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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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sich verlassen konnte. Sein Fall waren eher die anständigen Bürger, die ihre Hintertüren unverschlossen ließen und nie auf die Idee kommen würden, dass jemand durch ein offen stehendes Badfenster einsteigen könnte.
    Aber während der zehn Jahre, die Clarence mit seinen Söhnen kreuz und quer durchs Land gefahren war, hatten sie auch die eine oder andere Nacht in Vegas, der Stadt der Neonlichter, verbracht. Sam und Riddle hatten sich bei einer dieser Gelegenheiten sogar einmal im Stadtzentrum verlaufen und Riddle war in einen Brunnen gefallen. Und ein paar Typen hatten Sam, der damals noch ein kleiner, aber schon genauso hübscher Junge gewesen war wie heute, zweideutige Angebote gemacht. Sam hatte überhaupt nicht verstanden, was sie von ihm wollten.
    Als er jetzt die heiße, trockene Luft einatmete, kehrte die Erinnerung an den Geruch der Stadt zurück. Und an ihre Geräusche. Er wusste ganz genau, dass er hier schon mal gewesen war.
    Aber wann? Und mit wem?
    ***
    Im Gebäude des Busbahnhofs hingen neben einem Stand, der Kaffee und Sandwiches verkaufte, T-Shirts aus. Sam las die Aufschriften darauf. Lost Wages, Sin City oder Capitol of Second Chances stand auf einigen von ihnen. Er hielt jetzt ständig Ausschau nach irgendwelchen Anhaltspunkten, nach Kleinigkeiten, nach Details, die ihm dabei helfen sollten, seine Vergangenheit Stück für Stück zu einem vollständigen Bild zusammenzusetzen.
    Die Verkäuferin am T-Shirt-Stand lächelte ihn breit an und fragte, ob er etwas kaufen wolle.
    Sam schüttelte den Kopfund kehrte durch den Haupteingang zurück in die sengende Hitze. Bis zur Abfahrt des nächsten Busses nach Mexiko blieben ihm noch einundfünfzig Minuten.
    Zu Sams Linker stand das Golden Gate Casino . Selbst am hellichten Tage war das schreiende Neonorange seines Leuchtschildes kaum zu übersehen. Drei große Palmen flankierten seinen Eingang und sahen aus wie müde Wachposten. Ein Straßenkünstler, der gerade eingetroffen war, öffnete seinen Gitarrenkoffer und stellte ihn an einem Schattenplätzchen auf dem Gehweg vorm Casino ab.
    Sam beobachtete, wie der Typ seine Gitarre aus dem Koffer nahm, in seinen Taschen nach ein paar Dollarscheinen und einer Handvoll Münzen kramte und das Geld dann in den Koffer warf. Anschließend holte er einen dreibeinigen Campinghocker aus seinem Rucksack und setzte sich darauf.
    Sam stand wie angewurzelt da. Kurz darauf fing der Typ zu spielen und zu singen an.
    Sam war sofort in Bann gezogen. Vollkommen versunken.
    Nach zwei Stücken ging er langsam auf den Gitarrenspieler zu. Der Typ hob den Kopf. Er war dankbar, dass ihm überhaupt jemand Beachtung schenkte. Sam griff in seine Hosentasche, zog eine Zehndollarnote heraus und legte sie in den Gitarrenkoffer.
    Der Typ lächelte und zeigte seine kleinen tabakgelben Zähne. »Danke, Mann. Sehr willkommen.«
    Sam blieb stehen und stieß schließlich mit banger Stimme hervor: »Glaubst du…«
    Schon verschlug es ihm die Sprache. Der Typ sah ihn erwartungsvoll an und sagte dann auffordernd: »Ja? Was denn?«
    Die Hitze war schier unerträglich und Sam kam es so vor, als falle ihm das Atmen von Sekunde zu Sekunde schwerer.
    »Ich… ich… ich spiele auch Gitarre, aber bin mir nicht so sicher…«
    Das schien den Typen zu erheitern. »Das kenne ich.«
    Dann merkte er, dass es Sam ernst war. Er sprang auf, zog sich den Gitarrengurt über den Kopf und reichte Sam das Instrument. »Na los, spiel einfach mal ein paar Akkorde. Hast schließlich auch dafür bezahlt.«
    Sams Schulter schmerzte, trotzdem wandte er den Kopf zur Seite und legte sich den Gurt um. Mit der Linken umfasste er den Hals der Gitarre, dann schloss er die Augen.
    Zögernd, ganz behutsam legte er die Finger auf die Saiten.
    Die Leute auf der Straße, die eigentlich auf dem Sprung in das Casino waren, um dieser gnadenlosen Hitze zu entgehen, blieben plötzlich stehen, so flüssig und so überzeugend spielte Sam. Der Junge hatte es drauf!
    Als Sam mit seinem Stück zu Ende war, warfen ihm einige der Zuhörer ein paar Münzen in den Koffer. Sam wollte die Gitarre schon an den Musiker zurückgeben, aber der Typ schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Du spielst. Wir teilen uns die Kohle.«
    Und die Musik mit der ihr eigenen Sprache brachte mit einem Mal ans Licht, was Sam entglitten war. Erinnerungen an Las Vegas tauchten wieder auf. Jetzt wusste er es wieder, er war mit seinem Bruder hier gewesen. Sam kamen die Tränen und er musste sich an eine Palme lehnen,

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