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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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ganz fremd war, was die Sache noch komplizierter machte.
    In dieser Woche setzte Sam seinen Bruder immer am frühen Abend an einem Picknicktisch im Park ab, versorgte ihn mit einem Schokoriegel und einem neuen Gegenstand, den er dort zeichnen konnte, und machte sich auf den Weg zu Emilys Haus. Aber er kam nie herein, ging immer nur mit ihr spazieren. Und auch ohne große Erklärungen, wie kompliziert es in seinem Leben zuging, schien Emily ihn zu verstehen.
    Emily war noch nie jemandem wie ihm begegnet. Er war so anders als die anderen. Anscheinend kannte er sich weder mit Fernsehserien noch mit Promis aus. Meist konnte sie nicht einmal sagen, wann er nur herumblödelte und wann er wirklich keine Ahnung hatte von den Dingen, über die man in ihrem Alter so redete.
    Am Ende der Woche meinte sie, dass ihre Eltern ihn gern kennenlernen wollten. Für sie war das ein gutes Zeichen. Schemenhaft hatte Sam sie ja schon öfter mal von draußen gesehen. Emily lud ihn ein, am nächsten Abend zu ihr zu kommen und zum Essen zu bleiben. Schließlich sagte er Ja.
    Aber was sollte er währenddessen mit Riddle anstellen? Ihn nachmittags für ein paar Stunden allein zu lassen, mochte ja noch angehen, aber wenn er länger wegblieb, würde er sich erst recht um ihn sorgen. Besonders abends.
    Am Schuppen hinterm Haus lehnte ein großer Pappkarton und Sam wusste, dass sein Vater ihn – samt Inhalt – jemandem gestohlen haben musste. Wenn Clarence große Sachen abgriff, brachte er sich in Schwierigkeiten. Es war eine Sache, die Heckenschere von Leuten mitgehen zu lassen, aber eine andere, ihren Flachbildfernseher zu klauen.
    Und wenn es diesmal hieß »Wir hauen hier ab«, dann würde es nicht einfach sein, in den Lkw zu steigen und einfach wegzufahren, das wusste Sam.
    Aber diesen Gedanken verbot er sich. Er musste darüber nachdenken, was er mit Riddle anstellen sollte. Schließlich beschloss er, ihn ins Kino zu setzen und ihm zu sagen, dass er sich den gleichen Film zweimal hintereinander anschauen sollte. Filme waren etwas ganz Besonderes für sie beide. Sam konnte an zwei Händen abzählen, wie oft sie schon in einem richtigen Kino gewesen waren. Er hoffte bloß, dass Riddle sich nicht über das ganze Popcorn hermachen würde, das überall verstreut am Boden rumlag. Einmal waren sie in ein Cineplex-Kino gegangen und mit einer Plastiktüte voll mit Fastfoodresten wieder herausgekommen; für Riddle war es wie ein Sechser im Lotto gewesen.
    Deshalb gab Sam ihm diesmal etwas Geld, damit er sich seine eigenen Snacks kaufen konnte, und steckte ihm noch eine Flasche Limo in die Jackentasche. Er beobachtete seinen kleinen Bruder, während der Platzanweiser an der Kinotür seine Eintrittskarte abriss. Sam hatte einen Film mit Robotern für ihn ausgesucht und Riddle machte große Augen vor lauter Aufregung.
    Sam wollte ihn nach Ende der beiden Vorstellungen treffen – in mehr als vier Stunden also –, und zwar an der Parkbank zwei Straßen weiter, auf der er sonst auch immer saß.
    Seit er Riddle den Kopf hatte rasieren lassen, sah er noch jünger und verletzbarer aus. Aber Sam fand den Haarschnitt gut. Riddles große graue Augen und seine Verschwiegenheit schüchterten die Leute ein.
    ***
    Emily wartete wie immer auf der Veranda, als er kam. Sie gingen nicht gleich ins Haus, sondern saßen dort noch eine Weile nebeneinander. An dem ersten Abend damals, als er sie zu Fuß zurück nach Hause begleitet hatte, hatte er ihr erzählt, dass er sich draußen wohler als drinnen fühlte.
    In der Küche hörte Debbie im Radio das Wochenendjournal. Ab und zu warf sie einen Blick zu Jared, der am Küchentisch Hausaufgaben machte. Es hielt ihn kaum auf seinem Hocker und er zog ein beleidigtes Gesicht.
    »Warum darf ich nicht zu ihnen raus?«, fragte er.
    Debbie schnitt weiter die Tomaten für den Salat. »Weil deine Schwester dich da jetzt nicht gebrauchen kann.«
    Jared klappte das Schulheft zu. »Aber ich will ihn auch sehen.«
    Debbie erging es nicht viel anders, aber sie sagte nur: »Das wirst du schon noch.«
    »Wann?«
    Bevor Debbie ihm darauf antworten konnte, tauchten die beiden plötzlich in der Küchentür auf.
    Debbie bemerkte gerührt, wie nett sie miteinander wirkten. Der Junge sah auch ganz anders aus, als sie ihn von ihrer ersten flüchtigen Begegnung hinter der Kirche in Erinnerung hatte.
    Dieser Junge, oder besser: dieser junge Mann, war unglaublich hübsch. Er hatte blaue Augen, feine Gesichtszüge und war zwar sehr schlaksig, aber

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