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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Liebhaber. Er würde sanft mit ihr umgehen. Er würde diese delikaten Brüste küssen, sie aus ihren Kleidern schälen. Noch spürte er den Nachhall ihres warmen Körpers an seinem. Er sog ihren Duft ein.
    Furcht. Sie roch nach Furcht.
    „Wir werden es anders machen. Setz dich auf.“
    Er half ihr nicht, faßte sie nicht an, hielt die Hände gefaltet. Sie rappelte sich auf, lehnte sich gegen die scharfkantige Höhlenwand. Er setzte sich neben sie, seine Gedanken rasten. Gleich würde er trinken. Sein Verstand war allein darauf fokussiert, leer für alles andere. Er mußte sich zusammennehmen, daran denken aufzuhören, ehe er satt war. Er mußte sich daran erinnern, den schmalen Grat zwischen seinem Wohlergehen und ihrem zu finden. Das hieß von ihr abzulassen, bevor er auch nur irgendeine Art von Erfüllung gefunden hatte, und das in dem Wissen, daß es keine andere Nahrungsquelle geben würde.
    Er unterdrückte ein Knurren. Hunger und Erregung waren keine leichten Meister. Er lebte gern in der Illusion, er sei ein Liebender, kein Räuber, ein Wesen, das zivilisiert genug war, Leben zu respektieren, Kunst zu schätzen, Gerechtigkeit zu begreifen, all die Dinge, die die Menschenwelt bot. Doch in Momenten wie diesem wurde ihm klar, daß er vor allem ein Jäger war und eine Gefahr. Ein Raubtier. Schuldig fühlte er sich nicht. Es war nun einmal so, und er war schon immer so gewesen. Er hatte sich dieses Schicksal nicht ausgesucht, es war schlichtweg Realität. Hätte er eine Wahl gehabt, so hätte er nicht tauschen wollen, hätte weder Mensch noch eine andere Art von Fey sein wollen.
    Ekstase und Erfüllung waren, was sein Leben bestimmte. Er war kein gedankenloser Mörder. Er war zu alt, um das Leben nicht zu achten. Wenn er nur Zeit und Gelegenheit hatte, konnte er seine Bedürfnisse befriedigen, ohne zu töten. Doch wenn er heißhungrig war, änderte sich die Welt. Trieb und Durst wurden zu den treibenden Kräften in seinem Universum, gaben ihm Macht und machten ihn doch machtlos gegen sich selbst.
    „Gib mir die Hand. Die andere. Mutiges Mädchen.“
    Er nahm ihren Arm. Ihre Hand war schmutzig, so schmutzig wie seine sein sollte. Auf einem Höhlenboden zu schlafen war beileibe nicht distinguiert. Vor Jahrhunderten hatte er dauernd in Höhlen gelebt, hatte auf diese Weise die Sonne gemieden. Doch der Fortschritt hatte ihn verändert. Er zog ihre Hand an seinen Mund.
    „Keine Angst. Der Zauber, den du spüren wirst, ist nur dazu da, dir den Schmerz zu nehmen.“
    Er griff nach ihrem Sinn. Sie schloß die Augen, als sei die Invasion dann leichter zu ertragen. Er hielt ihren Arm mit einer Hand so fest, daß sie ihn ihm nicht entziehen konnte, streichelte ihre Finger mit der anderen. Dann zog er ihre Hand an den Mund und küßte ihre Handfläche. Halb erwartete er, daß sie sich wehren würde, doch das tat sie nicht. Sie hatten eine Abmachung, und sie versuchte, ihren Teil einzuhalten. Seine Lippen glitten von ihrer Handfläche zum Handgelenk. Er sog ihren Duft ein, hielt sich zurück, um die Vorfreude auf jenen Augenblick komplett auskosten zu können, da er ihre Haut durchdrang. Schon liebkoste seine Zunge zärtlich ihre Pulsader, leckte an salziger Haut. Die fiebrige Erwartung zerriß ihn fast. Er war froh, daß sie ihn nicht sehen konnte, nicht seine Miene, nicht seine veränderten Zähne, von anderen Teilen der Physis ganz zu schweigen.
    Er wollte sie mit aller Kraft. Seine Zähne bohrten in ihr Fleisch, und sie seufzte ein erschrecktes „Oh!“
    Es war kein Schmerzenslaut. Ihr Blut floß in seinen Mund, und er trank gierig, sog die warme Flüssigkeit aus ihrem zerrissenen Handgelenk. Delikates Blut. Es war süß und jugendfrisch, obgleich er ihre Angst darin schmecken konnte. Menschen waren chemische Kreaturen. Ihr Körper- und Geisteszustand manifestierte sich in ihrem Blut. Er sog ihr salziges Leben in sich ein, nahm es ohne Rücksicht, stahl es wie der Räuber, der er war. Er fühlte seine Zähne in ihrem Arm und sehnte sich danach, weiter in ihren Körper vorzustoßen, ihn zu ergründen, zu erobern, zu befriedigen.
    Nicht daran denken. Schwierig. Er versuchte aufzuhören. Eine aussichtslose Aufgabe. Qualvoll. Beschwerlich. Es kostete ihn allzu große Überwindung. Er zog die Zähne aus ihrem zarten Fleisch, schloß ihre Wunden mit einer Liebkosung seiner Zunge. Dann ließ er sie los, lehnte sich zurück, versuchte, zu Atem zu kommen. Doch klang sein Schnaufen seinem eigenen sensiblen Gehör viel zu laut. Er

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