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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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Halbwüchsigen auftauchte, waren alle Kriterien für eine Megaüberraschung erfüllt.
    Julio wurde von den Viehzüchtern eigentlich dafür bezahlt, dass er die Cowboys mit allem Nötigen versorgte, aber ständig gab es Sonderwünsche. Die Viehtreiber brauchten seine Hilfe, wenn sie von einer Schlange gebissen worden waren oder sich einen Hautausschlag von einer Gifteiche zugezogen hatten. Gelegentlich sollte er sogar Liebesbriefe überbringen, aber noch nie hatte einer der Cowboys versucht, ihm einen ein Meter achtzig großen Teenager aufzuhalsen.
    Das stellte ihn vor alle möglichen Probleme.
    Buzz wollte von ihm, dass er mit dem Jungen in die Stadt fuhr und ihn dort der Polizei übergab. Sollten die die Sache klären. Buzz hatte schließlich seinen Job zu machen und musste seine Herde hüten.
    Also lud er die Büchsen mit extra scharfem Chili, die Pakete mit Trockenfleisch der Marke Teriyaki Western Cut und die Flasche Tullamore Dew Whiskey auf sein Pferd. Er steckte sich die Packung frischen Kaffee und eine Tüte mit getrockneten Apfelschnitzen in die Manteltasche, nickte Sam kurz zu und schon war er auf seinem ausgeblichenen Palomino verschwunden.
    Sam hatte immer noch Buzz’ abgetragene Jeansjacke mit dem Vliesfutter, sein abgewetztes Hemd und seine dicken Wollsocken an und rief Buzz hinterher, um ihm die Sachen zurückzugeben. Aber Buzz warf nicht einen Blick zurück.
    »Viel Glück!« hätte er dem Jungen eigentlich wünschen wollen.
    Aber Buzz war nicht der Mann, der solche Worte über seine Lippen brachte.
    ***
    Deshalb war Sam jetzt also Julios Problem. Er stand mit Sam im grellen Sonnenlicht und sah ihn abschätzend an.
    »Fühlst du dich fit genug, um ein Stück zu Fuß zu gehen?«
    Sam nickte.
    Und Julio fuhr fort: »Mein Pick-up steht nämlich zwei Meilen weg von hier.
    »Das schaff ich schon…«
    Julio war bei der ganzen Sache nicht sehr wohl in seiner Haut. Er wandte sich um und murmelte: »Na dann… wir gehen’s einfach langsam an.«
    Nach wenigen Minuten war schon klar, dass Julio Sam nicht tragen musste. Gut, Julio ging um einiges langsamer als gewöhnlich, aber der große Typ da hinter ihm schien kräftig genug zu sein, um selbst zu laufen
    Und während sie auf dem steinigen Pfad entlanggingen, versuchte Julio, einen Plan zu schmieden.
    Natürlich war ihm klar, dass er den Jungen auf direktem Weg zum Sheriff bringen musste. Bestimmt vermisste ihn schon längst jemand. Buzz hatte ihm, einsilbig wie er nun mal war, nur mitgeteilt, dass dieser Junge sich an nichts erinnern konnte.
    Aber Julio wollte nicht vom Sheriff ins Verhör genommen werden. Es war nicht einmal so, dass er dem Jungen nicht gern helfen wollte, im Gegenteil, er hatte ihn bereits ins Herz geschlossen. Aber Julio hatte seine eigenen Probleme.
    Seit zweiundzwanzig Jahren lebte er nun schon in Utah. Er hatte einen Sohn und eine Tochter, die beide auf die Junior High gingen, war selbst bei der freiwilligen Feuerwehr und hatte einen Bruder, der in der Armee gewesen und in Bagdad ums Leben gekommen war. Aber Julio hielt sich noch immer illegal in den Vereinigten Staaten auf.
    Und die Vorstellung, dass die Polizei ihn verhören, nach seinen Arbeitspapieren fragen, seinen Führerschein begutachten, seine Sozialversicherungsnummer und seine Adresse überprüfen würde, behagte ihm ganz und gar nicht.
    Denn Julio wusste, was ihm blühen konnte. Es konnte der Anfang vom Ende für ihn sein. Zweiundzwanzig Jahre seines Lebens einfach ausgelöscht. Deshalb entschied er sich, den Jungen einzuweihen.
    »Hör zu, ich hab da ein Problem. Ich kann dich nicht zum Sheriff bringen. Ich kann dich in die Stadt fahren, mehr nicht.«
    Sam sagte nichts dazu, was Julio als Argwohn deutete.
    »Mach dir mal keinen Kopf. Ich hab nichts Schlimmes angestellt. Hat lediglich mit meiner Einwanderung zu tun. Verstehst du, was ich sagen will?«
    Sam wusste zwar nichts über Einwanderungspolitik, war aber durchaus in der Lage, die Dinge zu verstehen. Und deshalb schreckte ihn der Gedanke, die Behörden einzuschalten, in vieler Hinsicht ganz genauso ab wie Julio.
    Buzz hatte Sam nach seinen Eltern gefragt. An seine Mutter konnte Sam sich nicht erinnern. Und sobald er an seinen Vater dachte, spielte Sams Gehirn verrückt. Er sah dann nichts als ein Gewehr, das auf seine Brust gerichtet war.
    Deshalb sagte er zu Julio: »Ist schon okay, ich will gar nicht zum Sheriff.«
    Sam brauchte eine Weile, bis er die richtigen Worte fand. »Ich will zurück…«
    Aber wohin er
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