Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
angeblichen Bestechlichkeit seine Familie erreichte, hatte sein Schwager, ein redlicher Mann und Königlich-Bayerischer Jurist, ihn nicht mehr empfangen. Seine Familie hatte ihn abgeschrieben. Das hatte ihn verletzt, doch er hatte es verstanden. Er konnte nur hoffen, daß es nicht zu spät war, seine Ehre und seine Karriere zu retten, wenn er endlich heimkehren konnte.
Wieder dachte er an den Moment, an dem er Corrisandes Gesicht im Fenster gesehen hatte. Ihr Mann war Geheimagent gewesen. Eine neue Geheimwaffe mochte einen britischen Agenten anlocken. Aber würde er mit seiner Gattin reisen?
Asko hatte keine Möglichkeit, es herauszufinden. Selbst ein zweiter Blick zum Fenster konnte gefährlich werden. Von Waydt beobachtete ihn genau. Er fragte ihn denn auch gleich, was er erblickt hätte. Ein hübsches Mädchen, hatte er geantwortet. Es war keine Lüge.
„Ich wußte gar nicht, daß Sie so ein Liebhaber des schönen Geschlechts sind“, hatte der Jagdführer zynisch zurückgegeben. „Erst beäugen Sie die blaustrümpfige Charlotte beim Dinner, und jetzt suchen Sie Kammerzofen an Fenstern.“ Er hielt inne und suchte seinerseits die Fenster nach hübschen Mädchen ab. „Nun, das Projekt zwingt uns beinahe zum Zölibat, als wären wir alle Mönche. Sie wissen, daß es ein privates Etablissement in Aussee gibt? Eine Witwe mit ihren Töchtern. Wenn wir den Sí haben, können wir gemeinsam hingehen, und wenn Ihnen sogar Charlotte gefallen hat, dann mögen Sie ja vielleicht Weiber, die es nicht so genau nehmen. Die Mädchen in Aussee machen nicht für jeden dahergelaufenen Feyon die Beine breit. Sie treiben es lieber mit richtigen Männern.“
Asko grinste pflichtschuldig. Er war an den rauhen Männerhumor, der in der Gemeinschaft im Berg herrschte, gewöhnt. Er hörte den Herren zu, wenn sie über Weiber redeten und was man am besten mit ihnen machte. Er kommentierte es nur selten.
Wieder dachte er an Charlotte und den Feyon, dem sie in der Dunkelheit ausgeliefert war. Er erinnerte sich an ihre Panik, als sie nach dem Angriff zwischen ihm und Arpad gestanden hatte und wünschte, er hätte sie nicht mit dem verdammten Sí mitschicken müssen. Doch er hatte keine Wahl gehabt. Jetzt hatte er auch keine.
„Gedenken Sie noch zu rudern, oder beschränken Sie sich darauf, Löcher in den Nebel zu starren?“ herrschte von Waydt ihn an. „Oder würden Sie lieber schwimmen?“
„Verzeihen Sie meine Säumigkeit.“ Asko lächelte entschuldigend. Im eisigen Gletscherwasser zu schwimmen mochte einen so sicher umbringen wie ein Messer im Rücken.
Kapitel 29
Furcht weckte ihn. Der Duft extremer Angst, nicht seiner eigenen – doch ganz nah. Arpads Raubtiersinne brauchten nicht einmal einen Sekundenbruchteil, um ihn wach und bereit zu machen. Er erspürte die Welt um sich, analysierte die Situation. Der Duft überwältigender Frucht zeigte die Nähe von Beute an.
Charlotte. Er war eingeschlafen, obgleich er normalerweise nicht viel Schlaf brauchte. Doch die vergangene Nacht hatte ihn Kraft gekostet. Also war er eingeschlummert, und sein Körper hatte automatisch die bequemste Position eingenommen, die er finden konnte. Sein Kopf ruhte auf den großen, weichen Brüsten der jungen Frau, er hatte sich ganz dicht an ihren warmen Körper geschmiegt, seine Männlichkeit war gegen ihre Hüfte gepreßt, ein Bein lag quer über ihren, ein Arm umfaßte sie bäuchlings – und eben war sie erwacht.
Ihr süßer, warmer Körper inspirierte ihn, er spürte sie auf seiner Haut. Ihr ungestümer Herzschlag bot sich seinem Hunger dar. Er hob den Kopf und blickte ihr ins Gesicht. Ihre Augen starrten blind und weit offen mit riesigen schwarzen Pupillen in die Dunkelheit. Sie konnte ihn nicht sehen. Doch sie spürte ihn, seinen Körper, sein Gewicht, seine Nähe. Höchstwahrscheinlich auch seinen Gemütszustand, obgleich sein Zustand weniger mit Gemüt als mit Körper zu tun hatte. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, ihr Atem ging geschwind. Ihr Puls lud ihn ein. Furcht, ermahnte er sich, nicht Verlangen.
Behutsam, mit mehr Standhaftigkeit, als er je zu besitzen geglaubt hatte, entwirrte er ihrer beider Gliedmaßen. Ihr Körper fühlte sich warm und einladend an, und er vermißte sie bereits in dem Augenblick, in dem er sich von ihr entfernte. Ein wundervoller Körper, den er gerne genauer erforscht hätte, mit seinen Händen, mit seiner Zunge, mit allem, was er hatte und was ihn ausmachte. Seine Eckzähne wurden lang. Doch sie waren
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