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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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der ihr da gerade gekommen war. Ihre Stimme zitterte, als sie ihn laut aussprach.
    »Was ihr mir eigentlich sagen wollt, ist, dass… dass mit ihm etwas nicht stimmen muss, wenn er so aussieht, wie er aussieht, und mich mag, hab ich recht? Weil er dann nämlich in Bo Chubbuck verliebt sein müsste, die einfach alle Jungs scharf finden – oder? Oder in Emma Allgyer, mit der sogar die Lehrer flirten!«
    Ihr Vater erwiderte: »Wie kannst du nur!«
    Aber Emilys Mutter blickte an ihr vorbei, als wäre ihr plötzlich noch etwas anderes in den Sinn gekommen. Und beruhigend wirkte das nicht gerade.

11
    Sam kam nach einem einstündigen Marsch durch den Regen völlig durchnässt bei der Parkbank an und kein Riddle war zu sehen. Fünfzehn Minuten lang wartete er dort auf ihn, dann ging er ängstlich besorgt den Weg zum Kino zurück, in der Hoffnung, unterwegs auf ihn zu stoßen.
    Aber vergeblich.
    Der Platz vor dem Kino sah ziemlich verlassen aus, obwohl es Samstagabend war. Regen und Roboter schienen das Publikum abzuschrecken. Auch hier weit und breit keine Spur von Riddle.
    Sams Puls beschleunigte sich und eine innere Stimme meldete sich zu Wort und sagte, der ganze Abend sei ohnehin ein einziger Fehler gewesen. Er hätte nicht zu Emily zum Essen gehen dürfen. Ihre Eltern hatten sich zwar Mühe gegeben, nett zu ihm zu sein, aber er hatte genau gespürt, dass sie ihm nicht über den Weg trauten.
    Das Schlimme daran war, sie hatten recht.
    Er hätte seinen kleinen Bruder schlicht und einfach nicht alleine lassen dürfen. Wenn er nun schon nach Hause gegangen war? Sam konnte sich nur zu gut vorstellen, was für Ablenkungen ihn bei diesem Wetter und im Finstern vom Weg abgebracht haben mochten. Er hatte sich bestimmt verirrt oder, schlimmer noch, es war ihm etwas zugestoßen.
    Sam begann zu laufen. Bis zu dem muffigen alten Haus in der Needle Lane, einer Seitenstraße der River Road, waren es dreieinhalb Meilen. Sam legte sie in genau fünfundzwanzig Minuten zurück. Er stürmte ins Haus und rief laut nach seinem kleinen Bruder. Wieder keine Antwort.
    Und es war nicht festzustellen, ob er schon da gewesen und wieder weggegangen oder noch gar nicht nach Hause gekommen war. Auch sein Vater war nirgends zu sehen – das war das einzig Positive an diesem Abend.
    Dann fiel Sam plötzlich ein, dass er vielleicht im Kino hätte nachsehen sollen, ob Riddle immer noch dort war.
    Er machte also kehrt und rannte die ganze Strecke im Regen wieder zurück. Mittlerweile war er klatschnass, fror erbärmlich und war erschöpft nach dem zweiten Dreieinhalbmeilenlauf.
    Mit den zehn Dollar, die er noch in der Tasche hatte, kaufte er sich eine Eintrittskarte. Erst an der Kinotheke merkte er, wie hungrig er war. Am Tisch mit Emilys Familie hatte er gar keinen Appetit gehabt. Jetzt dagegen hätte er alles für ein Stück von dem Huhn mit der komischen Senfsoße gegeben.
    Vielleicht bekam er sein Geld zurück, wenn er den Kinosaal durchsucht hatte. Er konnte ja sagen, dass es ein Notfall war. Wenn das hier kein Notfall war, dann wusste er es auch nicht. Lügen war nicht seine Stärke, also würde er bei dieser Version bleiben. Eine größere Ironie gab es wohl nicht – sein Vater konnte nicht die Wahrheit sagen, Sam nicht lügen.
    Sam drängte sich durch die Doppeltür in den Kinosaal und musste einen Moment lang stehen bleiben und abwarten, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann suchte er den dünn besetzten Zuschauerraum nach seinem Bruder ab.
    Kein Riddle.
    Er wollte gerade wieder gehen, da fiel ihm auf, dass vorne in der ersten Reihe, die er für leer gehalten hatte, ein einzelner Zuschauer saß. Weil der Roboter gerade in einen Schneesturm geraten war, wurde die Leinwand einen Augenblick lang blendend weiß und da entdeckte Sam das Häufchen Mensch, das ganz am Rand der Reihe kauerte.
    Er ging nach vorne und fand dort seinen Bruder, der fest am Schlafen war, während der Roboterfilm bestimmt schon das dritte Mal lief. Riddle hatte sein Telefonbuch zum Kopfkissen und seinen Mantel zur Decke umfunktioniert. Die 3-D-Gläser lagen auf dem Boden und auf den Kinosesseln rechts und links von ihm verstreutes Popcorn und ein paar leere Süßigkeitenpackungen.
    Riddle schlief tief und fest, so wie ein kleines Kind. Sam weckte ihn und bugsierte ihn ins Foyer, aber Riddle lehnte sich an eine Videospielkonsole und schlief gleich wieder ein. Manchmal überforderte es ihn, wenn er zu starken visuellen Reizen ausgesetzt war. Er schien

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