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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Augenwinkel konnte er sie klar und deutlich sehen. Sie bewegten sich sicher, je eine Lampe in der Linken, eine Waffe in der Rechten. Eine Sekunde lang hoffte er, sie würden sich in der Nacht gegenseitig erschießen. Doch sie waren eine disziplinierte Truppe. Sie wußten genau, was sie taten, und sie sahen viel zu gut in der Nacht.
    „Ich sehe ihn nicht.“
    „Ich sagen Ihnen, er war da.“
    „Warum sollte er den Wald verlassen und über offenes Gebiet laufen? So dumm kann er doch nicht sein.“
    „Keine Streitgespräche. Suchen Sie ihn lieber! Wir wollen ihn nicht noch zusätzlich warnen.“
    Ein verdrießliches Lachen klang auf. Asko.
    „Sie glauben doch nicht wirklich, ihn überraschen zu können? Höchstwahrscheinlich ist er schon fast in Altaussee, und wir stolpern hier in der Nacht herum. Unsere Nachtsicht ist magisch verbessert. Also müßten wir ihn sehen, wenn er da wäre.“
    Torlyn begriff, daß die letzte Anmerkung ihm gegolten hatte. Asko gab ihm Informationen, in der Hoffnung, er wäre nah genug, sie zu hören. Oder gut genug, sie von weitem zu hören. Seltsames Benehmen.
    „Seien Sie still! Oder wollen Sie ihm noch mehr verraten?“
    Magisch verbesserte Nachtsicht. Das erklärte einiges – und machte anderes noch rätselhafter. Menschliche Magier mußten sehr gut sein, um die Wahrnehmung anderer derart nachhaltig beeinflussen zu können. Das grenzte schon beinahe an ein Wunder. Er erinnerte sich an die Anhänger, die er bei den Männern gefühlt hatte. Auch nur eines davon herzustellen war für einen menschlichen Meister des Arkanen eine kraftraubende und schwierige Angelegenheit. Diese Männer hatten jeder eins – aus Kalteisen. Er spürte die tödliche Substanz auf die Entfernung. Sie war so selten, so schwer zu bekommen, daß er sich nicht häufig Gedanken darum machen mußte.
    Was immer es war, wogegen er kämpfte, er mußte damit rechnen, daß die gegen ihn gerichteten arkanen Kräfte seinen ebenbürtig oder sogar überlegen sein mochten. Er fragte sich, in welch unschöne Sache sich Asko verstrickt hatte. Die Männer wollten ihn lebend, das war klar, sonst wäre er schon tot gewesen. „Sie würden nicht mögen, was man mit Ihnen vorhat“, hatte sein ehemaliger Kampfgefährte gesagt.
    Keine Zeit nachzudenken. Er maß den Abstand zur Höhle. Er würde einige Sekunden brauchen, um die Entfernung zurückzulegen. In diesen Augenblicken konnten sie auf ihn feuern. Sie mochten ihn verfehlen, doch das war Spekulation. Sie konnten Charly treffen. Ihr heftiges Atmen und ihr trommelnder Herzschlag drangen unablässig in sein Bewußtsein. Panik, sagte er sich, nicht Leidenschaft.
    Wenn er sich bewegte, würde man ihn nicht sofort sehen, aber hören. Seine Schritte konnte er dämpfen, eine Geröllawine nicht.
    Auf halben Weg am Hang konnte er auch nicht bleiben. Es sah nicht aus, als würden sie umkehren, obwohl von Orven offenbar versuchte, sie in eine andere Richtung zu lenken. Er tat es für das Mädchen. Seine Beschützerinstinkte gegenüber dem weiblichen Geschlecht waren immer schon geradezu lächerlich ausgeprägt gewesen.
    Torlyn spannte sorgsam seine Muskeln an und brachte sich in Position für einen Bergaufsprint. Er konzentrierte sich, öffnete sich der Nacht und den Kraftlinien der natürlichen Macht, die hier in den Bergen so besonders fühlbar waren, beinahe mit den Händen zu greifen. Wilde Energie. Er ließ die Nacht in sich fließen, wurde zu dem, was er primär immer war, ein Stück absoluter Dunkelheit.
    Dann hetzte er los, sprang, lief wie ein Hase im Zickzackkurs. Bergauf.
    Felsstücke und lockeres Geröll schossen in perkussivem Stakkato unter seinen Füßen hervor, ließen ihn beinahe stürzen, doch er kam voran. Steinlawinen regneten hinter ihm den Hang hinab.
    „Da!“
    Ein Schuß. Noch einer. Er war nicht getroffen, doch Charly zuckte. Er roch jedoch kein Blut.
    Weitere Schüsse. Eine Kugel streifte fast seine Haut, riß ein Loch in seinen Ärmel. Die Männer erklommen ebenfalls den Hang. Gleichzeitig schossen sie. Das war dumm, und er war dankbar. Während sie über das Geröll kletterten, konnten sie nicht gut zielen. Stehenbleiben und in aller Ruhe anzulegen wäre sinnvoller gewesen.
    Doch der Jagdinstinkt hatte sie gepackt, lockte sie, riß sie mit. Mitten in einer Hatz waren sie und hatten ihre Beute fast. Er spürte ihre Gefühle und verstand sie gut, kannte den Eifer, den Blutdurst. Brutale, natürliche Instinkte. Nur ging es diesmal um sein Blut. Die Rolle der

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