Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
Vom Netzwerk:
unterbrach sie: »Nein, viel mehr. Ich weiß nicht, wo Emily diesen Jungen aufgetrieben hat. Ich weiß nicht, wo er herkommt. Aber ich weiß, dass er es noch weit bringen wird!«
    Die Stimme ihrer Mutter klang jetzt, als würde sie ihn beruhigen wollen. »Schon gut, schon gut. Im Moment ist er einfach nur ein siebzehnjähriger Jugendlicher. Er ist –«
    Aber Emilys Vater unterbrach sie erneut. »Er muss zu mir am College in den Musikunterricht kommen! Wenn er bisher zu Hause unterrichtet wurde, braucht er einfach nur eine Sonderprüfung abzulegen und dann wird er zugelassen. Die Prüfung besteht er mit links und danach –«
    Jetzt unterbrach ihn Emilys Mutter. »Tim, jetzt mach mal langsam. Du musst doch erst mal rausfinden, ob Sam das überhaupt möchte. Und Jugendliche, die zu Hause unterrichtet worden sind, haben normalerweise Eltern mit sehr klaren Vorstellungen, was die Erziehung ihrer Kinder betrifft. Du musst mit seinem Vater reden, du musst –«
    Aber Tim Bell wollte davon nichts hören. Er sah für Sam Smith bereits ganz klar eine Zukunft als Musiker vor sich.
    Emily gab ihren Horchposten auf.
    Ihr Vater hatte große Pläne mit Sam. Konnte gut sein, dass Freunde manchmal mehr Probleme mit sich brachten als Feinde.
    ***
    Riddle spürte mehr als jeder andere, wenn etwas sich veränderte. Und deshalb wusste er auch schon vor Sam, dass etwas anders war mit ihm.
    Riddle saß draußen im Freien und beobachtete die Ameisenstraße, die sich auf ein kleines Loch in der lehmigen rostroten Erde zubewegte und darin verschwand. Hinter ihm im hohen Gras saß Sam und telefonierte. Aber Riddle konnte nicht verstehen, was er sagte. Er wollte auch nicht verstehen, was er sagte.
    Er kommt und geht jetzt immer. Und wenn er hier ist, ist er gleichzeitig weit weg. Ein Teil von ihm ist weg, selbst wenn er wieder zu mir kommt.
    Ich folge ihm, so oft ich kann, wenn er mich folgen lässt.
    So wie die Ameisen, die aufeinanderfolgen.
    Sam ist der Einzige, der für mich zählt.
    Und wenn ich meinen Sam verliere, bleibt mir nichts.
    Riddle beugte den Kopf nach unten und presste sein linkes Ohr fest an die lehmige Erde. Sie fühlte sich nass und kalt an. Aber von hier aus konnte er genau beobachten, wie sich die Ameisen bewegten.
    Sie waren jetzt mit ihm auf einer Höhe. Und von so nah schienen sie ihm blind zu sein, als ob sie sich mit suchenden Antennen und tastend, schmeckend, riechend voranbewegen würden.
    Riddle erinnerte sich daran, wie Sam einmal gesagt hatte, die Ameisen marschierten nur, wenn sie auf Nahrungssuche seien. Sie würden andere Ameisen berauben und sie zu ihren Sklaven machen.
    Blinzelnd sah er an den jetzt großen Ameisen vorbei zu seinem ihm jetzt klein erscheinenden Bruder weiter hinten.
    Hat jemand meinen Sam gefangen?
    Ist er jetzt auch ein Sklave?
    ***
    Die Bells wollten seinen Vater kennenlernen.
    Undenkbar.
    Um nichts in aller Welt. Da konnten sie so lange betteln, wie sie wollten, aber: Nein. Niemals. Auf keinen Fall.
    Sein Vater ruinierte alles.
    Das war schon immer so gewesen.
    Und würde auch so bleiben.
    Würde Emilys Vater alles ruinieren, indem er darauf bestand?
    Aber Tim und Debbie Bell verlegten sich darauf, seinen Bruder kennenlernen zu wollen. Sie baten und bettelten, bis Sam schließlich sagte, er würde darüber nachdenken. Und irgendwann willigte er ein, erschöpft von so viel Hartnäckigkeit.
    Vielleicht gingen ihnen ja die Augen auf, wenn sie Riddle kennenlernten. Und sie würden eine Ahnung davon bekommen, was es mit seinem Leben auf sich hatte.
    Wer weiß, vielleicht verstanden sie ihn dann und stellten keine weiteren Fragen mehr. Ihm reichte schon, dass Emily ihm Fragen stellte.
    Nur ihr zuliebe warf er das Handy und die goldene Armbanduhr nicht einfach auf die Rasenfläche vor dem Haus und machte sich davon – für immer.
    ***
    Was war besser, zusammen in ein Restaurant essen zu gehen oder zu Hause zu bleiben?
    Wo würden sie sich wohler fühlen?
    Emily beschloss, dass Zu-Hause-Bleiben besser war. Da wäre es zwar schwieriger, ihren Vater zu bändigen und ihn davon abzuhalten, Sam in sein Studio hinabzuzerren. Aber es sollte ja darum gehen, Sams kleinen Bruder kennenzulernen, und daran müsste ihr Vater sich dann eben auch halten.
    An dem Abend, an dem Sam auf der kostbaren Gitarre ihres Vaters spielte, kehrte sich auf einmal alles um. Ihr Vater verhielt sich seither, als hätte er sich das erste Mal heftig verliebt, und Emily kam sich vor, als wäre sie ein Elternteil. Sie musste

Weitere Kostenlose Bücher