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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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junge Frau war bei Bewußtsein, er spürte ihre Angst und Resignation. Sie ließ zu, daß er sie trug, weil sie bereits aufgegeben hatte. Er wünschte, er könnte ihr Mut zusprechen, doch seine Stimme würde durch die Nacht dringen, und er wollte den Männern nicht auch noch helfen. Er hatte versucht, ihrem aufgewühlten Geist einen beruhigenden Gedanken zu senden, eine mentale Liebkosung, doch sie hatte nur aufgestöhnt und sich in seinem Griff gewunden. Fast hatte er sie fallen gelassen.
    Ein Dilemma. Magische Beeinflussung war seine ureigenste Natur. Er nutzte sie unablässig, dachte kaum darüber nach. Wenn Menschen keine Schutzamulette trugen, merkten sie nicht, was er tat. Diese Frau merkte es nicht nur, sie fand es unerträglich. Es machte ihr Angst, doch sie konnte nichts dagegen tun. Ihr Gefährte, der Dryas, hatte ihr keine Gegenwehr beigebracht. Wenn er sie zur Fortpflanzung ausgesucht hatte, dann hatte er dieses Kapitel ihrer Ausbildung sicher absichtlich ausgelassen. Dryaden waren einsame Waldbewohner und an ihr Gebiet gebunden. Sich mit einem Menschen zu paaren war oft ihre einzige Möglichkeit, sich überhaupt fortzupflanzen. Sie zeugten immer Zwillinge, einen Menschen und einen Feyon. Das Talent, die Essenz des Seins entsprechend zu steuern, war den Sí in ungleichem Maße gegeben, doch sie besaßen es alle. Manche beherrschten es zur Perfektion. Es war jedoch nicht eine von Arpads hervorragenderen Fähigkeiten.
    Dryaden waren sonderbare Verwandte. Dieser Dryas hatte sie für sich aufgehoben, doch nie den Akt vollzogen. Sie war unberührt. Er sollte mehr über ihren Freund herausfinden, aber nicht jetzt.
    Sie war schwer. Ihr hochgewachsener, drahtiger Körper wog mehr als das übliche junge, zarte Fräulein. Den steilen Abhang mit ihr nach oben zu klettern strengte selbst ihn an. Es geschah nicht oft, daß er außer Atem geriet, und er konnte durchaus auf diese Erfahrung verzichten.
    Der Mineneingang war zwanzig, dreißig Meter über ihm deutlich zu sehen. Breite Bretter waren darüber genagelt. Bedeutungslos. Die konnte er wegreißen.
    Lichter und Stimmen näherten sich. Die Männer kamen gut voran, viel zu gut, wenn man bedachte, wie wenig Menschen in der Nacht sahen. Sie fielen nicht über Wurzeln, und sie liefen nicht gegen Bäume. Sie setzten ihre Schritte mit Bedacht, zielstrebig.
    Charlotte hatte nicht darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen. Fetzen ihres zerrissenen Kleides hingen in den Sträuchern. Das hätte es selbst einem schlechten Weidmann einfach gemacht, ihnen zu folgen.
    Arpad verließ den Pfad und kletterte direkt den Hang zum Bergwerk hoch. Die Baumgrenze lag unter ihm, und er mußte sich beeilen, damit er nicht gesehen wurde. Er hatte keine Lust, noch einmal eine Zielscheibe abzugeben. Wenn sechs Leute gleichzeitig auf ihn schossen, war die Wahrscheinlichkeit, getroffen zu werden und hilflos zu sein, nicht gering. Er mußte den Einlaß zum Berg erreichen. Dieser war schmal genug, um ihn allein zu halten. Seine Verfolger würden ihm einer nach dem anderen in den Fels folgen müssen, und nacheinander würde es leicht sein, sie zu töten. Ein Bankett.
    Er eilte hinauf über das Geröllfeld und versuchte, leise zu sein. Es war schwierig. Der Waldboden war verschwunden. Hier stieg er nur noch über Gestein. Seine Füße traten Geröll und Steine los, die mit jedem Schritt ihre Reise nach unten antraten. Ihr Klappern hallte wie Trommelwirbel durch die Nacht.
    Menschen glaubten, alle Vampire könnten fliegen, sich in eine Fledermaus oder in einen Wolf verwandeln oder sich vollkommen auflösen. Er wünschte, sie hätten Recht. Doch das Gesetz der Schwerkraft band ihn genauso wie die Menschen, und das schon sehr lange.
    Natürlich war er ein besserer Kletterer, er war schneller, stärker, balancierte mit größerer Sicherheit. Er hätte einen guten Einbrecher abgegeben. Den besten überhaupt.
    Fliegen konnte er trotzdem nicht, und was das Verschwinden anging, so konnte er mit den Schatten verschmelzen und die Wahrnehmung der Menschen beeinflussen, so daß sie ihn nicht sahen oder hörten – sofern sie keine Schutzamulette trugen.
    „Da! Ich habe etwas gesehen!“
    Er wußte nicht, wer gerufen hatte, nur, daß es nicht Asko gewesen war. Dessen Stimme ertönte nun auch.
    „Da ist nichts. War wahrscheinlich nur eine Gemse.“
    Torlyn regte sich nicht, hoffte, sie würden ihn in der Nacht nicht sehen, wenn er sich nicht rührte, und tatsächlich schien das so zu sein. Aus dem

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