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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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Behinderte bekam. Natürlich war das ein bisschen übertrieben, denn schließlich hatte er sich ja nicht das Bein gebrochen, und als Emily davon erfuhr, fand sie es auch nicht in Ordnung. Dabei hatte sie noch nicht mal mitgekriegt, wie Barb Ellis den Arzt unter Druck gesetzt hatte. Es war wirklich beeindruckend gewesen. Wortreich schilderte sie, dass ihr Sohn seinen Rucksack über längere Strecken nicht tragen könne. Dr. Gaiser wirkte nicht ganz überzeugt, aber er unterschrieb den Zettel. Man muss etwas fordern, um es zu bekommen. So einfach war das, wie Bobby mal wieder vorgeführt bekommen hatte.
    Deshalb konnte er jetzt überall parken, wo er wollte, und musste nicht mal Geld in einen Parkautomaten einwerfen. Und weil er sich mit dem Duschen schwertat, durfte er sich die Haare jetzt immer im Hair Asylum waschen lassen, wo die meisten erfolgreichen Geschäftsleute der Stadt ihre Termine zum Haareschneiden hatten. Sein Vater war dort Stammkunde. Eine Friseuse namens Rosie massierte ihm bei jeder Wäsche zehn Minuten lang die Kopfhaut. Wenn sein Gips wieder weg war, würde er Rosie vermissen, das wusste er jetzt schon.
    Am vierten Tag, nachdem er sich den Arm gebrochen hatte, stellte er fest, dass sein Gips etwas streng roch. Bobby hatte immer schon mehr als normal geschwitzt. Zumindest kam es ihm so vor, als sei es nicht normal. Aber wer wusste schon, wie viel andere in seinem Alter schwitzten?
    Für Bobby jedenfalls, der sogar im Winter im Schlaf schwitzte, selbst wenn er nur mit einem Laken bedeckt war, war Schwitzen wie Atmen. Es passierte einfach die ganze Zeit. Und jetzt, zehn Tage vor dem Abschlussball, machte sich ein starker, fauliger Geruch bemerkbar, der eindeutig von seinem Gips kam.
    Bobby Ellis bat deshalb seine Mutter, bei Dr. Gaiser anzurufen, der für denselben Tag keinen Termin mehr freihatte. Aber weil Barb Ellis so beharrlich blieb, wurde Bobby doch noch eingeschoben.
    Schon als der Arzt ins Sprechzimmer kam, wirkte er gereizt. »Also, deine Mutter hat angerufen und gesagt, du hättest größere Beschwerden?«
    Bobby nickte und fragte sich, warum der Arzt zu ihm so barsch war.
    Dr. Gaiser fuhr fort: »Und, was bereitet denn so schlimmen Kummer?«
    Bobby blickte ihn an. »Mein Gips stinkt.«
    Der Arzt kam einen Schritt näher und schien Bobbys Arm zu untersuchen, tat es aber nicht wirklich. »Jeder Gips fängt mit der Zeit an, einen leichten Geruch abzusondern.«
    Bobby blickte ihn weiter an. »Das ist kein leichter Geruch. Es stinkt ekelhaft.«
    Dr. Gaiser klappte Bobbys Krankenakte zu. »Hier ist eingetragen, dass der Gips in zwei Wochen gewechselt werden soll.«
    Bobby starrte ihn entgeistert an. Der Arzt in seinem weißen Kittel ging schon zur Tür.
    Bobby Ellis hatte es sich zum Prinzip gemacht, nie laut zu werden und nie viele Emotionen zu zeigen. Seiner Meinung nach war das sein Erfolgsgeheimnis. Aber jetzt schaffte er es nicht mehr, seine eigenen Regeln einzuhalten. Plötzlich hörte ihm jemand nicht zu. Und dieser Jemand machte sich aus dem Staub. Bobby schrie dem Arzt hinterher: »Aber am Wochenende ist der Abschlussball! Mit diesem stinkenden Scheißarm kann ich dort nicht hingehen!«
    Die Tür des Sprechzimmers fiel hinter dem Arzt zu. Dr. Gaiser würdigte Bobby keines Blickes mehr.
    ***
    Als der Arzt an diesem Abend nach Hause fuhr, ging ihm die Szene mit Bobby Ellis noch einmal durch den Kopf.
    Es wäre für ihn kein Problem gewesen, einen Wechsel des Gipsverbandes anzuordnen. In seiner Praxis kam das außerhalb der normalen Fristen häufig vor.
    Aber er ärgerte sich immer noch über die aufdringliche Mutter des Jungen. Und er schämte sich immer noch, dass er den Antrag für den Behindertenausweis unterschrieben hatte.
    Und jetzt hatte er sich gerächt. Denn er musste zugeben, dass der Junge ja recht hatte.
    Der Gips stank wirklich fürchterlich.
    ***
    Emily war es vollkommen egal, was sie zum Abschlussball anzog.
    Sie konnte immer noch nicht fassen, dass sie da überhaupt hinging.
    Am liebsten hätte sie einfach irgendein Kleid aus ihrem Schrank angezogen, aber das Abschlussball-Kommitee hatte ja vorgeschrieben, dass die Kleider knöchellang sein mussten, und Emily besaß kein Kleid in dieser Länge.
    Bobby wollte zum Shoppen unbedingt mitkommen, doch als sie ihm sagte, sie wolle dafür zu Oxfam gehen, schaute er sie entsetzt an. Sie hatte vor, sich dort an der Kleiderstange ganz hinten ein Kleid auszusuchen. Bobby war der Meinung, die Sachen dort taugten bestenfalls als

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