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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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glaubte, sie schreien gehört zu haben, als der Hang über dem Eingang niederprasselte. Das Tosen der Steine war zu laut gewesen, um genau zu hören, doch ihre Furcht, ihre Todesangst hatte ihn erreicht. Er sah ihre lebhaften braunen Augen vor sich, die ihn über den Eßtisch hinweg angeblickt hatten, als von Waydt seine geringschätzige Bemerkung über schachspielende Frauen machte. Die Augen hatten provokativ gefunkelt. Am liebsten hätte er sofort eine Partie gegen sie gespielt. Doch es würde kein gemütliches Schachspiel mit Charlotte von Sandling geben.
    Er hoffte, daß sie überlebt hatte und war nicht sicher, ob das ein guter Wunsch war. Im Dunkel des Berges eingekerkert zu sein – ein furchtbarer Gedanke. Möglicherweise würde der Feyon ihr helfen. Ein halbes Jahr zuvor hatte der Mann bewiesen, wie gut er in der Dunkelheit sehen konnte, und bei Tagesanbruch die Vorhänge geschlossen. Selbst während der übereilten Hochzeitszeremonie Delacroix‘ und Corrisandes waren die Vorhänge zu geblieben.
    Also mochte der Sí durchaus seinen Weg durch den finsteren Berg finden. Er war unglaublich schnell, stark und widerstandsfähig. Die Frage war nur, würde das Charlotte helfen? Der Bursche war gefährlich, und Asko verstand weder seine Motive noch kannte er seine Ziele. Getraut hatte er ihm nie.
    Die Jäger waren sicher, daß der Sí überlebt hatte. Sie ruderten so schnell sie konnten über den See. Ihre Jagdpferde hatten sie wieder im Mietstall eingestellt. Kaum war es hell genug gewesen, waren sie ins Boot umgestiegen, um den langgestreckten See zu überqueren.
    Im grauen, verhangenen Morgen hatte Asko sich zur Gaststätte am See umgedreht und ein Gesicht im Fenster erkannt. Corrisande. Nur den Bruchteil einer Sekunde hatte er es gesehen. Als er seinen Blick genauer auf das Fenster gelenkt hatte, war dort niemand mehr gewesen. Er mußte sich geirrt haben. Sie konnte nicht hier sein, warum auch? Vielleicht hatte sein Geist ihm ihr Bild in den Schatten vorgegaukelt, weil er eben an die unschickliche Hochzeit zurückgedacht hatte, als Delacroix das Mädchen geheiratet hatte, dem Asko nur einen Tag zuvor das gleiche Ansinnen angetragen hatte.
    Tatsächlich hatte er sie nicht mehr gewollt, und sie hatte ihn von seinem Wort entbunden. Trotzdem war es ein Schock gewesen, als er feststellte, daß in der Warteschlange noch ein weiterer Verehrer harrte.
    Er war Corrisande nicht mehr böse und hoffte inständig, daß er sich getäuscht hatte, daß sie nicht in der Nähe war. Hardenburg würde keine Hemmungen haben, seine Erfindung auch an einem Menschen mit latentem Sí-Erbe auszuprobieren, und wenn Marhanor so mächtig war, wie Asko dachte, würde er ihre Gegenwart erspüren können, sobald sie nahe genug an ihr Versteck kam.
    Doch was sollte sie hier? Dies war das schlichte Ende des Salzkammergutes. Wer auf sich hielt, ging nach Ischl oder Aussee. Grundlsee war nur ein Dörfchen, und dieses Gasthaus war nicht die Art Etablissement, in dem man eine Corrisande Fairchild erwarten würde, die Gattin des unverwüstlichen und wohlhabenden Colonel Fairchild und Schwiegertochter Sir Charles Fairchilds, des Inhabers einer Reederei.
    Was für ein Glück, daß er sie nicht geehelicht hatte. Seine Familie wäre vor Scham gestorben, wenn ihre Abstammung nach der Hochzeit ans Licht gekommen wäre.
    Seine Familie starb auch jetzt vor Scham. Um diesen Geheimauftrag ausführen zu können, hatte man seine Vorgesetzten gebeten, eine glaubhafte Hintergrundgeschichte zu konstruieren, eine gescheiterte Existenz, eine Liste von Lastern und Vergehen. Offiziell war er unehrenhaft entlassen worden. Man hatte ihm versichert, er würde nach dem Auftrag rehabilitiert werden, und er hatte keine Zweifel daran, daß man ihn für den erlittenen Schaden an Ehre und Ruf entsprechend entschädigen würde, so er lebend zurückkam. Falls er in Ausübung seiner Pflicht fiel, würde die Wahrheit über seinen Charakter freilich wohl nicht mehr ans Tageslicht kommen. Es war nicht zu erwarten, daß ihm posthum Rehabilitation zuteil werden würde.
    Gewiß hatte er darauf bestanden, als die Bedingungen seines Einsatzes besprochen worden war, eines Einsatzes, der ihn außerhalb bayerischer Jurisdiktion und außerhalb eines erkennbaren Rechtsgefüges stellte. Er war Agent in einem fremden Land, und da die Krone keinesfalls zugeben würde, ihre Hände mit im Spiel gehabt zu haben, war es um so wichtiger, sich nicht erwischen zu lassen.
    Als die Nachricht von seiner

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