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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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einem heftigen Ruck fuhr der Laster an und mitten in den Wasserlauf hinein. Er war tiefer, als er aussah, aber Clarence hatte anscheinend recht gehabt. Der alte Truck würde es wohl tatsächlich auf die andere Seite schaffen.
    Doch dann sackte der rechte Vorderreifen plötzlich in ein unsichtbares Loch. Die linke Seite des Wagens ragte jetzt hoch aus dem Wasser empor, während die Hinterreifen durchdrehten und Gesteinsbrocken und Wasser in alle Richtungen spritzten.
    Und dann brach die Vorderachse.
    Das Geräusch, mit dem sie brach, klang wie ein Schuss und hallte durch den ganzen Wald.
    ***
    In den vergangenen zwölf Jahren hatten sie schon die verschiedensten Lkws gehabt, aber diese Bestie hier fuhren sie erst, seit sie in der Nähe von Tucson gewohnt hatten. Jetzt rührte sie sich nicht mehr, steckte fest, mitten in einem Wasserlauf an einem steilen Gefälle am Ende der Welt.
    Clarence blieb hinter dem Steuer sitzen. Er stieg nicht aus. Sam gab Riddle ein Zeichen und die beiden gingen zu einem umgestürzten Baum an der dem Berg zugewandten Seite der Straße und setzten sich dorthin, um die nächste Episode des Lebens mit ihrem Vater abzuwarten.
    Es war so still hier.
    Sam hörte nur den Klang des Windes in den Kiefernspitzen, nichts weiter als ein leises Raunen.
    Dann, nach und nach, nahm er auch andere Geräusche wahr. Die Vögel und die Streifenhörnchen. Den vorbeischießenden Wasserlauf. Den lauteren Fluss tief unter ihnen in der Ferne.
    Und all die Geräusche wurden zu Musik in seinem Kopf. Verwandelten sich in Instrumente. Nur die Streicher musste er noch hinzufügen, schon war es eine Symphonie. Er schloss die Augen und stellte sich vor, wie er das Stück spielen würde. Eine aufwühlende Melodie vor dem Hintergrund eines zornigen anhaltenden Rhythmus. Jetzt glitten seine Finger über die alte Gitarre. Riddle hustete und Sam integrierte auch dieses Geräusch in seine Komposition, machte daraus ein Becken.
    Er saß in einem Wald oberhalb eines Wüstenplateaus, doch er war ganz und gar entrückt. An einem anderen Ort. In Sicherheit. Wie lange noch, das wusste er nicht. Genau das Gleiche geschah auch immer, wenn er Gitarre spielte, aber jetzt erlebte er es mitten in der Natur, am Rand eines Berges neben seinem kleinen Bruder.
    Die Musik endete abrupt, als sich die Tür des Lasters öffnete. Sam riss erschreckt die Augen auf und sein ganzer Körper verkrampfte sich in Erwartung dessen, was jetzt kommen würde. Er blickte zur Seite und sah, wie Clarence aus dem feststeckenden Fahrzeug stieg. In der Hand trug er sein Gewehr. Riddles Augen huschten zu Sam hinüber. Was nun? Aber Sams Blick drückte Zuversicht aus – Alles wird gut –, was natürlich nicht der Wahrheit entsprach.
    Und dann stand Sam in seiner ganzen jungenhaften Schlaksigkeit auf. Die Musik in seinem Kopf schwoll wieder zu voller Lautstärke an und er ging geradewegs auf seinen Vater zu.
    ***
    Clarence hatte nur einen einzigen Gedanken und der bedrängte ihn von allen Seiten. Die Straße. Der Lastwagen. Der tote Baum in der Ferne. Die Stimme in seinem Kopf sprach jetzt zu ihm.
    Alles hat einmal ein Ende. Ja. Alles hat einmal ein Ende.
    Er würde es zu nichts bringen, wenn er die Jungen weiter bei sich behielt.
    Und das durfte nicht geschehen.
    Er hatte sein Bestes gegeben. Nein, weit mehr als das. Und sie hatten ihn enttäuscht. Wie so viele vor ihnen.
    Sie hatten eine Grenze überschritten und jetzt gab es kein Zurück mehr. Das hätte ihm schon früher klar sein müssen. Aber jetzt bot sich eine Gelegenheit. Ja. Jetzt sah er es in aller Deutlichkeit.
    Er würde die Jungen von ihrem Elend befreien. Der jüngere war ein Schwachkopf. Das war eindeutig. Konnte nicht mal richtig atmen. Und der ältere war sein Beschützer, ihm treu ergeben. Die Frage war jetzt nur noch, wen von beiden er als Erstes niederstrecken sollte.
    Sobald er es hinter sich gebracht hatte, würde er verschwinden. Noch weiter ins Gebirge. Er wusste, wie man überlebte, klar doch. Er hatte schließlich lange in Alaska gelebt. Er würde jagen gehen und fischen, bis der Sturm vorüber war. Und wenn er dann in ein paar Monaten aus der Wildnis zurückkehrte, dann würde er noch mal von vorne anfangen. Und in den Norden gehen.
    Alles hat einmal ein Ende.
    Ja. Alles hatte mal ein Ende.
    ***
    Clarence nahm das Gewehr in die Hand und vergewisserte sich, dass es geladen war. Dann öffnete er die Wagentür und trat in das eiskalte Wasser. Von hier aus sah er, wie Sam sich von dem

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