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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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von ihm lösen. Sie begann zu schreien.

Kapitel 23
    Charlottes Geist war vor Angst versteinert. Die Schüsse gellten noch in ihren Ohren. Die Erkenntnis, daß Männer sie hetzten, sie ermorden wollten – oder noch schlimmeres –, drang in ihr Bewußtsein. Sie begriff erst nach und nach, daß sie in einem Berg eingesperrt war, blind in der Dunkelheit. Alles, was sie sicher wußte, war, daß ein Mann auf ihr lag. Sein Gewicht lastete auf ihr. Seine Füße waren zwischen den ihren. Sie spürte seinen Körper, seinen Atem in ihrem Gesicht. Sein Haar war ihr in den Mund geraten. Seine Muskeln schienen sich direkt auf ihrer Haut zu bewegen.
    Sie konnte sich nicht befreien. Er hielt sie fest, mit so viel Kraft, daß sie völlig hilflos war. Er war viel zu stark, stärker noch als der andere gewesen war. Ihre Gedanken setzten die neue Situation mit der vorigen gleich. Sie wartete nur darauf, daß er ihre Knie auseinanderzwang. Er würde tun, was der andere versucht hatte. Diesmal würde sie niemand retten. Er würde sie nehmen, ihr wehtun, und sie war zu schwach, sich zu wehren. Nicht nur war er viel stärker, er konnte auch ihren Geist zwingen, ihm zu gehorchen, konnte sie dazu bringen, seiner Lust entgegenzukommen. Nichts konnte sie dagegen tun.
    All das ging ihr durch den Kopf in den Augenblicken, nachdem sie zusammen mit ihm durch die Finsternis gerollt war, sein Körper an ihrem, seine Arme fest um sie gelegt. Alles nüchterne Denken schien sie verlassen zu haben, und es gab nur eins, das sie tun konnte. Sie schrie.
    „Fräulein von Sandling!“
    Seine Stimme war nah an ihrem Gesicht, schon fast in ihr.
    „Nicht! Gehen Sie weg! Lassen Sie mich los!“
    Sie wehrte sich und fühlte, wie er sich bewegte. Sie schrie noch lauter, wohl wissend, daß ihr das nicht helfen würde, ihn nicht aufhalten würde und auch keine Hilfe brachte.
    „Beruhigen Sie sich! Ich versuche doch nur ...“
    Die Stimme war direkt in ihrem Ohr. Sie spürte seine Lippen in ihrem Haar. Jetzt hatte sie einen Arm frei und schlug damit blind um sich, versuchte, ihn zu treffen. Er fing ihr Handgelenk und hielt es fest.
    „Lassen Sie mich! Gehen Sie weg!“
    Sein Körper wand sich auf ihrem, sie fühlte seine Muskeln. Etwas gab nach, hielt sie nicht mehr fest. Sie merkte, daß es ihr Mantel war. Dann war der andere Arm frei, und sie versuchte erneut, sich zu wehren. Sofort hielt er auch ihn fest.
    „Nein!“ schrie sie. „Gehen Sie weg. Bitte!“
    Er war weg.
    Eben hatte sie noch seine Füße zwischen ihren gespürt, seine Hand, die ihre Handgelenke umfaßte. Im nächsten Augenblick war er fort. Keine Last drückte sie mehr nieder, und sie rollte sich ab, zog die Knie ans Kinn, kringelte sich zusammen, als könnte sie der realen Welt damit den Rücken kehren. Sie wimmerte.
    Er hatte ihr nichts getan. Wirre Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Er war fort. Er hatte sie in Ruhe gelassen, ihr nicht wehgetan. Er hatte es nicht getan. Nun war sie allein in der Nacht.
    Sie begann zu weinen, ergab sich der Angst und dem Selbstmitleid. Ihre Augen waren offen, doch sie konnte nichts sehen, nicht einmal Schemen.
    Der Boden war rissig. Eine Steinkante ritzte ihre Wange, doch sie rührte sich nicht. Sie war begraben. Dies war ein Grabgewölbe. Der Berg war nicht der größte in der Gegend, doch im Vergleich zu ihr riesig. Er erstreckte sich nach Südosten zum Toten Gebirge. Von außen kannte sie ihn gut. Doch nun war sie innerhalb, blind, schutzlos und verlassen. Allein. Sie hatte den einzigen Mann fortgeschickt, der ihr hätte helfen können. Ihr wurde klar, daß sie hysterisch gewesen war, daß er nie vorgehabt hatte, ihr etwas zu tun, sondern sie vor den fallenden Felsen in Sicherheit hatte bringen wollen. Sie hatte ihn fortgejagt, ihn, der zurückgekommen war, um ihr zu helfen, der sie bergauf geschleppt hatte, der bei ihr geblieben war, obwohl er sich ohne sie gewiß schnell in Sicherheit hätte bringen können.
    Nun war er weg. Er konnte im Finstern sehen. Er brauchte sie nicht. Er würde eventuell den Weg nach draußen finden. Ohne sie war es leichter für ihn.
    „Graf Arpad?“ fragte sie in die Dunkelheit. Keine Antwort. Natürlich nicht. Er war gegangen, denn sie hatte es von ihm verlangt. Eine neue Angst machte sich in ihrem Herzen breit, als sie das Dunkel um sich herum auf einmal wie einen Feind empfand. Es sickerte in ihren Geist und blockierte alles.
    „Graf Arpad? Sind Sie da?“
    Nichts. Sie lauschte nach Schritten, Atmen. Nichts. Sie

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