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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Erinnerung an seine Frau. Nicht jetzt.
    „Gehen Sie einfach weiter, Fairchild. Einer meiner Freunde wird Ihnen entsprechende Anweisungen geben.“
    Eine österreichische Stimme leitete ihn weiter. Er ging, wie man ihm das sagte, geradeaus, spürte einen kalten Luftzug auf der Haut, dann glitt eine seltsame Macht wie Fangarme über sein Gesicht. Gottverdammte Magie.
    Der Boden unter seinen Füßen war kein Waldboden mehr. Fels. Seine Schritte hallten von unsichtbaren Wänden wider. Wo immer er auch sein mochte, das Tal mit dem See hatten sie hinter sich gelassen. Es klang, als bewegten sie sich jetzt durch einen Gang oder Tunnel. Seine Schritte hörte er, auch die des Bayern, doch obwohl er weiter Richtungsanweisungen bekam, hörte er sonst niemanden gehen.
    Nach einiger Zeit änderte sich der Klang. Das Echo wurde weicher, und nun hörte er auch noch mehr, Schritte, Menschen in seiner Nähe. In einer ausgedehnten Halle mochte es ähnlich klingen. Doch seine Füße standen noch auf rissigem Felsgrund.
    Eine neue Stimme drang an sein Ohr. Sie klang überreizt.
    „Mußten Sie sie hierher bringen?“
    „Wir sollten doch herausfinden, wer sie sind und was sie wollen.“
    „Was, wenn sie entkommen? Sie werden verraten, was sie gesehen haben.“
    „Meine Gefangenen entkommen nicht, und im Augenblick sind sie blind.“
    „Das sind Sie auch, und es behindert Sie nicht besonders, und was das ‚nicht entkommen‘ angeht, da erinnere ich Sie gerne an diese Kreatur ...“
    „Sie erinnern mich an gar nichts. Oder soll ich die Herren auch taub machen? Wenn wir sie befragen wollen, sollten sie wenigstens die Fragen hören können.“
    „Dann befragen Sie sie. Vielleicht erzählen sie Ihnen ja gerne alles.“
    „Das werden sie. Sie werden mir alles erzählen. Seien Sie versichert, Professor, was Verhöre angeht, habe ich meine Taktik von den Meistern der Disziplin gelernt.“
    Delacroix hörte, wie jemand zu ihm trat. Beinahe konnte er dessen Blick spüren.
    „Ist das ein Feyon?“ fragte die Stimme des Professors.
    „Nein“, antwortete der Magier. „Wie kommen Sie darauf?“
    „Er sieht bizarr aus, nicht?“
    „Sie fragen mich doch nicht allen Ernstes, wie jemand aussieht, Professor?“
    „Natürlich nicht. Verzeihung. Ich dachte nur, sein Äußeres fällt ein wenig aus dem Rahmen, das dunkle Haar, die hellen Augen und dann diese ungeheure Größe. Seine Stärke muß überdurchschnittlich sein. Ich hatte gehofft, wir könnten ihn verwenden.“
    Der andere schnaubte verächtlich.
    „Nein, wir können ihn nicht verwenden. Er ist ein Mensch. Seine Aura hat etwas von einem großen Raubtier, doch ein Sí ist er nicht.“
    Ein Raubtier! Delacroix merkte, wie sein Zorn anschwoll. Er haßte es, erörtert zu werden wie Vieh auf dem Markt.
    „Bitte verzeihen Sie die Einmischung“, unterbrach er giftig. „Wenn Sie mit Ihrem Plausch fertig sind, möchte ich mir erlauben darauf hinzuweisen, daß meine Aura und ich langsam müde werden. Ich würde, Ihr Einverständnis voraussetzend, meine ‚Last‘ gerne ablegen. Meine Stärke mag überdurchschnittlich sein, aber sie ist nicht unendlich. Auch bin ich kein Spuk. Im Gegensatz zu einem solchen existiere ich nämlich.“
    Der Schmerz, der ihm durch den Leib schoß, warf ihn zu Boden und mit ihm McMullen und selbst Udolf, der dicht bei ihm gestanden hatte. Verflucht! Die Strafaktionen des Meisters waren schnell und einschneidend. Er brannte. Flammen züngelten zwischen Fleisch und Haut, und einen Herzschlag lang war er unfähig, sich zu bewegen, schien sich im Nichts zu drehen, ohne einen Angelpunkt in der Realität. Zugleich spürte er die Kälte des Steinbodens und wußte, daß seine Sinne ihn trogen.
    „Fairchild, hören Sie zu“, sagte der Meister in sein Ohr. „Verschonen Sie mich mit Gerede. Ich bin nicht daran interessiert, Entschuldigungen zu hören, Betteln und Flehen langweilen mich, und Klagen werde ich bestrafen. Jetzt stehen Sie auf und nehmen Sie Ihre Begleiter mit.“
    Kalter Schweiß brach auf Delacroix‘ Stirn aus. Er kannte diese Sätze. Er hatte sie schon früher gehört. Es waren die phrasenhaften Befehle, die die Bruderschaft des Lichts gefangenen Fey gab. Großer Gott! Die Bruderschaft hatte sie gefangen.
    Doch das schien unwahrscheinlich. Die Bruderschaft machte nie gemeinsame Sache mit Laien und befaßte sich nur dann mit Politik, wenn es darum ging, ihr Hauptziel voranzubringen, die Vernichtung der Fey, damit die Welt allein den Gotteskindern – den

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