm unerträglich.
    Sie war süß gewesen, und ein wenig hatte sie seine Einstellung verändert. Sonst hätte er das Mädchen nicht Graf Arpad mitgegeben.
    Er erreichte den Keller und spähte vorsichtig aus der Tür. Fünf Herren waren unterwegs, den Feyon zu suchen. Er selbst hätte

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