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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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blieb noch, weil sie erst ihren überfälligen Aufsatz in Geschichte schreiben und abgeben wollte. Dann mistete sie den Papierkram in ihrem Schließfach aus und rannte danach auf dem Sportplatz die zwölf Runden, die ihnen ihr Fußballtrainer als regelmäßiges Training auch außerhalb der Fußballsaison empfohlen hatte.
    Sie war wieder sie selbst, nur mit einem Unterschied: Sie hatte jetzt ein Geheimnis.
    Er würde wiederkommen. Das wusste sie.
    Und diesmal würde sie ihn abpassen.
    ***
    Emily stellte den Wecker auf zwei Uhr morgens. Davor würde er wohl kaum kommen. Dann zog sie ihre Lieblingsjeans und ein langärmliges T-Shirt an und ging ins Bett.
    Drei Stunden später, als der Wecker klingelte, war sie sofort hellwach. Sie stand leise auf, zog einen Pulli über, schlüpfte in ihre schaffellgefütterten Stiefel und schlich die Treppe hinunter.
    Als sie an Jareds Zimmer vorbeikam, sah sie bei ihm auf der Bettdecke Felix liegen. Der Hund schlief genauso tief und fest wie Jared. Seine Beine bewegten sich im Schlaf und sein Schwanz zuckte. Neun Jahre lebte er jetzt schon bei ihnen.
    Unten angekommen holte Emily die dicke rote Wolldecke vom obersten Brett des Garderobenschranks und schlüpfte dann zur Haustür hinaus. Draußen wickelte sie sich in die Decke ein, setzte sich in den Schaukelstuhl neben dem Eingang und wartete.
    Überrascht stellte sie fest, dass sie überhaupt nicht müde war. Ganz im Gegenteil. Sie fühlte sich so wach und lebendig wie noch nie. Die Nachtluft war kalt, aber man spürte bereits, dass der Frühling kam. Bald wäre der Winter endgültig vorbei. Wenn sie durch den Mund ausatmete, konnte sie kleine weiße Wölkchen aufsteigen sehen.
    Zuerst hatte sie das Gefühl, die Welt um sie herum müsste entweder tot oder in tiefen Schlaf versunken sein. Aber dann merkte sie, dass das gar nicht stimmte. In einem Baum im Nachbargarten gab ein Vogel seltsame Laute von sich. Ob es eine Eule war? Und irgendein anderes Tier nagte hinter der Garage an etwas – oder grub es ein Loch? Weit in der Ferne konnte sie einen Zug hören. Aus einer anderen Richtung das Bellen eines Hundes.
    Sie saß reglos da, kein einziges Mal schaute sie auf die Uhr. Zehn Jahre von den siebzehn Jahren ihres Lebens hatte sie hier verbracht, aber noch nie hatte sie das Haus, den Garten oder die Straße zu dieser nächtlichen Stunde erlebt.
    Das verdankte sie Sam, dachte sie, durch ihn sah sie ihre eigene Welt mit neuen Augen.
    Und irgendwann während ihres wie aus der Zeit gefallenen, ruhigen Wartens in dieser friedlichen nächtlichen Welt fiel ihr plötzlich auf, dass die Eule nicht mehr schrie.
    Und dann sah sie ihn, in den Schatten auf der anderen Straßenseite. Er kam herüber, auf sie zu. Sie rührte sich nicht. Mit den Augen folgte sie ihm, wie er sich immer näher auf sie zubewegte. Er wusste nicht, dass sie da war.
    Die Nacht war kalt, aber er hatte nur ein kariertes Hemd an, nicht einmal eine Jacke darüber. Fröstelte ihn nicht in der feuchten, kühlen Nachtluft? Ihr fiel auf, dass seine Haare zerzaust waren und er etwas müde wirkte. Aber er sah noch besser aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Falls das überhaupt möglich war.
    Sam schlenderte über die Straße. Die Hände hatte er in den Hosentaschen, den Blick nach unten gerichtet. Er ahnte nicht, dass sie auf ihn wartete. Aber als er bei der gepflasterten Zufahrt vor ihrem Haus angelangt war, stand sie auf und da bemerkte er sie. Er blieb stehen.
    Da ging sie auf ihn zu.
    Sie schritt die drei Stufen vor dem Eingang hinunter, über den schmalen gepflasterten Weg und den Rasen und binnen weniger Sekunden stand sie vor ihm. Sie schaute ihn an und sagte kein Wort, als sie die rote Wolldecke abnahm und um seine Schultern legte, sie alle beide darin einwickelte, während sie ihn nahe zu sich heranzog.
    Ihre Körper berührten sich, die rote Decke hüllte sie beide wie ein Kokon ein. Sie schloss die Augen, zog ihn noch näher zu sich heran und er ließ es mit sich geschehen.
    Er hatte keine Wahl.
    ***
    Als Emily aufwachte, wusste sie, dass es kein Traum gewesen war, denn ihr Gesicht war gerötet, als wäre sie bei dichtem Schneetreiben Ski gefahren und hätte dabei weder Schal noch Mütze getragen.
    Als sie zum Frühstück hinunterkam, fühlte sie sich hundemüde, aber sie strahlte eine Leichtigkeit und Lebendigkeit aus, die ihre Eltern froh und glücklich machte. Natürlich wussten sie nichts von ihrem nächtlichen Erlebnis vor dem Haus. Emily schob sich einen Löffel

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