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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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blickte ihre Tochter an. Emily konnte nicht nur logisch denken, sie besaß auch Fantasie. Für einen Moment stellte Debbie sich ein Kleid aus der Bespannung des Schaukelstuhls auf ihrer Veranda vor. Sie musste lächeln.
    »Das Kleid ist jedenfalls wie für dich gemacht. Als hätte die Näherin dabei die ganze Zeit dich vor Augen gehabt. Du siehst wunderschön aus, Emily. Es passt perfekt zu dir.«
    Debbies Sätze schwebten in der Luft. War das zu früh gewesen? Zu viel für Emily? Sie bedauerte bereits, dass sie es gesagt hatte.
    Emily schaute ihre Mutter an.
    »Ich will nicht wunderschön sein. Was zu mir passt, hält nicht lange. Es geht doch sowieso kaputt.«
    Dann füllten sich ihre Augen mit Tränen, sie drehte sich um und rannte den schmalen Gang entlang in ihr Zimmer.

35
    Die Dinojäger waren bestens ausgestattet.
    Sie hatten GPS und ein Satellitenhandy, das selbst im Nationalpark funktionierte. Sie verfügten über ausreichend Lebensmittel und Ersatzkleidung und waren Wissenschaftler, die wussten, wann zu handeln war.
    Da es mittlerweile dunkel geworden war, griffen sie zum Handy und informierten die Polizei darüber, dass sie einen Jungen gefunden hatten. Oder besser, dass der Junge sie gefunden hatte. Nein, seinen Namen hatten sie nicht rausbekommen können. Und auch sein Alter nicht. Er schien einen Schock erlitten zu haben und sich nicht richtig ausdrücken zu können.
    Man entschied, dass sie die Nacht abwarten und erst am nächsten Tag aufbrechen sollten. Ein bisschen Schlaf und die Dinge würden sich schon klären.
    Aber wenn Riddle sich nicht mitteilen wollte, dann teilte er sich auch nicht mit. Er gab wohl Antwort auf die eine oder andere Frage, aber nicht auf die entscheidende: Wer war er und was hatte er in diesem Niemandsland verloren?
    Crawford Luttrell beschloss, die nächsten vierundzwanzig Stunden mit der Kamera zu dokumentieren. Er hatte gefilmt, wie sie Riddle fanden, und zeichnete auch danach noch weiter auf. Das Ganze könne ja vielleicht ein juristisches Nachspiel haben, rechtfertigte er sich vor sich selbst. Immerhin handelte es sich bei ihrem Fund um einen nur halb bekleideten, verschollenen Minderjährigen.
    Und so trat Julian Mickelson seinen Schlafsack an Riddle ab (in dem er ja ohnehin an diesem Tag schon einmal geschlafen hatte). Dina gab ihm eine ihrer Hosen und ein Paar Socken, Crawford einen Pullover und ein T-Shirt, das er tragen konnte.
    Dina und Crawford legten sich mit ihren Schlafsäcken quer zu Riddle, Julian zog eine extra Schicht Klamotten an und legte sich unter eine Plastikplane zwischen sie. Er war der zäheste der drei Wissenschaftler.
    Riddle konnte sich nicht daran erinnern, jemals ohne Sam eingeschlafen zu sein. Und schon der bloße Gedanke an seinen Bruder ließ ihn verstummen. Aber nach drei Portionen Backpacker’s-Pantry-Chicken-Saigon-Nudeln mit einer süßen Thai-Chili-Soße fiel er schon bald in tiefen Schlaf.
    Er schlief so tief und fest wie nie zuvor in seinem Leben. Traumlos und ohne sich zu rühren.
    Denn er war verloren gegangen und jetzt hatte man ihn gefunden.
    ***
    Die Truppe des Sheriffs von County Emery und die Paläontologen trafen erst sechsundreißig Stunden, nachdem Riddle in ihr Leben gestolpert war, aufeinander.
    Im südlichen Teil des Bundestaates hatte es nachts heftige Gewitter gegeben und am nächsten Tag war das zentrale Computersystem, das sämtliche Polizeidienststellen von Utah miteinander vernetzte, vollständig zusammengebrochen.
    Deshalb hatte Sheriff Lamar Wennstrom auch weder mit Cedar City Kontakt aufnehmen noch Riddle mit der Vermisstenmeldung in Verbindung bringen können, die in Oregon hinterlegt worden war.
    Besonders spaßig fand Lamar es ja nicht gerade, als einer der gelehrten Herren Professoren unbedingt darauf bestand, die Kamera auf sein Gesicht zu richten. Schließlich drehten sie hier keine weitere Episode von Cops . Mit diesen Akademikertypen hatte er schon seine Erfahrungen gemacht und war zu dem Schluss gekommen, dass man sie am besten ignorierte.
    Aber in diesem Fall war das leider unmöglich.
    Hier war ein Minderjähriger im Spiel, was bedeutete, dass er das ganze Wissenschaftlerteam auf dem Revier brauchte, um ein Protokoll aufnehmen zu können. Denn Absatz 8 des Gesetzes 102 – 56 lautete:
    Wird ein Minderjähriger unbeschadet, jedoch von einer Person gefunden, die nicht Elternteil oder Vormund ist, sind alle erforderlichen Maßnahmen zu treffen, damit sich die betreffende Person/die betreffenden Personen

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