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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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unmündig gewesen war, war ihr Onkel ihr Vormund gewesen. Er war zu ihr ins Schlößchen gezogen. Er war ein freundlicher Mann, ruhig und belesen. Er hatte seine Bücher und seine modernen politischen Ansichten mitgebracht, Meinungen, die ihn 1848 bei den Aufständen fast das Leben gekostet hätten. Eine gescheiterte Revolution, niedergeknüppelt und vergessen. Heute, siebzehn Jahre später, behielt Herr von Sandling seine Meinungen für sich, sprach nur in sehr privatem Rahmen darüber.
    Charly und er verstanden sich von Anfang an. Er war nicht der Meinung, an ihr herumerziehen zu müssen und hinderte sie nicht daran, frei ihrer Wege zu gehen, was unverheirateten Mädchen oft als Wildheit ausgelegt wurde. Es machte ihm nichts aus, daß sie in Stiefeln und kurzen Trachtenröcken durch die Wälder und Berge rings um die Seen strich. Er hatte ihr nicht verboten, seine Bücher zu lesen, obgleich viele davon für junge Damen ungeeignet waren. Er hielt Unbildung nicht für eine Tugend, bei jungen Frauen nicht und auch bei sonst niemandem, und war zudem ein begnadeter Schachspieler, und Charly liebte es, gegen ihn zu spielen. Ab und zu gewann sie.
    „Es würde mir vielleicht gar nicht soviel ausmachen, Leopold zu heiraten, wenn ich dann nicht von hier fort müßte. Ich würde es entsetzlich vermissen, wenn ich nicht mehr hierherkommen könnte.“
    Sie sah sich um und genoß die rötlichen Herbstfarben des Waldes. Hier war es so schön, und die Pracht der Bäume erinnerte sie an ihren Fey-Freund. Seine Haarfarbe hatte sich immer der Jahreszeit angepaßt: Hellblond im Frühling, warmes Braun im Sommer, Feuerrot im Herbst. Im Winter war sein Haar weiß gewesen. Nur seine Augen hatten sich nie verändert. Blaßgrau waren sie gewesen, wie unpolierte Silbermünzen.
    „Vermutlich gehört es sich, zu heiraten und Kinder zu haben. Arterhaltung und so fort. Ich denke nur, ich hätte es vorgezogen, von dir geliebt zu werden.“ Sie seufzte und nahm ein besonders schön gefärbtes Blatt auf, das von einem Baum in ihren Schoß geschwebt war.
    „Ich bin nicht traurig“, fuhr sie fort und blickte auf das Blatt, das sie in der Hand drehte, „wirklich nicht. So ist es eben. Ich werde heiraten, Kinder bekommen. Ich habe den Vorgang ehelicher Pflichten in einem von Onkel Traugotts medizinischen Folianten nachgelesen. Die Köchin hat mich dabei erwischt. Es war ihrer Gemütsverfassung nicht zuträglich. Onkel Traugott ist da weniger verbohrt. Wahrscheinlich ist er dankbar, daß ich mir die nötigen Kenntnisse ohne seine Unterweisung aneigne. Anders wäre es uns beiden schrecklich peinlich. Mama hat nie über so etwas gesprochen.“
    Sie sah zu dem Dach aus prächtigem Herbstlaub über ihr auf, Ocker, Purpur, verblassendes Grün. Die Morgensonne brach durch die Lücken im Blätterhimmel, und Sonnenstrahlen tanzten auf ihrem ausgewaschenen Alltagskleid.
    „Wenn er mich wirklich heiraten will, dann weiß ich wenigstens, was auf mich zukommt. Ich muß allerdings sagen, es ist desillusionierend, so etwas sachlich und explizit in einem Buch zu lesen.“ Sie zog eine Grimasse. „Ich hatte mehr Romantik erwartet. Wenn man es nüchtern betrachtet, ist es nicht anders als die Paarung von Tieren, und die ist mir nicht fremd, schließlich leben wir auf dem Lande. Zucht. Stuten und Hengste. Bullen und Kühe. Männer und Frauen.“ Sie hielt inne und lächelte verlegen. „Ich sollte solche Dinge nicht sagen. Aber ich weiß, du wärst nicht schockiert. Du warst nie schockiert. Deine Meinung zu all dem wäre mir wichtig gewesen.“ Sie preßte das Blatt an ihre Wange. „Deine Liebe wäre mir wichtig gewesen. Mit dir wäre es mehr gewesen als ... Zucht.“
    Sie stand auf und strich über ihr einfaches, unmodisches Kleid. Zweiglein und Blätter hingen daran fest.
    „Ich muß fort“, seufzte sie. „Er kommt mit einer ganzen Gesellschaft. Übermorgen. Ich muß noch meine guten Kleider in Ordnung bringen und mein Haar. Damit ich attraktiv aussehe, wie eine Kuh auf dem Viehmarkt. Eine Jagdgesellschaft. Das gibt uns immerhin einen Vorwand, einander zu sehen, ohne daß es so wirkt, als würde er zur Begutachtung der Ware anreisen. Dennoch sind acht Gäste auf einmal viel, wo wir so zurückgezogen leben. Die Köchin hat jetzt schon Zustände. Ich hätte gar nicht herkommen sollen. Aber wer weiß ...“
    Sie konnte den Satz nicht beenden. Sie wußte nicht, ob sie je hierher zurückkommen konnte, wenn sie erst verheiratet war. Sie würde ihr Zuhause

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