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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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sein“, entgegnete Sophie. „Sie sind noch nicht in dieser Höhle, und ein Wassertropfen sind Sie auch nicht. Ich bin mir sicher“, log sie, „daß es sich um Warnungen handelt. Wir haben diese Träume, damit wir diese Dinge verhindern.“
    Corrisande seufzte.
    „Lieber Gott! Mach, daß das wahr ist.“

Kapitel 27
    McMullen hatte während der Klettertour zum Kammersee nicht das Bewußtsein wiedererlangt, und Leutnant von Görenczy war stur und unverwüstlich vorwärtsgeschritten, hatte nur ein Mal nach Delacroix gegriffen, als er auf schlüpfrigem Untergrund rutschte. Der Lichtkreis schloß sie die ganze Zeit ein. Sie waren hervorragend erleuchtete Zielscheiben für ihre unsichtbaren Feinde. So gab es kein Entkommen. Wäre Delacroix allein gewesen, hätte er versucht, in die Dunkelheit abzutauchen. Doch mit McMullen und Udolf zusammen konnte er keine Experimente wagen.
    Der Pfad war steil und uneben, und einen ausgewachsenen Mann Huckepack zu tragen war anstrengend. Es war schwierig, gleichzeitig noch einen klaren Gedanken zu fassen. Er fragte sich, was die Männer mit ihnen vorhatten. Im Augenblick wollten sie Antworten. Solange sie die noch nicht hatten, würden seine Freunde und er vermutlich am Leben bleiben.
    Darüber hinaus sank diese Wahrscheinlichkeit rasch. Er hoffte, McMullen würde bald aufwachen und etwas gegen den anderen Magier unternehmen. Es gab ihm zu denken, daß hier mitten in der Wildnis ein Meister des Arkanen zugange war, dessen Macht McMullens übertraf.
    Wie viele Bewaffnete ihn bewachten, konnte er nicht ausmachen. Vermutlich nicht mehr als vier.
    Als sie den Kammersee erreichten, wurde ihr Fortkommen noch schwieriger. Es gab keinen Fußweg um den kleinen See, und er balancierte unter seiner Last unsicher über die schlüpfrigen Felsen. Hinter sich hörte er Udolf schnaufen. Den Bayern beflügelte die Aussicht, beseitigt zu werden, wenn er zurückblieb, mindestens genauso wie Stolz und Sturheit eines Königlich-Bayerischen Chevaulegers.
    Die Berge um sie herum ragten steil in die Dunkelheit. Delacroix fühlte, wie seine Kraft ihn verließ. Hoffentlich dauerte es nicht mehr allzu lange. Der Gedanke, erschossen zu werden, während er erschöpft am Boden lag, ohne auch nur einen einzigen seiner Angreifer je zu Gesicht bekommen zu haben, behagte ihm nicht. Grundsätzlich hatte er wenig Lust zu sterben. Verdammt sollten die Burschen sein.
    Das hätte nicht passieren dürfen. Nachlässig und lasch war er geworden. Er hatte den Dienst quittiert, das mußte ihn weich gemacht haben, obgleich er sich fit hielt und viel ausritt, manchmal zusammen mit Corrisande.
    Sie war immer in seinen Gedanken, ihr Lächeln, ihre schönen Augen, die Art, wie ihr Gesichtsausdruck zu schmelzen schien, während er sie liebte, wenn ihre porzellanene Distanziertheit in Leidenschaft zerbrach. Er vergötterte diese Augenblicke. Es faszinierte ihn, wie jemand, der so jung und unschuldig aussah, sich mit einem ungeschlachten Kerl wie ihm so vollständig in Lust und Begierde verlieren konnte. Er hatte die Pflicht, am Leben zu bleiben, schon allein für sie.
    Seine Muskeln brannten wie Feuer, und durch den flammenden Schmerz hindurch fühlte er sich ihr auf einmal sehr nah, konnte fast ihren Duft riechen. Jeder seiner Schritte wurde zur Herausforderung, dann zur Quälerei, schließlich eine schwelende Hölle überlasteter Gliedmaßen. Er kletterte stur weiter.
    Eine Felswand ragte vor ihm auf. Links von ihm waren Bäume. Der Lichtkreis hatte sie ans Ende des Tales gebracht. Nicht allzu weit vor sich hörte er einen Wasserfall. Sie hatten den See hinter sich gelassen, waren aber nicht weit von ihm entfernt.
    „Ich werde Sie alle jetzt blenden. Das ist nur vorübergehend, also ersparen Sie mir hysterische Anfälle.“
    Die verdammte Stimme machte ihn wütend. Im nächsten Moment war das Dunkel allumfassend. Es gab keine Berge mehr, kein Mondlicht, keine Schatten. Finsternis hüllte ihn ein, und ohne Warnung hätte ihn das tatsächlich panisch werden lassen.
    Er spürte von Görenczys Hand nach seinem Arm tasten.
    „Ich sehe nichts“, murmelte der Offizier.
    „Ich weiß. Eine vorübergehende Maßnahme. Sie haben‘s gehört.“
    Blind unter Feinden. Gab es etwas Schlimmeres? Bald würde der Morgen grauen, doch die Welt war dunkel. Jede Orientierung verschwunden. Es machte ihn nervös, so hilflos zu sein.
    Sein Gedächtnis malte Bilder. Nacht, Wasserfall, See, himmelblaue Augen und ein Lächeln. Er blockierte die

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