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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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nicht entfernt/en, bevor alle Umstände des Sachverhalts geklärt sind.
    Das war höchst bedauerlich, denn Lamar verfügte über nicht genügend Personal für die Ermittlung.
    ***
    Lamar aß den letzten Bissen seines Chili-Bacon-Cheeseburgers und wischte sich den Mund an seiner ohnehin nicht mehr ganz sauberen Papierserviette ab.
    Die Sache entwickelte sich zu einem höllischen Chaos.
    Der Junge hatte sich inzwischen etwas erholt, war aber sonderbar.
    Keiner konnte sagen, ob er schon sonderbar gewesen war, bevor er ohne Hosen in den Schlafsack eines Fremden gekrochen war. Tatsache blieb, dass er jetzt sonderbar war.
    Er antwortete auf keine Fragen. Wenn er kurz und stoßartig atmete, klang es wie ein Keuchen, und man hatte ihn nur mit einer Schüssel Karamellbonbons aus dem Gang der Polizeidienststelle ins Befragungszimmer locken können.
    Dr. Hardart hatte eigentlich aufs Revier kommen wollen, um den Jungen zu untersuchen, war dann aber zu einem Verkehrsunfall gerufen worden, der sich auf dem alten Red Bluff Highway ereignet hatte. Und Dr. Wallent befand sich derzeit in einem der Reservate und hielt dort eine zweitägige gynäkologische Praxis ab.
    Das Ganze war ein einziges Chaos.
    Und das alles wurde Lamar ausgerechnet aufgebürdet, als er die Nachricht erhielt, dass sein eigener Bruder Clyde nach einem nächtlichen Pokerspiel bei Boomer Heap mehr oder weniger absichtlich drei Schüsse auf Pinky, ihren Cousin ersten Grades, abgefeuert hatte. Zum Glück hatte Pinky keiner der Schüsse getroffen.
    Aber die Ermittlungen in seinem eigenen Familiendrama würden vorläufig warten müssen.
    Jetzt hatte er erst einmal ein Mitglied des Traumateams des staatlichen Gesundheitsdienstes angefordert. Und zufällig war gerade an diesem Tag eine ziemliche Koryphäe im Einsatz. Vielleicht kriegte der was aus dem Jungen raus. Bisher wussten sie nämlich nicht viel mehr, als dass der Junge eine Schüssel Cornflakes mit sehr kalter Milch haben wollte.
    Er hatte sich entschuldigt, dass er, ohne zu fragen, in den Schlafsack gekrochen war.
    Und um einen Kugelschreiber und ein Telefonbuch gebeten.
    Er hatte außerdem behauptet, er habe einen Bären gesehen, der auf seinen Hinterbeinen stand.
    Und dass er einen Salamander mit orangefarbenem Bauch gegessen und ihn danach gleich wieder ausgespuckt habe.
    Und dass die Hose, die sie ihm geliehen hatten, kratzte.
    Und dass er ganz allein auf dieser Welt war.
    Lamar tat der Kopf weh. Nach einem zweitägigen Verhör waren das nicht gerade viele Informationen.
    ***
    Einmal die Woche holte Buzz Nast frische Vorräte ab.
    Er trieb dann seine Herde auf eine tiefer liegende Weide, die auf drei Seiten von steilerem Gelände eingeschlossen war, wusste aber, dass er bei seiner Rückkehr trotzdem alle Hände voll damit zu tun haben würde, die Rinder wieder einzufangen.
    Dreieinhalb Tage lang hatte sich Sam bei Buzz ausgeruht und beinahe alle seine Vorräte verzehrt. Die meiste Zeit über hatte er geschwiegen, denn er war so konfus, dass es nicht viel zu sagen gab. Ob sich sein Geist verwirrt hatte, als er mit seinem Kopf auf diesen Ast geschlagen war? Oder hatte das eisig kalte Wasser einen ganz entscheidenden Teil seines Gehirns eingefroren?
    Sein Kopf war jedenfalls leer.
    Nur dass er etwas Unrechtes getan hatte, das wusste er genau. Etwas, das furchtbar, unverzeihlich war.
    Denn es war möglich, wenn nicht gar wahrscheinlich, dass er jemanden getötet hatte. Das spürte er. Verlust. Und vollständige Leere.
    Es war eindeutig, dass er etwas Furchtbares getan haben musste. Wie wäre er sonst wohl hier gelandet – in dieser Ödnis? Wo waren die Menschen, die ihm viel bedeuteten? Entscheidender war noch die Frage: Wer waren denn die Menschen, die ihm viel bedeuteten?
    Auf all das wusste er keine Antwort. Aber Buzz Nast gehörte glücklicherweise nicht zu den Männern, die einem viele Fragen stellten.
    Sam war weder Fisch noch Fleisch, dachte Buzz, kein Kind mehr, aber auch kein richtiger Mann. Und er musste die Hölle durchgemacht haben. Manchmal schrie er im Schlaf auf und dann zuckten seine Beine wie bei einem träumenden Hund.
    An diesem Dienstag brach Buzz zeitiger auf als sonst, denn er wusste, dass Maska, sein Palomino, dessen Fell längst nicht mehr honigfarben, sondern ganz verblichen von der vielen Arbeit in der Sonne war, länger für die Strecke brauchen würde, wenn er sie beide tragen musste.
    ***
    Julio Cortez schätzte keine Überraschungen.
    Und als Buzz Nast mit einem völlig fertigen
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